Uyombo Widerstand gegen ein AKW an Kenias Küste von aaaRed Unbehagen und Wut nehmen zu über die Bestrebungen, das erste AKW des Landes in Uyombo an der Küste von Kilifi zu bauen, wo weiße Sandstrände, Korallenriffe und Mangrovensümpfe zu finden sind Die weißen Sandstrände von Kilifi County haben es zu einem der beliebtesten Reiseziele Kenias gemacht. Hotels und Strandbars säumen die 165 Meilen (265 km) lange Küste. Fischer beliefern die Restaurants des Bezirks mit frischen Meeresfrüchten. Und Besucher*innen verbringen ihre Tage mit Bootfahren, Schnorcheln an Korallenriffen oder Vogelbeobachtung in dichten Mangrovenwäldern. Doch schon bald könnte an dieser idyllischen Küste Kenias erstes AKW stehen: das Land treibt die Atomenergiepläne voran. 2027 soll der Bau des Atomkraftwerks soll beginnen, 2034 soll es in Betrieb gehen. Die Vorschläge haben in Kilifi heftigen Widerstand ausgelöst. In einem Gebäude am Mida Creek, einem sumpfigen Bayou, der für seine Vogelwelt und Mangrovenwälder bekannt ist, treffen sich regelmäßig mehr als ein Dutzend Naturschutz- und Menschenrechtsgruppen, um über die geplante Anlage zu diskutieren.
Die Umweltaktivistin Phyllis Omido, die die Proteste anführt, berichtet von einem solchen Treffen. Der Swahili-Slogan bedeutet „Atomkraft ablehnen“ und ist die Abkürzung für „Kenya Anti-Nuclear Alliance“. Eine Klage, die die Anwälte Collins Sang und Cecilia Ndeti im Juli 2023 im Namen der Bewohner*Innen von Kilifi beim Umweltgericht eingereicht haben, zielt darauf ab, den Bau des AKW zu stoppen, mit dem Argument, dass der Prozess „überstürzt“ und „illegal“ gewesen sei und dass Beteiligungsversammlungen nicht öffentlich stattfinden. Sie fordern, dass die Nuclear Power and Energy Agency (Nupea) nicht mit der Festlegung eines Standorts für das AKW fortfahren sollte, bevor Gesetze und angemessene Sicherheitsvorkehrungen in Kraft sind. Im November reichten die Menschen in Kilifi eine Petition beim Parlament ein, in der sie eine Untersuchung forderten. In der Petition wird kritisiert, dass die Einheimischen nur begrenzte Informationen über die geplante Anlage und die Kriterien für die Auswahl bevorzugter Standorte bekommen hätten. Es werden Bedenken geäußert über die Risiken für Gesundheit, Umwelt und Tourismus im Falle einer nuklearen Katastrophe. Die Regierung treibe ein „hochriskantes Unternehmen“ voran ohne angemessene rechtliche und Katastrophenschutzmaßnahmen. In der Petition werden auch Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und des Umgangs mit radioaktivem Abfall in einem Land geäußert, das anfällig für Überschwemmungen und Dürren ist. Der Senat setzte die Untersuchung aus, bis die Klage angehört würde.
Peter Musila, ein Meereswissenschaftler, der die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf Korallenriffe beobachtet, befürchtet, dass ein AKW das Leben im Wasser bedrohen wird. Die Korallenbedeckung im Watamu Marine National Reserve, einem Schutzgebiet nahe der Küste von Kilifi, hat sich in den letzten zehn Jahren verbessert, und Musila befürchtet, dass die thermische Verschmutzung durch das AKW diese Fortschritte zunichte macht. „Das AKW könnte verheerende Schäden anrichten.“ In Mida machen sich diejenigen, die von Land und Meer leben, Sorgen um ihre Zukunft – darunter Arbeiter*innen im Tourismus, Fischer, mehrere Dutzend Imkergruppen und Schmetterlingszüchter rund um den Arabuko-Sokoke-Wald. Der Wald ist ein Unesco-Biosphärenreservat. Justin Kenga, 51, ein Reiseveranstalter aus der Stadt Watamu, sagt: „Im Tourismus sind wir von der Artenvielfalt um uns herum abhängig – unsere Tourist*innen sind sich der Umwelt sehr bewusst – also wird alles, was unsere Umwelt verändern oder zerstören kann, unsere Lebensgrundlagen zerstören. Deshalb sagen wir Nein zu der Anlage“, sagt Kenga.
Unterdessen nehmen die Spannungen zwischen anti-Atom-Aktivisten und der Regierung zu. Die Nuclear Power Authority (Nupea) wurde kritisiert, weil sie eine Veranstaltung zur Beteiligung der Öffentlichkeit heimlich durchführte, bei der sie ihre Absicht rechtfertigen wollte, ein AKW im Dorf Uyombo in Matsangoni im Bezirk Kilifi zu errichten. Das planten sie so, weil sie wussten, dass die Mehrheit der örtlichen Bevölkerung gegen den Plan zum Bau des AKWs ist. Das AKW hat den Nupea-Beamten mehr Feindseligkeit und Ablehnung als Unterstützung eingebracht. Die gesamte Gemeinde hatte zu einem 16. Dez. 2023 zu einem Forum eingeladen, um über die Auswirkungen des AKWs zu beraten. Doch Nupea hatte die Gefahr gewittert und organisierte in aller Eile einen dreitägigen Workshop für handverlesene Teilnehmer*nnen, um das Forum der Gemeinde zu verhindern. Die Aktion sollte den Versuchen des Sensibilisierungsforums der Uyombo-Gemeinde zu den Auswirkungen der Anlage entgegenwirken, doch zu ihrem Leidwesen wendeten sich diejenigen, die zur Unterstützung der Beamten im Workshop hergebracht worden waren, gegen sie. Am 16. Dezember 2023 brachten Nupea-Beamte heimlich eine Reihe von Anwohner*Innen in die Gemeinde Kilifi, um an dem Workshop teilzunehmen, doch die Aktion stieß auf Gegenwind. Quellen, die in die Vorgänge eingeweiht waren und aufgrund ihrer Stellung in der Gesellschaft um Anonymität baten, beklagten sich über „Hintergedanken“ seitens Nupea, die die Dorfältesten und die örtlichen Verwalter unter Druck setzten, um die Entschlossenheit der Einwohner zu sabotieren und ihre Absicht, das AKW zu errichten, zu rechtfertigen. Obwohl es Nupea gelang, eine beträchtliche Anzahl von Pastoren, Frauen in Führungspositionen und eine Handvoll Journalisten zu versammeln, gelang es ihr nicht, die erforderliche Unterstützung der Bevölkerung für ihr Vorhaben zu gewinnen. Einige Journalisten, die an dem dreitägigen Workshop in einem Hotel in Kilifi teilnahmen, waren sich sicher, dass die Mehrheit der Anwesenden das AKW nicht unterstützte. Ihren Aussagen zufolge wurde der Workshop feindselig, nachdem die Pastoren sich geweigert hatten, die Idee zu übernehmen und so zu Kreuzrittern von Nupeas „Projekt“ zu werden. „Unsere Leute sehen uns als ihre geistlichen Führer an. Wir müssen ihnen den richtigen Weg in geistlichen und weltlichen Angelegenheiten zeigen, also können wir unsere Loyalität nicht verraten“, sagte ein Pastor. Eine Frau, die anonym bleiben wollte, sagte, sie sei von ihrem Dorfältesten aufgefordert worden, nicht am Uyombo-Gemeinschaftsforum teilzunehmen, sondern stattdessen zum Workshop für Öffentlichkeitsbeteiligung in Kilifi zu gehen, als sie auf dem Heimweg aus einem Matatu in Matsangoni ausgestiegen war. „Obwohl ich an dem Workshop teilgenommen habe, habe ich das Projekt in Uyombo nicht unterstützt“, sagte sie. Sie behauptete, erst habe man ihr gutes Geld versprochen, ihr dann aber nur die Fahrtkosten in Höhe von 2.000 Schilling und einen Regenschirm erstattet. Die Anwohner*Innen äußerten die Befürchtung, dass die vom Staatsoberhaupt kürzlich ausgestellten Eigentumsurkunden in die falschen Hände geraten könnten, die sie dann an skrupellose Personen für das unerwünschte AKW verkaufen könnten. Mehrere Bewohner*Innen des Gebiets beklagten, dass das Verfahren durch Unregelmäßigkeiten und Korruption beeinträchtigt sei und dass sie nicht am Verfahren beteiligt wurden, obwohl sie rechtmäßig dort wohnten. „Ein örtlicher Verwalter rief mich an und bat mich, eine Kopie meines Personalausweises zu schicken. So konnte ich einen Titel erhalten und besitze jetzt ein Grundstück in Uyombo“, sagte einer der Begünstigten, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben wollte. Precious Dama, Assistant County Commissioner (ACC) von Matsangoni, bestätigte, dass das Verfahren nicht vorschriftsmäßig war und dass die Regierung diesbezüglich Untersuchungen eingeleitet hat. Justus Kithi Tsofa, ein Umwelt- und Kommunalanwalt, spielte eine entscheidende Rolle bei der Aufklärung der Anwohner*Innen nicht nur über ihre Rechte, sondern auch über die Auswirkungen der Atomkraft auf ihr Leben und die gesamte Region. Der Elektroingenieur Hinzano Mumba sagte: „Wenn es der Regierung wirklich ernst damit ist, umweltfreundlich zu werden, dann sollte sie in andere Möglichkeiten der Stromerzeugung als das AKW investieren.“ Die Geschäftsführerin der CGJEA, Phyllis Omido, sagt, sie werde im Kampf gegen den Bau des AKW nicht nachlassen, bis die Regierung ihr Vorhaben aufgebe. „Wenn die Regierung nicht auf die Nöte der Bewohner*Innen von Uyombo hört, bleibt uns keine andere Wahl, als den Rechtsweg zu beschreiten.“
Die UN-Sonderberichterstatterin für Menschenrechtsverteidiger, Mary Lawlor, äußerte sich während eines Protests im April 2024 besorgt über die Polizeigewalt gegen Menschen in Uyombo. Friedlicher Protest sei mit exzessiver Gewalt, Schlägen, Verhaftungen und Einschüchterungen beantwortet worden.@ Quelle://www.the-star.co.ke/ Übersetzung: aaaRed |
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