Nr. 314    Erscheinungtermin: 11.11.2025
Fort - Schritt
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Fort - Schritt / Auf dem Prüfstand: Fusion, KI und Co
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72 Seiten
November 2025
Preis: 5,00 EUR



Inhaltsverzeichnis
aaa-uftakt

Verteidigungsnahe Hackathons ...

... und atomwaffenfähige Materialien im FRM II -
Kritischer Bericht zur sicherheitspolitischen Problematik an der TU München

(ohne Namensnennung zugesandter Meinungsbeitrag)

Die Technische Universität München (TUM) zählt zu den renommiertesten Hochschulen Europas und ist traditionell dem zivilen Fortschritt in Wissenschaft und Technik verpflichtet. ln den letzten Jahren mehren sich jedoch Hinweise. dass sich der Charakter der Einrichtung verändert hat insbesondere durch die aktive Beteiligung an Verteidigungstechnologien im Rahmen von Drohnen und Defence-Hackathons. Diese Entwicklung ist sicherheitspolitisch problematisch, insbesondere im Kontext der fortgesetzten Nutzung hochangereicherten Urans (HEU) und der Lagerung plutoniumhaltiger abgebrannter Brennelemente am Forschungsreaktor München 11 (FRM Il) auf dem Campus Garching. Dieser Bericht zeigt auf, warum die Kombination dieser Faktoren - Verteidigungstechnologie, potenziell kernwaffenfähige Materialien und fehlende institutionelle Trennung - ein ernstzunehmendes Risiko für die internationale Proliferationssicherheit darstellt.

1. Hochangereichertes Uran am FRM II

Der FRM II verwendet hochangereichertes Uran (HEU) mit einem Anreicherungsgrad von bis zu 93 % Uran-235 -technisch identisch mit waffentauglichem Uran. Brennelemente werden in regelmäßigen Abständen importiert, vor allem aus Russland. Die Nutzung von HEU in zivilen Forschungsreaktoren gilt seit Jahrzehnten als sicherheitspolitisch bedenklich und steht im Widerspruch zu internationalen Bemühungen zur Reduktion waffenfähigen Materials im zivilen Bereich (Global Threat Reduction lnitiative). Deutschland hatte sich verpflichtet. den Reaktor auf niedrig angereichertes Uran (LEU geringer als 20%) umzurüsten – dies wurde aber immer wieder verschoben und technisch als „nicht möglich” dargestellt. Derweil wird weiter HEU verwendet.

Kritisch: HEU ist direkt waffentauglich. Der Zugriff auf nur wenige Kilogramm könnte im Kontext internationaler Spannungen eine ernsthafte Proliferationsgefahr darstellen – insbesondere wenn institutionelle Sicherheitsgrenzen verwischen.

2. Plutoniumbildung im Reaktorbetrieb

Obwohl der FRM II kein Brutreaktor ist, entsteht durch Neutronenbeschuss von Uran-238 zwangsläufig Plutonium (hauptsächlich Pu-239) in den Brennelementen. Die Verweilzeit der Brennelemente beträgt nur etwa zwei Monate, was ideal für die Bildung von waffenfähigem Plutonium ist. Der Isotopenanteil von Pu-239 bleibt in diesem Zeitraum vergleichsweise hoch. Nach der Nutzung werden die abgebrannten Brennelemente am Standort Garching zwischengelagert, mittlerweile mehrere Dutzend.

Kritisch: Selbst wenn das Plutonium schwer zugänglich ist, stellt die Lagerung eine potentielle Quelle für waffenrelevantes Material dar – insbesondere, wenn andere sicherheitsrelevante Aktivitäten gleichzeitig am Campus stattfinden.

3. Verteidigungsnahe Hackathons und
Drohnenentwicklung an der TU München

ln den Jahren 2023-2025 fanden an der TUM mehrere sogenannte „Defence Tech Hackathons“ statt - unter anderem im Juni 2025 mit Beteiligung des ukrainischen Verteidigungsministeriums, NATO-naher Akteure und Drohnenentwickler. Ziel war die Entwicklung von Systemen zur Drohnenabwehr, zur autonomen Kriegsführung und zur KI-gestützten Sensorik im Kontext aktueller Kriege. Auch Unternehmen aus dem militärischen Sektor sowie Vertreter von Verteidigungsministerien waren involviert. Der Campus Garching war wiederholt Veranstaltungsort dieser verteidigungsnahen Formate.

Kritisch: Ein ziviler Wissenschaftsstandort, der gleichzeitig militättechnologische Entwicklungen fördert und waffenfähiges Material vor Ort lagert, untergräbt die Trennung zwischen ziviler Forschung und militärischer Nutzung - ein zentrales Prinzip des Nichtverbreitungsvertrags (NPT).

4. Proliferationsrisiken durch Kombination ziviler Forschung mit Verteidigung

Die Kombination von drei Faktoren am Standort TU München erzeugt ein gefährliches Spannungsfeld:

  1. Zugang zu kernwaffenfähigem Uran (HEU)
  2. Verfügbarkeit von waffenplutoniumhaltigem Material aus abgebrannten Brennelementen
  3. Verteidigungsnahe Technologieförderung inklusive Beteiligung internationaler Akteure

Diese Mischung erzeugt nicht nur ein erhöhtes Spionagerisiko. sondern auch ein moralisches und politisches Dilemma. Die TU München verliert dadurch aus sicherheitspolitischer Sicht den Status einer rein zivilen Forschungseinrichtung.

5. Forderung:
Aufgabe der Handhabung von HEU und Plutonium an der TUM

Aus Sicht der Nichtverbreitung und der internationalen Verantwortung muss die Konsequenz klar sein:

  • Keine weitere Nutzung hochangereicherten Urans am FRM II
  • Zügige Umrüstung auf LEU-Brennstoff
  • Abtransport der abgebrannten Brennelemente aus dem Lager Garching
  • Klare institutionelle Trennung von verteidigungstechnologien und kerntechnischen Anlagen

Die Bundesrepublik Deutschland. als Unterzeichnerstaat des Atomwaffensperrvertrags (NPT). hat sich zur Minimierung waffenfähiger Materialien im zivilen Sektor verpflichtet. Es ist nicht haltbar. wenn ausgerechnet eine deutsche Spitzenuniversität beide Sphären - Verteidigung und kernwaffenrelevante Technik - unter einem Dach vereint.

Fazit

Die Technische Universität München sollte sich dringend einer sicherheitspolitischen Neubewertung unterziehen. Die Kombination aus verteidigungsnaher Forschung und dem Zugriff aur potenziell kernwalfenfähige Materialien gefährdet den Ruf der Institution, schwächt internationale Abrüstungsbemühungen und öffnet langfristig Tür und Tor für Proliferationsrisiken. Deutschland muss glaubwürdig bleiben.

Forschung darf exzellent sein - aber sie muss klar zivil bleiben.

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