Italien: In der Wiederaufarbeitungsanlage(EUREX) in Saluggia lagert sei 40 Jahren zum Teil hochradioaktive Säure in alten Fässern. Gefahr radioaktiver Verseuchung Schon vor fast 40 Jahren sollte die radioaktive Säure in der ehemaligen Wiederaufbereitunggsanlage in Saluggia (Norditalien) aufgearbeitet werden – doch der Atommüll lagert bis heute in alten Fässern nahe Turin. Schon vor Jahren wurde auf die Gefahr einer grossflächigen radioaktiven Verseuchung aufmerksam gemacht. Die Anlage Eurex (Enriched Uranium Extraction), eine Pilotanlage zur Wiederaufbereitung von abgebrannten Brennelementen, wurde 1965 von ENEA in Norditalien gebaut. Die Anlage befindet sich in der Nähe der Stadt Saluggia, am Fluss Dora Baltea. Ihr Betrieb wurde 1984 eingestellt. Seit 2003 hat das italienische Atommüllunternehmen SOGIN die Kontrolle über den Rückbau der alten Anlage übernommen. Das staatliche Unternehmen Sogin (Società Gestione Impianti Nucleari) ist zuständig für die Aufarbeitung und Endlagerung von Atommüll. In dieser Anlage in der Nähe von Turin lagern 300 Kubikmeter radioaktive Säure- darunter 125 Kubikmeter hochradioaktive Flüssigkeit, ein Teil davon offenbar in Stahlfässern aus den sechziger Jahren. Sie stammen hauptsächlich aus den Wiederaufarbeitungskampagnen für Brennelemente in den 70er und 80er Jahren. 1977 wurde eine Frist von fünf Jahren gesetzt, bis 1982 sollte die gesamte radioaktive Flüssigkeit wiederaufgearbeitet sein, das heißt mit Zement verfestigt und verglast sein, bereit zur Endlagerung. Vierzig Jahre später ist das immer noch nicht passiert. Die dafür notwendige Anlage Cemex ist noch im Bau. Vor zwanzig Jahren habe ein offizieller Bericht ausdrücklich vor einer grossflächigen atomaren Verseuchung gewarnt: «Das Auslaufen eines Teils dieser Flüssigkeiten würde die Evakuation der Po-Ufer bis ans Delta erforderlich machen, Böden und Grundwasserströme in der Nähe würden für Jahrzehnte unbrauchbar», wird zitiert. Immerhin wurde 2009 ein Teil der Säure, 125 Kubikmeter hoch radioaktives Material, in neue Fässer umgefüllt. In den alten Fässern verblieb schwächer radioaktives Material. Sie werden dem Vernehmen nach regelmässig kontrolliert. Zunächst war die vom italienischen Staat kontrollierte Engineering-Firma Saipem für die Aufarbeitung zuständig. Jener Vertrag wurde wegen «offensichtlicher Unfähigkeit» des Branchenriesen aufgelöst. Ende 2020 erteilte die Sogin den Auftrag zur Konditionierung der radioaktiven Säure an ein Firmenkonsortium. Dieses besteht aus kleinen bis mittelgrossen Firmen, die über keinerlei Erfahrung im Umgang mit Atomabfällen verfügen. Es erhielt im Mai eine Vorauszahlung von 30 Millionen Euro.
Roberto Cingolani, der neue Minister für ökologische Transition, ist über die Situation in Saluggia beunruhigt. Er fordert die Einsetzung eines Kommissars nach dem «Modell Genua». Dieser soll durchgreifen und endlich die Aufarbeitung der gelagerten Säure zustande bringen. Cingolani ist ein Befürworter der Atomenergie, weil Atomkraftwerke seiner Meinung nach klimaneutralen Strom liefern. Doch als Physiker hat er auch ein Bewusstsein für die Risiken dieser Technologie und für die Abfallproblematik. Neben der gefährlichen Lage in Saluggia, sondern es gibt allgemein grosse Verzögerungebei der Behandlung des Atommülls. Vor allem hat Italien noch immer kein Endlager, damit ist das Land allerdings nicht allein. Mögliche Standorte in sieben Regionen wurden evaluiert. Die Konsultation der dortigen Bevölkerung steht noch ganz am Anfang. Sämtliche vier Atomkraftwerke Italiens sind heute abgeschaltet. 1987 hatten die Bürger*innen in einem Referendum den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen. Dieser Entscheid wurde 2011 in einem neuen Referendum bekräftigt. Bei der Gründung der staatlichen Entsorgungsfirma Sogin im Jahr 1999 plante man optimistisch: Bis 2019 sollten alle Atomkraftwerke zurückgebaut und alle Atomabfälle in Endlagern vergraben sein. Die Gesamt kosten wurden auf 3,7 Milliarden Euro geschätzt. Unterdessen wurde eine Frist bis 2036 festgelegt. Die bis dahin auflaufenden Kosten werden auf 7,9 Milliarden Euro geschätzt.
Trotz Verzögerungen und Schlamperei wurde Jahr für Jahr ein Bonus an die Sogin-Führung ausgezahlt, jeweils um die 3 Millionen Euro insgesamt. Die zuständigen vier Ministerien hätten diese Zahlungen immer wieder zugelassen. Es wird angedeutet, daß sie ihre Aufsichtspflicht nicht erfüllt haben. In der Kritik steht vor allem der Sogin-Chef, Emanuele Fontani. Er ist seit 12 Jahren in leitender Stellung bei der Staatsfirma tätig, an der Spitze steht er allerdings erst seit 2019. Die Sogin reagierte auf die Vorwürfe mit einem Communiqué, in dem es auf deutliche Verbesserungen im Jahr 2021 hinweist. Man habe die internen Kontrollen verstärkt und könne jetzt die physischen Fortschritte bei der Entsorgung der Atomabfälle messen. Bisher habe man pro Jahr jeweils 1,4 Prozent des zu bewältigenden Gesamtvolumens abgetragen, im vergangenen Jahr habe man sich auf 7,2 Prozent gesteigert. Die insgesamt zu bewältigende Arbeit sei damit zu 35 Prozent erledigt. Zur Situation in Saluggia heisst es in dem Communiqué nur, die Arbeiten zur Konditionierung der radioaktiven Säure hätten begonnen.@ nzz.ch 5.1.22 Die EUREX-Anlage in Saluggia (Norditalien) ( Enriched Uraniumextraction) Die EUREX-Anlage ( Enriched Uraniumextraction) von SOGIN in Italien wurde als Pilotanlage für Funktionstests zur Wiederaufbereitung abgebrannter Brennstoffe entwickelt. Die Anlage wurde von 1970 bos 1984 Jahre lang betrieben und führte Wiederaufbereitungsaktivitäten für bestrahlte Brennelemente durch. Schließlich im Zuge des 1999 beschlossenen Ausstieg aus der Atomenergie in Italien wurde der Betrieb der Eurex-Anlage 2014 eingestellt. Seitdem wird die sichere Instandhaltung umgesetzt. Aufgaben der EUREX-Anlage nach der Stillegung 2014
Das sind die Voraussetzung für die entgültige Freigabe des Standorts. Zum Zeitpunkt Zeitpunkt der Stillegung des Wiederaufbereitungsbetriebs 2014 lagerten in der EUREX-Anlage noch abgebrannte Brennelemente aus einem nahe gelegenen AKW Trino (Druckwasser-Reaktor). Andere Brennelemente aus einem italienischen AGR (gasgekühlten graphitmoderierten Reaktor) waren etwa 20 Jahre lang im Becken für abgebrannte Brennelemente gelagert worden und warteten auf den Abtransport und die Wiederaufbereitung im Ausland. Da es sich um Magnox-Brennelemente handelte, führte ihre Bergung für den Transport zu einer enormen Schlammmenge im Becken. Während dieser Zeit haben sich im Brennelementlagerbecken Sedimente, Schmutz, Korrosionsprodukte, Brennstoffhüllen usw. in Form einer über das gesamte Becken verteilten Schlammschicht angesammelt. Aufgrund eines 2006 entdeckten Lecks im Becken beschleunigte das SOGIN sein Programm zur Stilllegung des Beckens Damit SOGIN die Brennelemente erfolgreich aus ihren derzeitigen Lagerkörben in den Transportbehälter für abgebrannte Brennelemente überführen konnte, musste der größte Teil des Rohmaterials entfernt werden. Dieser Reinigungsvorgang wurde als notwendig erachtet, um die Suspension von Verunreinigungen im Wasser während der Unterwasser-Handhabungsvorgänge zu minimieren. Dies würde den Dekontaminationsaufwand für den mit abgebrannten Brennelementen beladenen Transportbehälter beim Abtransport verringern und die Sicherheit durch die Verringerung möglicher Sichtprobleme unter Wasser erhöhen. Im Jahr 2007 wurde der im Pool des Standorts Saluggia enthaltene Brennstoff in das Lager von Avogadro verschifft, um später zur Wiederaufarbeitung ins Ausland verschickt zu werden. Die Arbeiten wurden im Juli 2008 mit der Freigabe des gründlich gereinigten Beckenwassers an die Umwelt abgeschlossen.
Radioaktive Abfälle, die sowohl aus dem bisherigen Anlagenbetrieb (Wiederaufarbeitung) als auch aus Stilllegungstätigkeiten stammen, werden in den Zwischenlagern des Standorts gelagert. Nach Abschluss der schrittweisen Überführung der Abfälle in das Nationale Endlager werden alle Zwischeneinrichtungen abgerissen. Ende 2020 betrug das Volumen an (festen und flüssigen) radioaktiven Abfällen Saluggia 2.624 Kubikmeter . Etwa 90 % der Abfälle am Standort liegen in fester Form vor, der Rest ist flüssig.´
Das in den 70er Jahren errichtete Zwischenlager 2300 beherbergt ca. 1.400 Kubikmeter radioaktiven Feststoffmüll. Weitere 1.200 Kubikmeter werden in anderen bereits bestehenden Bereichen des Geländes gelagert. Die vollständig mit radioaktiven Abfällen aus Wiederaufarbeitungsarbeiten in den 70er und 80er Jahren und anschließenden Stilllegungsaktivitäten gefüllte Anlage 2300 bedarf noch einer Anpassung an neue Sicherheitsstandards.
Das seit März 2019 betriebsbereite Neue Zwischenlager D2 ist ein Bauwerk zur Zwischenlagerung der derzeit in Anlage 2300 und in weiteren Pufferbereichen des Geländes gelagerten Abfälle. Maximale Lagerkapazität: 2.500 Kubikmeter
Auf dem Gelände der EUREX-Anlage befinden sich derzeit ca. 300 Kubikmeter radioaktive Flüssigabfälle, die im Wesentlichen aus den in den 70er und 80er Jahren durchgeführten Wiederaufarbeitungsarbeiten an bestrahlten Brennelementen entstanden sind. Unter diesen flüssigen Abfällen werden seit 2009 die Elemente mit einem höheren Aktivitätsniveau (125 Kubikmeter) im neuen Tanklager gelagert. Diese Abfälle werden in Edelstahltanks verpackt, die mit geeigneten Instrumenten zur Überwachung und Erkennung möglicher Verluste ausgestattet sind. Der verbleibende Teil der schwachaktiven flüssigen Abfälle wird in einem speziellen Bereich der Anlage gelagert. Der Bau des Zwischenlagers wurde erweitert und im März 2020 abgeschlossen.
(CEMentation EurEX)) Die CEMEX-Anlage wird gebaut, um die Verfestigung, d.h. Zementierung und Konditionierung jeglicher flüssiger Abfälle in Endbehältern zu ermöglichen. Das Zwischenlager D3 soll durch Rohre für den Transport radioaktiver Flüssigkeiten mit der Zementierungsanlage verbunden werden.
:geplant für 2023-2028 Eine Entsorgungsanlage (WMF) izur Behandlung und Konditionierung von radioaktiven Abfällen, die aus früheren Standortbetrieben und Stilllegungsverfahren stammen. Diese Anlage wird feste Abfälle des Standorts Saluggia behandeln und in ein Endprodukt umwandeln, das sowohl die Lageranforderungen für das nationale Endlager als auch die temporären Endlager des Standorts erfüllt. In der Anlage werden zwei unterschiedliche Verfahren durchgeführt: Schneiden/Zerkleinern und Charakterisieren .
Quelle: |
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anti-atom-aktuell.de |