Auf der Welt-Klimakonferenz COP 27 in Ägypten
setzte die Atom-Industrie ihre Kampagne
# atoms 4climate fort


Hashtag für ein falsches Angebot

von der aaa-Redaktion

"Atoms for peace": so lautete ein großes Heilsversprechen. Der us-amerikanische Präsident Eisenhower trat damit 1953 auf der Bühne der UN-Vollversammlung als Werbebotschafter für die globale Verbreitung der Atomenergie vor die Weltöffentlichkeit. Das angepriesene ‚wunderbar leichte Leben für alle‘ bar jeglicher Energiesorgen blieb allerdings aus. Knapp siebzig Jahre später nutzt die seinerzeit ins Leben gerufene IAEA (International Atomic Energy Agency) die Bühne der Welt-Klimakonferenz, um erneut einen pfiffig gemeinten Slogan unter die Leute zu bringen. "atoms 4 climate" – mit einer ausgefeilten Werbekampagne verspricht sie uns das Co2 vom Himmel herunter.

Auch damals schon konnten schöne Worte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Entfesselung der nuklearen Kräfte eine höchst zerstörerische Angelegenheit ist; die Behauptung, das atomare Wettrüsten könne gebannt werden, wenn nur "die friedliche Nutzung" nach Kräften gefördert würde, entpuppte sich rasch als durchsichtiges Gerede. Hinter der dünnen Fassade ziviler Anwendungen bauten die Konkurrenten um Weltmacht Waffenarsenale auf, deren Anwendung jede Voraussetzung für die Existenz von Menschen auf diesem Planeten zunichte machen würde. Der aktuelle Krieg in der Ukraine hat wieder ins Bewusstsein gerückt, wie unmittelbar die Lebensgrundlagen von Milliarden Menschen dadurch bedroht sind.

Die Berichterstattung darüber, dass das Atomkraftwerk Saporischschija immer wieder zum Schauplatz heftiger militärischer Auseinandersetzung wird, hat den Blick dafür geschärft, wie untrennbar verflochten die zivile und die militärische Nutzung der Atomenergie sind. In einer Studie haben Karl Wilhelm Koch und Astrid Schneider kürzlich herausgearbeitet, dass es gar keiner Bombenangriffe auf die Atomanlagen selber bedarf, um in einem Kriegsgeschehen die installierten AKWs zur Waffe zu machen. Bereits die Angriffe auf die Infrastruktur, also die Zerstörung von Stromleitungen und Umspannwerken, führt nach ihren Ausführungen systematisch zu Blackouts. Damit wird den Reaktoren die Verbindung zum Netz gekappt, auf die sie für ihren Betrieb unverzichtbar angewiesen sind. Ohne eine von außen bereitgestellte Leistung zur Kühlung steuern die Reaktoren unweigerlich auf eine Kernschmelze zu; die Verseuchung weiter Teile der Region nach einem Containementversagen ist die absehbare Folge.

Den Generaldirektor der IAEA Rafael Grossi hält das nicht davon ab, als Chef-Propagandist einer Höchstrisiko-Technologie auf internationalem Parkett unterwegs zu sein. Ins Rampenlicht nicht nur deutscher Medien ist der Argentinier mit seinem aufwendig in Szene gesetzten Konvoi in das ukrainische AKW am Südufer des Dnjepr getreten. Vielfach hat er seitdem darauf hingewiesen, wie wichtig so etwas wie eine große Bannmeile um Atomkraftwerke wäre, also eine Zone, die von allen Kriegsbeteiligten als Tabubereich akzeptiert würde.

Die Realität zeigt, dass dies nicht mehr als ein Wunsch ist. Die Atomindustrie mag ein nachvollziehbares Interesse daran haben, dass ihr Image nicht durch eine erneute Reaktorkatastrophe weiter beschädigt wird. Für den Offizier, der sich gerade einen taktischen Vorteil im Kampfgeschehen verspricht, wird das nicht unbedingt von Bedeutung sein.

Von solchen Sorgen war auf der Welt-Klimakonferenz im ägyptischen Sharm-el-Sheik nichts zu hören. Dort hatte die IAEA mitten in der zentralen >Blue Zone< des Konferenzgeschehens ihren Pavillion aufgebaut. Gemeinsam mit sechs Organisationen der Nuklearindustrie aus Japan, Kanada, USA, Großbritannien, der EU und der Welt-Dachorganisation bespielten sie mit dreißig Einzelveranstaltungen ihren Werbestand. Mitten drin: Rafael Grossi als launiger Moderator, der ein um die andere "wichtige Persönlichkeit der Entscheidungs-eliten aus aller Welt" ans Mikrofon holte, um die rettende Kraft der Atomspaltung bei der Lösung aller Probleme der Zukunft zu preisen.

Es steht zu befürchten, dass es mit dem neuen Werbespruch ähnlich weitergeht wie mit dem alten aus dem Jahr 1953. Dass das Versprechen von ‚atoms for peace‘ mit der Wirklichkeit nicht das Geringste zu tun hatte, das hat sich in all den vergangenen Jahrzehnten immer wieder gezeigt; es zeigt sich in diesen Tagen auf überdeutliche Weise! Was an ‚atoms4climate‘ von vorn bis hinten nicht stimmt, das ist überzeugend formuliert worden. Wahrscheinlich können diese Argumente gar nicht oft genug wiederholt werden.@

 

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