Warum beteiligt sich die Redaktion der anti-atom-aktuell am prekaer-camp?

Link: prekaer-camp.org
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„Wendet Ihr Euch jetzt einem anderen Thema zu?“ wurden wir gefragt. Die Frage liegt nahe: immerhin haben wir uns als Redaktionsleute an einer Veranstaltungswoche beteiligt, auf derem Programm kein einziges der typischen antiAtom-Themen stand. Und wir engagieren uns dafür, dass im kommenden Jahr der Bundeskongreß der entwicklungspolitischen Aktionsgruppen BUKO 29 sich das Thema „Energie als Versprechen – Energie als Beute“ vornimmt. Ist uns also der Bereich antiAtom zu fad geworden? Unsere Antwort ist eindeutig. Nein.

Nach wie vor ist die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen der zentrale Punkt unserer politischen Aktivität. Wenn es anders wäre, müssten wir die Gestaltung einer Zeitung mit dieser Zielsetzung anderen überlassen. Wenn wir uns jetzt im Zusammenhang der Widerstände gegen Sozialraub engagieren, wenn wir für uns das Thema Weltpolitik auf die Tagesordnung setzen, dann tun wir das, weil es eben keine anderen Themen sind, sondern nur andere Teile unseres Themas.

Fast klingt es wie ein alter Hut. Wir sagen es trotzdem noch einmal: Das Engagement in der antiAtom Bewegung ist für uns mehr als nur der Kampf gegen eine Technologie, die Umwelt und Menschen gefährdet und zerstört. Wir sehen einen Zusammenhang zwischen der zivil-militärischen Nutzung der Atomenergie und der kapitalistischen Globalisierung weltweit. Beides beruht auf einer Gesellschaftsstruktur, in der Profit mehr zählt als Menschenleben. Beides erneuert beständig eine Struktur, die in immer mehr Bereichen Menschen der Verwertungslogik unterwirft. Für einen größer werdenden Teil der Bevölkerung bedeutet das Verarmung und Ausgrenzung.

Soziale Bewegung kann sich auf einen Punkt konzentrieren – sie darf sich in ihrer Wahrnehmung aber nicht darauf beschränken. Mit zahlreichen aaa-Themenheften haben wir uns in der Vergangenheit bemüht, den Blick über den Tellerrand zu öffnen und Zusammenhänge herzustellen. Mit den Montagsdemos im vergangenen Jahr ist öffentlich wahrnehmbar geworden, was sich in der Bundesrepublik seit langem tut. Was vielen Menschen unter den Nägeln brennt, ist die zunehmende Verunsicherung ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen. Dafür steht dieses neue Modewort „Prekarisierung“.

Vielleicht war es nicht sehr glücklich, die Veranstaltungswoche zu einem Thema, das viele angeht, so zu nennen, dass fast niemand es versteht: prekär-camp Trotzdem: das Anliegen finden wir gut. Dieser Prekarisierung nachzugehen, unterschiedliche Aspekte näher zu beleuchten und zu diskutieren, Perspektiven zu entwickeln, sich politisch einzumischen, das stand auf der Tagesordnung des prekär-camp. Davon wollten wir lernen, hier wollten wir uns einbringen. Und die antiAtom-Bewegung hat vieles, was sie einbringen kann.


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