Wir machen uns auf den Weg der Veränderung Wendland – Hambacher Forst – Büchel

Das gelbe X:
augenfällige Verbindung


von Elisabeth Hafner-Reckers
BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg

"Weg von Kohle, Gas und Atom, erneuerbar ist unser Strom!" Ein klarer einfacher Slogan, der deutlich macht, dass die Klimabewegung und die anti-AKW-Bewegung natürlich zusammen stehen und arbeiten, weil wir uns alle darum sorgen, wie das Leben auf dieser Erde weiter gehen soll. Dabei sind wir anspruchsvoll, denn wir wollen ein gutes Leben für alle. Dazu passt die Verbindung, Wendland, Lützerath, Nörvenich.

Interessant ist doch, das es mit dem Nachdenken über einen anderen Lebensstil schon in den Tagen der freien Republik Wendland losging. Der weitverzweigte Gorleben Baum mit dem Titel Gorleben soll leben ist kein gerader, großer Baum, sondern eher klein, kräftig und weit verzweigt und so sind ja oft auch unsere Bewegungen, klein, kräftig , weit verzweigt und lebendig.

Die Devise, nach der wir uns immer ausgerichtet haben und ausrichten, ist ja: wir analysieren die Bedrohung, beklagen die Missstände und machen uns gleichzeitig auf den Weg der Veränderung. Ein Ergebnis dieser Arbeit war, dass wir Dank der erneuerbaren Energien einigermaßen durch diesen letzten Winter gekommen sind. Die Entwicklung der erneuerbaren Energien war nur möglich, weil es alternative Stromanbieter gibt. Und die gibt es nur, weil viele Menschen mit einem mittleren, kleinen oder normalen Einkommen den am Anfang viel teureren Strom bei den alternativen Stromanbietern gekauft haben.

Was letzten Winter auch noch einmal klar wurde, ist, wie preiswert mittlerweile Strom aus den Erneuerbaren ist und wie der Strompreis durch politische Preisgestaltung für den Endverbraucher gestaltet wird.

Aber kommen wir zurück zur Verbindung Wendland Lützerath. Die augenfälligste Verbindung ist das gelbe X, dass auch dort als Zeichen des Protestes gegen den Kohleabbau eine weitere Heimat gefunden hat. Wir haben auf einer großen Demo dann noch mal den Ursprung des gelben X erklärt; denn viele jüngere Menschen fehlte die Verbindung zur Herkunftsgeschichte. Dann gab es eine Videoschalte "das Wendland trifft das Rheinland" und hier wurde von den Protestierenden im Rheinland die Idee von dem Kreuzweg für die Schöpfung von 1988/89 als eine Protestform aufgegriffen.

Also: gesagt getan! und so haben wir dann nur per Videokonferenz in 6 Wochen den Kreuzweg gemeinsam geplant und dann auch von Juli bis August 2021 durchgeführt. Die Idee war und ist, dass so viele Menschen am Rande des Weges auf die Problematik aufmerksam gemacht werden. Die PilgerInnen und Pilger, die GastgeberInnen für die PilgerInnen, die Lokalpresse etc.

Das Konzept ist aufgegangen, viele lokale Medien haben über den Kreuzweg und das Anliegen berichtet. Logischerweise gab es die meiste Presse bei einem Polizeieinsatz gegen die PilgerInnen, der sich doch tatsächlich an einem Plakat mit einem Zitat des Papstes Franziskus entzündete: "diese Wirtschaft tötet"! Dann wurden aber KirchenvertreterInnen und Politik aktiv, und der Innenminister Reul sicherte dem Kreuzweg sicheres Geleit durch NRW zu.

Das Kreuz fand in Lützerath einen sehr besonderen Platz, und zwar ein verborgenes kleines Gelände eines ehemaligen Wegekreuzes, dass RWE nicht gekauft hatte, da die Existenz dieses Ortes lange gar nicht mehr bekannt war. Dieser Ort wurde ein Ort der Besinnung für Lützerath, er war immer geschmückt mit Blumen und Kerzen und der Wendlandsonne. Am Tag dieser schrecklichen Räumung wurde das Kreuz von der Polizei gesichert, damit die RWE Bagger es nicht zerstören konnten. Das Kreuz wurde dann Cornelia Senne, einer Theologin aus dem Lützerath Widerstand, und mir in Vertretung des Gorlebener Gebetes, das das Kreuz gestiftet hat, bei einem Gespräch mit dem Polizeipräsidenten wieder zurückgegeben.

Wir haben dann gemeinsam beschlossen, dass das Kreuz jetzt auf der Friedenswiese in Büchel weiter mahnt und die Verbindung zwischen Atomkraft und Atombomben wieder in den Mittelpunkt rückt. Das Kreuz wurde wieder mit einem Kreuzweg aus der Nähe von Lützerath bis nach Büchel etragen. Eine Station dabei war das IPPNW Camp in Nörwenich. Und so wächst die Verbindung immer weiter!

Wir wollen alle das gute Leben für alle. Und schon sind wir wieder in der anti-AKW- und Klimabewegung in der Rolle der VordenkerInnen für einen anderen Lebensstil, in dem unsere Lebenszufriedenheit nicht vorrangig über unsere Konsumfähigkeit bestimmt wird. Das bedeutet ein Nachdenken darüber, wie wir wegkommen vom reinen Verbrauch von Ressourcen zu einem Gebrauch von Ressourcen, ohne dass wir sie zerstören. (Ein Beispiel, wie wichtig dieser Ausgleich zwischen Geben und Nehmen ist, liefert uns die Tätigkeit des menschlichen Herzens. Wenn da die Menge des gelieferten Blutes nicht mehr mit der Menge des abgegebenen Blutes übereinstimmt, dann kommt ganz schnell das ganze Leben durcheinander.)

Eine Geschichte, wie das über die Jahrhunderte gelingen kann, ist die Geschichte des Hambacher Forstes: diese 4000 Hektar Wald waren Jahrhunderte lang ein Gemeinschaftswald , eine Allmende. Er wurde nachweislich seit dem 16. Jahrhundert nachhaltig und genossenschaftlich von den Gemeinden genutzt, gebraucht und nicht verbraucht. Der Verbrauch, die Zerstörung kam erst durch den Kohleabbau, von den 4000 Hektar sind nur noch 500 Hektar übrig, und die drohen durch die Wasserpolitik von RWE auch noch zerstört zu werden.

Um auch hier die Verbundenheit ganz anschaulich werden zu lassen, hat uns eine Aktivistin einen Setzling aus einer Eichel aus dem Hambacher Forst geschenkt. Dieser Setzling soll an der Beluga im Wendland zu einer Eiche heranwachsen und die Geschichte an den Hambacher Forst und unsere Möglichkeiten eines guten Umgangs mit den Resourcen erinnern.

Dieses Prinzip des Gebrauchens, statt Verbrauchens, liegt ja auch der ökologischen Landwirtschaft und der Bewegung der solidarischen Landwirtschaft zu Grunde. So können wir immer wieder viele Ansätze zusammenführen und schauen wie weit wir kommen, aber wir sollten daran denken, wir können hier einiges bewegen und es gibt weltweit diese Bestrebungen und Vernetzungen .

Also weiter: auf geht`s, ab geht`s! Wir schaffen( hoffentlich) die Wende.

 

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