Nr. 308    Erscheinungtermin: 05.05.2024
Globaler Run auf das weiße Gold

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72 Seiten
Mai 2024
Preis: 5,00 EUR



 
 
 
 

Inhaltsverzeichnis  

  • aaa-uftakt

    Braucht es eigentlich noch eine anti-Atom-Bewegung? Als vor einem Jahr die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland endlich ihren Betrieb einstellten, war sogar diese Frage zu hören. Die – in Kurzfassung – richtige Antwort lautete: ja. Die braucht es. In diesen Tagen zeigt sich, wie unentbehrlich sie wirklich ist.

    Einen großen Wirbel veranstalten zum Beispiel Politiker*innen von Union und FDP um Medienberichte, denen zufolge grün geführte Ministerien doch tatsächlich an dem Atom­ausstiegsbeschluss festgehalten haben, den eine schwarz-gelbe Regierung im Jahr 2011 herbeigeführt und per Gesetz rechtlich bindend gemacht hatte. Gerade mal mit knapper Mehrheit lehnt der FDP-Parteitag an diesem Wochenende einen Antrag ab, sieben alte AKWs wieder in Betrieb zu nehmen und zudem neue zu bauen.

    Die Palette der Aufgaben wächst damit: es bleibt erforderlich, auf der Forderung zu beharren, so etwas wie einen Atomausstieg komplett zu machen und wirklich alle Atomanlagen stillzulegen; der Hinweis auf die gesamte Kette vom Uranabbau bis zum AKW mit all ihren Schäden ist beständig notwendig; der Finger muss weiter in der ewig offenen Wunde der atomaren Hinterlassenschaften liegen; vor der Verquickung von ziviler und militärischer Nutzung kann nicht genug und nicht oft genug gewarnt werden. Obendrauf kommt nun auch noch das mühselige Anargumentieren gegen eine faktenfrei geführte Wiedereinstiegsdebatte. (Die Rubrik-Kapitel dieser Ausgabe liefern hierfür reichlich Material.)

    Dabei verlangt eine – nur scheinbar – ganz andere Frage eigentlich unsere Aufmerksamkeit. Davon handelt diesmal unser Titelthema. Wie kann und wie muss eine Transformation aussehen, damit eine Existenz von Menschen auf diesem Planeten möglich bleibt? Die Bereitstellung von Energie muss auf andere Beine gestellt werden; mit der Ausbeutung atomar-fossiler Energieträger kann es nicht weitergehen: so viel ist zumindest denjenigen klar, die sich nicht darauf verlassen wollen, dass die Probleme schon weg gehen, wenn man die Augen davor verschließt. Eine Energiewende tut Not.

    An der Notwendigkeit einer raschen und umfassenden Dekarbonisierung lassen die Autor*innen der Beiträge keinen Zweifel. Sie werfen allerdings einen deutlich kritischen Blick darauf, wie konkret aussieht, was derzeit unter dem Label Energiewende auf den Weg gebracht wird. Mit dem „globalen Run auf das weiße Gold“ befassen sich die ersten Artikel. So bezeichnen sie den Wettlauf der Industrienationen, bei der Sicherung der Vorkommen von Lithium die Nase vorn zu haben. Vor allem in der Kritik steht hier die Robustheit, mit der über die Belange der Menschen, die in den Abbaugebieten leben, hinweggegangen wird.

    Dieses Muster wiederholt sich, wenn Projekte in Nordafrika zur Gewinnung von „Grünem Wasserstoff“ vorgestellt und eingeordnet werden. Gut nachvollziehbar ist da die Rede von einer Verschärfung postkolonialer Ausbeutungsverhältnisse. Überlegungen, wie aus diesen Selbstverständlichkeiten kapitalistischer Ordnung herauszukommen wäre, runden den Themenschwerpunkt ab.

    ciaaao


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