am Hiroshimatag 6. August 2023: Protest in Gronau Urananreicherung stoppen! von Udo Buchholz, AKU Gronau und Pressesprecher des BBU Trotz "Atomausstieg" laufen die Uranfabriken in der Bundesrepublik weiter: Die Urananreicherungsanlage (UAA) in Gronau und die Brennelementefabrik in Lingen. Beide Anlagen haben unbefristete Betriebsgenehmigungen. Die Atomaufsicht liegt in NRW (Gronau) beim Wirtschaftsministerium, also bei Ministerin Neubaur (Grüne) und in Niedersachsen (Lingen) beim Umweltministerium, das vom Grünen Minister Meyer geführt wird. Beide könnten die Genehmigungen aufheben, doch sie sehen tatenlos zu, wie in beiden Anlagen weiterhin Uran angereichert beziehungsweise Brennelemente hergestellt werden: Beides für den Weltmarkt. 30 Kilometer westlich der UAA Gronau befindet sich die niederländische UAA in Almelo. Betrieben werden beide Anlagen vom Urenco-Konzern, der zwei weitere Anreicherungsanlagen (in Großbritannien und in den USA) betreibt. Beteiligt sind an der Urenco unter anderem RWE und E.ON. Die internationale Struktur des Urenco-Konzerns mit seinen Firmenverflechtungen (auch in Jülich) und die Standorte der vier Anreicherungsanlagen verdeutlichen, dass es nicht genügt, gegen die Anlage in Gronau zu demonstrieren. Und so arbeiten gerade dank der räumlichen Nähe die GegnerInnen der Anlagen in Gronau und Almelo oft zusammen. Das grenzüberschreitende Engagement wird auch noch wichtiger werden, da es in den Niederlanden Pläne zum Bau neuer AKW gibt. In den Urenco-Anlagen sowie in der Brennelementefabrik in Lingen wird mit Uranhexafluorid (UF6) gearbeitet. UF6 ist radioaktiv und reagiert bei Freisetzungen mit Wasser zur hochgefährlichen Flusssäure. 2010 hat sich in Gronau der bisher schwerste Störfall ereignet: Ein Arbeiter wurde in der UAA kontaminiert, nachdem er einen "leeren" Transportbehälter geöffnet hatte. Dieser war aber nicht vollständig leer und es konnte UF6 aus dem Container entweichen. Nicht auszudenken, was bei der Freisetzung einer größeren UF6-Menge passieren würde. Neben der UAA Gronau liegen Hunderte Container mit abgereichertem UF6 unter dem freien Himmel. Ein Flugzeugabsturz oder ein Anschlag würde zur Katastrophe führen. Ebenso ein Transportunfall mit UF6-Freisetzungen. Und dabei wäre es egal, ob das transportierte Uran angereichert oder abgereichert ist. Bei einem Transportunfall mit UF6-Freisetzungen müsste schnell in einem Radius von etwa 5 Kilometer evakuiert werden. Wie aber soll das gehen, wenn nicht einmal das DRK oder Feuerwehren vorab über Transportwege informiert werden? Im Dreiländereck NRW/Niedersachsen/ Niederlande (und weit darüber hinaus) wird "frisches" UF6 zur Anreicherung nach Gronau und Almelo transportiert, abgereichertes UF6 wurde in der Vergangenheit von Gronau und Almelo unter anderem nach Russland verbracht und angereichertes UF6 wird von Gronau und Almelo zur Weiterverarbeitung zu Brennelementefabriken transportiert. Auch nach dem "Atomausstieg" werden mit angereichertem Uran aus Gronau AKW betrieben. Der Widerstand gegen Anreicherung und Urantransporte muss fortgesetzt und intensiviert werden. So wie es in den 80er Jahren bundesweit anti-WAA-Initiativen gab, wäre es jetzt gut, wenn sich anti-UAA-Initiativen (beziehungsweise Initiativen gegen Uranfabriken oder gegen die gesamte Uranindustrie) gründen würden. In der Bundesrepublik (und in den Niederlanden) beginnt die atomare Brennstoffspirale mit der Urananreicherung. International wird in vielen Staaten Uran abgebaut. Das muss weiterhin im Bewusstsein der anti-Atomkraft-Bewegung bleiben. Zu beachten ist auch, dass Urenco am Standort Gronau neu investiert (unter anderem in neue Büros). Und Pläne für neue Brennelementeforschungen lassen Böses ahnen. Noch ein Aspekt der Urananreicherung: Alle Anlagen der Urenco arbeiten mit der Zentrifugentechnik. Sie ist "optimal" geeignet, Uran auch für den Einsatz in Atomwaffen anzureichern. Dafür wären in den Anlagen Umbauarbeiten notwendig, und das hoch angereicherte UF6 müsste dann in Uran und Fluor aufgetrennt werden. Aber wenn das Ganze politisch gewollt wäre, gäbe es da wohl keine technischen Grenzen. Schon in den 70er Jahren wurde vor dem Bau der UAA Gronau gewarnt, dass in der Anlage gegebenenfalls Uran für Atomwaffen hergestellt werden könnte.1981 richtete sich der (vermutlich erste) Gronauer Ostermarsch gegen den Bau der UAA. 2011 nahmen (kurz nach Fukushima) rund 15.000 Personen am Ostermarsch zur UAA teil. Und auch am 77. Jahrestag des Atombombenabwurfs über Hiroshima wird am 6. August in Gronau an der UAA mit einer Mahnwache gegen jegliche Nutzung der Atomenergie demonstriert.
Und natürlich findet weiterhin immer am ersten Sonntag im Monat an der UAA Gronau der wohl bundesweit kontinuierlichste Sonntagsspaziergang an einer Atomanlage statt. Am 1. September 2023 (antikriegstag) wird der 444. UAA-Sonntagsspaziergang stattfinden. @
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