Karlsruher Institut für Technik (KIT)

Rückbau des deutschen Atomerbes
aus der Plutoniumforschung



Karlsruhe hat eine lange und bedeutende „Atomgeschichte“. Ein kostenträchtiges und riskantes atomares Erbe ist die Stilllegung und der Rückbau der Atomanlagen, die als staatliche Forschungsprojekte seit den 1950/60er Jahren errichtet worden sind.Dort besteht das größte deutsche Zwischenlager für schwach- und mittelaktiven Atommüll im ehemaligen Kernforschungszentrum Karlsruhe-heute Kerntechnische Entsorgung Karlsruhe (KTE). Milliarden Euro werden zum Rückbau benötigt. Außerdem ist seit April 2017 das Joint Research Centre (JRC, Standort Karlsruhe, ehemals Institut für Transurane) auf dem Gebiet des KIT Nord (Karlsruher Institut für Technologie) ein geistiges und materielles Zentrum der europäischen Atomforschung.

Behandlung und Lagerung von radioaktivem Atommüll im KIT Nord

Im KIT Nord wird von der Kerntechnische Entsorgung Karlsruhe (KTE) mit rund 700 MitarbeiterInnen bis 2072 das immer noch hochgefährliche Erbe des Atomzeitalters im ehemaligen Kernforschungszentrum Karlsruhe ´zurückgebaut´. Ein kostenträchtiges und riskantes atomares Erbe ist die Stilllegung und der Rückbau der Atomanlagen - drei Atommeiler und eine Wiederaufarbeitungsanlage, die als staatliche Forschungsprojekte seit den 1950/60er Jahren errichtet worden sind. In der größten atomaren Entsorgungsfabrik Deutschlands hier wird der Atommüll verpackt und auch verbrannt.

Am 14. Dezember 23 wurde vom KTE-Forum, der Stand von der Behandlung und der Lagerung der radioaktiven Abfälle vor Ort und im geplanten ´Endlager´ für leicht und mittelaktiven Atommüll in Schacht Konrad in Gegenwart und Zukunft vorgestellt.

Das größte deutsche Zwischenlager für schwach radioaktiven Atommüll (u. a. Abfälle vom Rückbau wie Elektro- und Metallschrott und Bauschutt) im KIT Nord ist nun mit 78.000 Fässern fast vollständig gefüllt. Rund 8 % der untersuchten Fässer sind verrostet und müssen mit großem technischen und personellen Aufwand ´umverpackt´ werden. Auch im Lager für mittelaktiven Atommüll (Abfälle mit höherer Strahlung aus der Nähe des Reaktorkerns oder aus der Wiederaufarbeitungsanlage) wurden von den dort gelagerten 6.500 Fässern acht beschädigte Fässer gefunden.

Der uns gegebene Einblick in das aktuelle Abrissgeschehen auf dem Gelände macht deutlich, dass die Herausforderungen in den verschiedenen Abrissprojekten (Schneller Brüter, Mehrzweckforschungsreaktor, Heiße Zellen oder Wiederaufarbeitungsanlage) sehr verschieden und zum Teil nicht nur radiologisch, sondern auch technisch sehr herausfordernd sind. Redet man bei Abriss von Atomkraftwerken wie Philippsburg oder dem Mehrzweckforschungsreaktor im KIT von einer radioaktiven Strahlung im Millisievert-Bereich, so steigt diese in der seit über 20 Jahre stillgelegten Wiederaufarbeitungsanlage (WAK) auf mehrere 100 Sievert an (tödliche Strahlendosis liegt bei 5-7 Sievert). Dies stellt die KTE vor die sehr schwierige Aufgabe, diese tödlichen Strahlungsbereiche fernhantiert zu zerlegen und ‚sicher‘ in Lagerbehälter zu verbringen. Deshalb ist das geplante Ende der Abrissarbeiten auch erst im Jahre 2072 zu erwarten und wird bis dahin rund 12 Milliarden Euro gekostet haben. Auch dies gehört zur Bewertung der angeblich so billigen Atomenergie, deren Entsorgungskosten heute uns alle auf die Füße fallen.

Eigentlich müsste die WAK Karlsruhe besser als Plutonium- und Uran-Abtrennungs-Pilot-Anlage bezeichnet werden. Sie war der Prototyp für die dann später in Wackersdorf geplannte WAA. Nach massiven Protesten sowohl rund um das bayerische Wackersdorf in der Oberpfalz auch in in der Bundesrepublik wurden die Planungen für den Bau der Plutoniumfabrik schließlich Ende der 1980er Jahre aufgegeben.

Die WAK Karlsruhe war als Forschungsanlage brisant, weil das dort aus verbrauchtem Brennstoff abgetrennte Plutonium grundsätzlich auch für den Einsatz in Atomwaffen geeignet war. Offiziell aber sollte sie dazu dienen, die bisherigen Leichtwasserreaktoren Marke Biblis oder Krümmel durch sogenannten Brut-Reaktoren zu ersetzen. In Kalkar am Niederrhein sollte so ein Plutonium-Reaktor entstehen, auch Schneller Brüter genannt. Auch diese Anlage der Plutoniumwirtschaft ist schließlich nie in Betrieb genommen worden. Eine entsprechende Versuchsanlage für Kalkar ist ebenfalls in der damalogen Atomforschungsanlage in Karlsruhe betrieben worden: Die sogenannte “Kompakte Natriumgekühlte Kernreaktoranlage Karlsruhe (KNK”.

Um all den nuklearen Wahnsinn schrittweise einzupacken brauchte es sogar noch eine neue Anlage zur Verglasung der Plutoniumabfälle, die VEK.

Jetziger Stand des Umgangs mit dem Atommüll aus dem Rückbau der alten Atomanlagen

Die Ausführungen von Herrn Dr. Lautsch (Technischer Geschäftsführer der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE)) über den jetzigen Stand der Errichtung des Endlagers Schacht Konrad sind technisch interessant. Er ist optimistisch, dass bis Ende 2029 das Lager seinen Betrieb aufnehmen könnte und dann ein Drittel des Lagervolumens von rund 303.000 m3 mit radioaktiven Material aus Karlsruhe belegt werden kann. Allerdings ist es fraglich, ob dieses angedachte Endlager Schacht Konrad in Betrieb gehen darf. Denn im Fall Schacht Konrad (wie bei der Schachtanlage Asse) ist es nur eine Frage der Zeit, bis der eingelagerte Atommüll Kontakt zu Grundwasser führenden Schichten hat und strahlende Nuklide in die Umgebung ausgeschwemmt werden. Deshalb die antiAtom-Initiative vor Ort den Standort Schacht Konrad als nicht sicher und nachhaltig für die Entsorgung von radioaktiven Abfällen an.

Am 12.12.2023 hat Bundesumweltministerin Lemke bekanntgegeben, dass das geplante Atommüll-Zwischenlager in Beverungen-Würgassen nicht gebaut wird. Geplant war, auf dem Gelände des ehemaligen Atomkraftwerkes Würgassen das sogenannte Zentrale Bereitstellungslager „Logistikzentrum Konrad“ (ZBL LoK) zu errichten. Dort sollte ab 2027 Schwach- bis mittelradioaktiver Atommüll aus Deutschland gesammelt und vorsortiert werden, ehe er in das Endlager Schacht Konrad im über 100 Kilometer entfernten Salzgitter transportiert wird. Stattdessen soll der Atommüll nun direkt nach Salzgitter geliefert werden. Das wird auch zeitliche Folgen für alle Planungen des KTE in Karlsruhe mit sich bringen, den Atommüll nach Niedersachsen zu bringen,

Geplant ist, dass der Abtransport der endlagerfähigen Gebinde aus dem KIT Nord nach Schacht Konrad über einen Zeitraum von 30 bis 40 Jahren dauern wird. 33 Züge pro Jahr mit je 6 Waggons sollen dann, auch auf Karlsruher Straßenbahnschienen, durch Karlsruhe Richtung Norden fahren. Im Augenblick gibt es noch kein genehmigtes Abfallgebinde mit radioaktivem Material, weil Dokumentation und Vorbereitung außergewöhnlich komplex und zeitaufwändig zu sein scheinen.

Diese Abrissarbeiten machen deutlich, dass mit dem Ende der friedlichen atomaren Nutzung nicht die Probleme dieser Hochrisikotechnologie beendet sind. Ganz im Gegenteil. Der Abriss stellt nicht nur für die MitarbeiterInnen eine körperliche Belastung dar, sondern auch für die Umwelt, weil radioaktive Emissionen auch mit den besten Filtern, die im KIT zum Einsatz kommen, nicht vollständig beseitigt werden können.

Das EU Joint Research Center

Die radioaktive Geschichte geht mitnichten zuende. Während Deutschland den Atomausstieg beschlossen hat, mit Neckarwestheim am 15.April dieses Jahres das letzte AKW vom Netz ging, wird hier am KIT am EU Joint Research Center weiterhin ungebremst die von den Steuerzahlern der EU finanzierte Brennstoffforschung unter dem Deckmantel „Sicherheitsforschung“ für neue Brennelemente für Atomreaktoren der 4. Generation betrieben. Das heißt die Atomforschung für neue Reaktortypen geht hier vor Ort munter und unwidersprochen weiter. Die radioaktiven Abfälle der Brennstoffforschung bleiben laut Vertrag hier.

Gerade mit dem teuren, gefährlichen Neubau setzt sich die radioaktive Geschichte fort. Auf dem Gelände des KIT Nord liegt das Herz und das Hirn der europäischen Atomforschung. Seit April 2017 ist das Joint Research Centre (JRC, Standort Karlsruhe, ehemals Institut für Transurane) auf dem Gebiet des KIT Nord ein geistiges und materielles Zentrum der europäischen Atomforschung, weil alle europäischen Atominstitute nach Karlsruhe verlegt wurden Derzeit arbeiten hier rund 450 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.. Zur Zeit wird dort ein neues Forschungs- und Lagergebäude M gebaut. Es kann dann wieder (wie bisher die Altbauten) für die Forschung an Brennstoffen für neue Atomreaktoren dienen.

Die antiAtom-Initiative Karlsruhe hält die Zustände im JRC auf dem Gelände des KIT Campus Nord für besorgniserregend. Die Kritik bezieht sich hauptsächlich auf den Neubau „Flügel M“ des JRC. Er wird gebaut, damit radioaktive Stoffe sicher gelagert und mit ihnen geforscht werden können Aktuell lagern dort unter anderem 180 Kilogramm Plutonium, mindestens 350 Kilogramm Uran und noch einmal 450 Kilogramm Thorium. Es gebe erhebliche Sicherheitsbedenken, bestätigte auch ein Sprecher des BUND in Karlsruhe.

Die Europäische Kommission hat den Bericht der Anti-Atom-Initiative Karlsruhe bestätigt. Demnach kommt der Neubau des Atomlagers mit Forschungslabor frühstens 2028. Zwar stewht as neue Gebäude mit seinen zwei Meter dicken Betonwänden im Rohbau seit mehreren Jahren fertig da. Allerdings fehlt der komplette technische Innenausbau. Das Hochsicherheitslager mit Labor ist immer noch nicht einsatzfähig. Unter welchen Umständen brisantes Material im Moment am JRC gelagert wird, ist nicht bekannt.

Offen bleibt auch ein weiterer Kritikpunkt der Atomgegner. Dabei geht es um die Forschung an neuen Brennstoffen für Atomreaktoren in sogenannten „heißen Zellen“. Nach Informationen der Anti-Atom-Initiative sei diese Forschung aktuell auf Eis gelegt. Die Initiative fragt aber grundsätzlich, warum in Deutschland nach dem Atomausstieg überhaupt noch für neue Atomreaktoren geforscht werden muss.@

Quellen:anti-atom-ka
umweltfairändern

 

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