Nr. 303    Erscheinungtermin: 18.04.2023
Energie-Dilemma

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72 Seiten
April 2023
Preis: 4,00 EUR



 
 
 
 

Inhaltsverzeichnis  

  • aaa-uftakt

    Mit Hilfe von Tapetenkleister lässt sich Watte so sehr versteifen, dass aus dem luftiglockeren Material phantastische Gebilde entstehen können. Die Heidelberger Künstlerin Marina Volkova hat auf diese Weise eine ganze Serie von Luftschlössern gebaut. Ein sehr prächtiges zeigen wir hier auf dem Umschlag und kommen damit auch gleich zum Thema:

    Mit Phantasie können herrliche Türme in einen wunderbar blauen Himmel mit reiner Luft und milde scheinendem Licht wachsen. Und immerhin trägt in unserem Beispielbild die Konstruktion sich selbst. So etwas ist wirklich schön, und Ideen dieser Art können wir gut brauchen. Denn wir wissen ja: tragfähig ist das nicht. Muss es auch nicht. Das sieht schön aus, und gut is! So ist es gemeint, und dass jemand irgendetwas darauf aufbaut, dafür ist es nicht gemacht.

    Die Begeisterung für den spielerischen Umgang mit Ideen findet allerdings ein abruptes Ende, wenn zum Beispiel ein französischer Staatspräsident atomtechnische Hirngespinste als belastbare Stützen seiner Klimapolitik zu verkaufen versucht. Oder deutschland- und europaweit auch andere Politiker*innen davon sprechen, dass mal eben schnell Atomkraftwerke ganz neuer Art erfunden werden, die dabei helfen, unser Wirtschaftssystem mit seinem unersättlichen Energiehunger zufriedenstellend zu füttern und damit gleichzeitig jegliches Verbrennen von Kohlenwasserstoffen zu beenden.

    Ohne Frage steht eine rasche Befreiung aus der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern auf der Tagesordnung. Weshalb atomare Luftschlösser zu diesem dringend anstehenden Prozess keinen Beitrag leisten können, zeigt eine Studie des DIW sehr gut nachvollziehbar auf; dass insbesondere der Medienrummel um ein klitzekleines Fortschrittchen bei der Erforschung der Kernfusion völlig verfehlte Hoffnungen weckt, wird aus dem sich anschließenden Beitrag deutlich. Ein Artikel, der sich kritisch mit der propagierten Kombination "Atomkraft - Wasserstoff" auseinandersetzt, rundet die Befassung mit derlei Traumgebilden ab.

    Damit landen wir bei harter politischer Realität. Als "grünen Extraktivismus" bezeichnet Kristina Dietz die Bemühungen deutscher und europäischer Außen- und Wirtschaftspolitik, mit dem Import von erneuerbaren Energieträgern aus Ländern des globalen Südens Ersatz zu organisieren für bislang genutztes Öl und Gas aus Russland. In Fortsetzung unguter Tradition kommen auch dabei die Interessen der Menschen, die von dieser Ausbeutung betroffen sind, unter die Räder. Ergänzt wird diese Sicht durch eine Erläuterung, wie genau sich der Vorwurf des "Klima-Kolonialismus" heutzutage begründet. Ohne eine "Industrielle Abrüstung" geht es nicht, meint abschließend Bruno Kern.

    Ob bei Uran, Internationales, Waffen, Standorte oder Müll: nicht ganz zufällig greifen die Berichte und Reportagen in den Rubriken diese Überlegungen auf.

    ciaaao


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