Die atomare Aufrüstung zwingt, die Erinnerung wachzuhalten Aus Hiroshima und Nagasaki lernen! zusammengestellt von aaaRed
Der Tod kommt um 8.16 Uhr:
Zu diesem Zeitpunkt haben die USA bereits seit Jahren an der Entwicklung einer Atombombe, am sogenannten Manhattan-Projekt, gearbeitet. Christopher Nolans neuester Film "Oppenheimer" schildert das Leben von J. Robert Oppenheimer, einem theoretischen Physiker und Direktor des Los Alamos Laboratory. In diesem Labor wurden im Rahmen des Manhattan-Projekts (eines streng geheimen Programms der US-Regierung während des Zweiten Weltkriegs) die ersten Atombomben der Welt entwickelt und gebaut: Die berüchtigten Bomben Little Boy (genutzt für die Bombardierung Hiroshimas) und Fat Man (genutzt für die Bombardierung Nagasakis). Einem Einsatz gegen das Deutsche Reich kommt dessen Kapitulation im Mai 1945 zuvor. Bleibt Japan, dessen Soldaten den GIs weiter erbitterten Widerstand leisten, selbst wenn der Tod ihnen sicher ist. Eine Invasion der Insel ist den US-Amerikanern auch deshalb zu riskant. Sie setzen auf die Bombe. Ein Testlauf Mitte Juli in New Mexico klappt, danach wird es konkret: US-Präsident Harry Truman ordnet den Abwurf am 25. Juli 1945 an. Er überlässt dem Kommandanten der Pazifik-Streitkräfte die Auswahl des Zieles. Der entscheidet sich für eine Stadt, die bislang von den Angriffen der US-Luftwaffe eher verschont geblieben ist: Hiroshima – wo die japanische Armee einen wichtigen Stützpunkt unterhält. "Enola Gay" startet mit Bombe an Bord in Richtung Japan Ein Taifun verschiebt den Einsatz, der eigentlich schon für den 1. August geplant ist. Fünf Tage später startet die "Enola Gay" der Airforce in Richtung Japan. An Bord: die Bombe mit einer geschätzten Sprengkraft von 12.500 Tonnen TNT. Zwar sichtet die japanische Luftwabwehr die "Enola Gay" und ihre beiden Begleitflugzeuge. Doch weil die Flotte so klein ist, halten die Japaner sie zunächst für Aufklärer.
nimmt ihren Lauf Die japanische Abwehr entscheidet, die feindlichen Flugzeuge nicht abzufangen. Ein tödlicher Irrtum. Unbehelligt fliegen die drei US-Maschinen in knapp zehn Kilometern Höhe weiter auf die Insel zu. Um 8.15 Uhr Ortszeit klinken die Soldaten an Bord der "Enola Gay" die Bombe aus. Noch 45 Sekunden bis zur Detonation über der Stadt. Das Unheil nimmt seinen Lauf.
Die Stadt Hiroshima ist mit dem Atombombenabwurf ausradiert. Hiroshima ist damals ein großer Militärstützpunkt. Rund 40.000 Militärangehörige sind dort stationiert. Aber die meisten der etwa 250.000 Bewohner, die vor der Katastrophe in Hiroshima leben, sind Zivilisten - darunter auch viele Zwangsarbeiter aus Korea und China. 70.000 bis 80.000 Menschen sterben unmittelbar nach der Explosion. Nach Angaben der Columbia University "umfassen diese Todesfälle sowohl diejenigen, die durch die Wucht und die unerträgliche Hitze der Explosionen gestorben sind, als auch solche, die durch die akute Strahlenbelastung verursacht wurden". 80 Prozent der Gebäude der Innenstadt sind nach dem Abwurf zerstört, ein Feuersturm fegt durch die Straßen.
Atombombe trifft Nagasaki Drei Tage später, am 9. August 1945, wirft ein US-amerikanisches Flugzeug auch über der japanischen Stadt Nagasaki eine Atombombe ab. An dem Rüstungsstandort werden damals unter anderem Torpedos gebaut, mit denen Japan die US-Flotte auf Pearl Harbor angegriffen hat. Der Rüstungskonzern Mitsubishi wird um rund zwei Kilometer verfehlt, die Bombe zerstört aber nahezu die halbe Stadt. Mindestens 22.000 Menschen sind sofort tot. Viele von ihnen sind durch die Hitze buchstäblich "verdampft". Am 15. August gibt Kaiser Hirohito in einer der Rede die Beendigung des "Großostasiatischen Krieges" bekannt. Mit der Kapitulation Japans endet am 2. September 1945 der Zweite Weltkrieg auch in Asien. Viele Opfer sterben Jahre später an Krebs und anderen Krankheiten, die mit der durch die Bombardierungen verursachten Strahlenvergiftung in Verbindung gebracht worden sind.Eine Studie aus dem Jahr 1998 hat ergeben, dass in Hiroshima weitere 62.000 Menschen an den Folgen der Bombe gestorben sind, sodass sich die Gesamtzahl der Opfer auf mehr als 200.000 beläuft. Und viele der Überlebenden sind entsetzlich entstellt. Die Verletzungen, die die Menschen erlitten haben, sind sogar so schlimm und verheilen so unglaublich langsam, dass sie in "Stadien" eingeteilt werden Die ersten zwei Wochen: Hauptsächlich schwere Verbrennungen durch Strahlen und Flammen sowie Wunden (Traumata) durch die Explosion und herabfallende Trümmer. Dritte bis achte Woche: Symptome von Schäden durch radioaktive Strahlung, beispielsweise Haarausfall, Anämie, Verlust weißer Blutkörperchen, Blutungen, Durchfall. Ungefähr zehn Prozent der Fälle in dieser Gruppe verlaufen tödlich. Dritter und vierter Monat: Eine "gewisse Verbesserung" bei Verbrennungen, Traumata und sogar Strahlenschäden. Es treten jedoch "sekundäre Verletzungen" wie Entstellungen, schwere Narbenbildungen (Keloide), Blutanomalien, Sterilität (bei Männern und Frauen) und psychosomatische Störungen auf. Mehr als ein halbes Jahrhundert später: Zu den immer noch vorhandenen Nachwirkungen zählen Leukämie, Grauer Star, Schilddrüsen-, Brust-, Lungen- und Speicheldrüsenkrebs, Geburtsfehler und die Angst vor Geburtsfehlern bei den Kindern der Überlebenden. Und schließlich entstellende Keloidnarben. Von all den schrecklichen Langzeitfolgen, unter denen die Überlebenden zu leiden haben, ist Leukämie die häufigste Todesursache, wobei Kinder am meisten betroffen sind..Nach Angaben der Columbia University "konnte etwa zwei Jahre nach den Angriffen ein Anstieg der Leukämieerkrankungen verzeichnet werden, der vier bis sechs Jahre später seinen Höhepunkt erreicht hat". In beiden Städten sind über 90 Prozent der Menschen, die sich im Umkreis von etwa einem halben Kilometer um Ground Zero aufhielten, getötet worden. Bei einem Radius von etwa zwei Kilometern sind mehr als ein Drittel der Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 90 Prozent aller Ärzt:innen und Krankenpfleger:innen in Hiroshima sind durch die Bombe entweder getötet oder verletzt worden. Durch die Explosion werden 42 der 45 zivilen Krankenhäuser der Stadt und zwei große Armeekrankenhäuser funktionsunfähig. Laut Newsweek bedeutete der Mangel an medizinischem Personal, "dass es für die zahlreichen Verletzten fast unmöglich war, Hilfe zu erhalten. Die meisten starben, ohne dass ihr Leiden durch schwere Verbrennungen und Strahlenvergiftungen gelindert wurde". Abgesehen von Menschenleben werden über 60.000 Gebäude in Hiroshima (in etwa 2/3 der Gebäude in der Stadt) zerstört oder schwer beschädigt. In Nagasaki sind 14.000 oder etwas mehr als ein Viertel der 52.000 Wohnhäuser vollständig zerstört. Die Brandschäden in beiden Städten werden als "gewaltig" bezeichnet. Feuerwehr- und Rettungseinheiten haben "weder Männer noch Ausrüstung" zur Verfügung. Das hat zur Folge, dass erst nach 30 Stunden Hilfe kommen kann. Nach der Katastrophe in Nagasaki müssen die Menschen Lagerfeuer machen, um ihre Familienmitglieder einzuäschern, weil "die Leichen verwest waren". Mehrere Fotos der tatsächlichen Verwüstung vor Ort werden von japanischen Fotojournalist:innen wie Yoshito Matsushige aufgenommen. Der New York Times zufolge wurden "einige ihrer Bilder bis zum Ende der amerikanischen Besatzung im Jahr 1952 verboten".
Bei der Durchführung von Experimenten sind 2 Wissenschaftler an einer Strahlenvergiftung verstorben. Der erste war Harry Daghlian, der durch eine tödliche Strahlendosis vergiftet wurde. Am 21. August 1945 verstieß Daghlin gegen die Sicherheitsprotokolle, als er allein an einem "Kritikalitäts"-Experiment arbeitete. Als er Wolframkarbidsteine um eine Plutoniumkugel stapelte, ließ er versehentlich einen auf den Kern fallen. Darauf stieß er den Stein weg, was ihn einer tödlichen Strahlendosis aussetzte. Er ist am 15. September 1945 nach einem "schmerzhaften Kampf" mit einer Strahlenvergiftung verstorben. Die zweite Person, die in Los Alamos starb, war Louis Slotin, der ein weiteres Kritikalitätsexperiment durchführen wollte. Dabei machte er jedoch einen Fehler und deckte eine radioaktive Kugel ab, um seine Kolleg:innen abzuschirmen. Slotin hatte versehentlich einen Schraubenzieher fallen lassen, den er benutzt hatte, um zwei Kugeln während des Experiments voneinander zu trennen. Um die anderen Wissenschaftler:innen zu schützen, setzte er sich selbst einer Strahlung von fast 1.000 Rad aus, was eine tödliche Dosis weit übersteigt. Er ist nur neun Tage später, am 30. Mai 1946, verstorben Die Wucht des Trinity-Tests in Los Alamos war so stark, dass in den umliegenden Städten die Fensterscheiben zersprungen sind … Die Regierung veröffentlichte in einer Lokalzeitung einen Artikel, in dem verleugnet wurde, was wirklich passiert ist. Stattdessen wurde behauptet, dass ein Munitionsmagazin explodiert sei. Viele Menschen in der Umgebung von Los Alamos waren jedoch tatsächlich der Strahlung ausgesetzt, ohne es zu merken. Und weil das Manhattan-Projekt geheim gehalten wurde, sind diese Bewohner:innen nicht vor den Tests gewarnt worden. "Das Tularosa-Becken war Heimat einer ländlichen Bevölkerung, die von der Landwirtschaft lebte, indem sie Vieh gezüchtet und Gärten und Farmen bewirtschaftet hat ... Sie haben Wasser aus Zisternen und Teichen geschöpft. Sie hatten keine Ahnung, dass die feine Asche, die sich in den Tagen nach der Explosion auf alles gelegt hatte, von der ersten Atomexplosion der Welt stammte. Die Regierung versuchte zunächst, den Vorfall zu vertuschen. So wurde behauptet, dass eine Explosion in einem Munitionsdepot das Rumpeln und das helle Licht verursacht habe, das mehr als 257 Kilometer entfernt zu sehen gewesen war. Erst als die USA Wochen später Bomben auf Japan abgeworfen hat, wurde den Bewohner:innen von New Mexico klar, was sie gesehen hatten." Seitdem haben Bewohner:innen aus New Mexico und ihre Familien berichtet, dass sie seit Generationen mit seltenen Krebsarten zu kämpfen haben. In der New York Times heißt es zu Los Alamos: "Die Regierung hat für das Projekt etwa 21.853 Hektar benötigt und der größte Teil des Landes wurde aus einem nationalen Wald genommen. Doch etwa 3.601 Hektar befanden sich in privater Hand, im Besitz der hispanischen Siedler:innen und zweier Unternehmen in englischem Besitz, der Los Alamos Ranch School und der Anchor Ranch. Sowohl die Schule als auch die Ranch haben Anwälte engagiert und die Verkaufspreise ausgehandelt. Nach Recherchen, die von den hispanischen Erben in Auftrag gegeben wurden, hat die Schule etwa 200 Euro pro Hektar, einschließlich der Gebäude erhalten. Für die Anchor Ranch wurden für das Land etwa 42 Euro pro Hektar gezahlt. Die hispanischen Landwirt:innen haben Recherchen zufolge sogar nur etwa sechs Euro pro Hektar erhalten. Andere Landbesitzer:innen haben der Studie zufolge ihre Zahlungen nie erhalten. Einige haben berichtet, dass sie mit vorgehaltener Waffe von ihrem Land vertrieben worden sind@
Quellen: |
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anti-atom-aktuell.de |