aaa- uftakt
An den Anfang setzen wir diesmal eine fiktionale Kurzgeschichte. Sie berichtet von einer Französischen Revolution der anderen Art: die Herrschaft der Nukleokratie wird abgestreift; ehemalige Entscheidungsträger*innen tragen nun an den Folgen des Desasters. Allerdings ist die Wende nicht aus freien Stücken eingetreten. In dieser Geschichte brauchte es erst ein katastrophales Klimaereignis, um die Erkenntnis reifen zu lassen.
Dass es soweit gar nicht kommt, auf diese Hoffnung stützen sich die Bemühungen vieler anti-Atomengagierter; mit Hilfe unermüdlich vorgetragener Argumente treten sie einem erneuten Ausstieg aus dem Ausstieg in Deutschland entgegen. Die Ärzt*innen der ippnw haben diese prägnant zusammengefasst; ein Journalist referiert kenntnisreich, was viele
seiner Kolleg*innen sich mal zu Gemüte führen und dann hinter die Ohren schreiben sollten.
„Feenstaub“ nennt er die Erzählungen, mit denen für eine Rolle rückwärts in der
Energiepolitik geworben wird.
Zwei Beiträge helfen beim Entzaubern: wie belastbar sind die Illusionen, die manche
gerne über die fantastischen Möglichkeiten der Kernfusion verbreiten? Und bietet
Künstliche Intelligenz die Chance, Krisen zu bewältigen, oder verschärft sie nicht eher
zerstörerische Entwicklungen? Irgendwie wollen wir festhalten an der Vorstellung,
mit dem Vortragen und Einordnen von Sachverhalten müsste es möglich sein, für
vernunftgeleitete Entscheidungen die Unterstützung von Mehrheiten zu finden.
Wenn wir uns so umschauen, dann wachsen daran allerdings die Zweifel.
Wir kommen nicht darum herum, zur Kenntnis zu nehmen, wie es interessierten Gruppen
zunehmend gelingt, den Klimawandel zu leugnen – trotz der Brände, der Hochwasser,
der verheerenden Dürren, die sich vor aller Augen ereignen. Der Artikel, der das
anschaulich beschreibt, schafft eine gute Überleitung:
wir könnten einigermaßen fassungslos vor diesem Phänomen stehen, hätten sich nicht schon vor über achtzig Jahren Soziolog*innen systematisch Gedanken darüber gemacht. An deren Arbeiten knüpfen die Untersuchungen der Leipziger Autoritarismusstudien an. Ihre einleitenden Erklärungen zum „Stand rechtsextremer Einstellungen in Deutschland 2024“ geben wir hier in Auszügen wieder. Weit davon entfernt, für Verständnis dafür zu werben, bieten sie Muster an, um zu verstehen, was passiert.
Während wir dieses Heft zusammenstellen, gehen Menschen zu zehntausenden auf die Straße. Sie demonstrieren gegen die rasende Verschiebung des Diskurses nach rechts. Das ist dringend notwendig und gut. Ein bisschen Wasser müssen wir in diesen Wein giessen: In dem Moment, in dem die Warnung vor der drohenden Gefahr von rechts verbunden ist mit einem Bekenntnis zu dem, was als die Mitte – was als normal – angesehen wird, verschwindet der Blick auf die Bedingungen, unter denen die Katastrophe so gut wie unweigerlich angesteuert wird. „Eine Ökologie, die nicht das Profitsystem bekämpft, hat keine Zukunft.“ so lassen wir Lucien Sève den Themenschwerpunkt abrunden.
Am Schluss steht unser Appell, (Mit-)Empfinden mit einem klaren Blick auf Ursachen zu verbinden.