Montiers-sur-Saulx 15.9.21:
Ende der öffentlichen Befragung zum Gemeinnützigkeitantrag von Andra für das Projekt Cigeo


DUP: eine einzige Maskerade!

Letzter Tag der DUP-Permanenz von Cigéo. Seit 10 Uhr sind wir alle in Montiers-sur-Saulx, um das Finale der öffentlichen Anhörung zu gestalten.

Die Untersuchungsbeauftragten haben gerade das Rathaus verlassen, begleitet von den ewig gleichen Truppen von 50 Gendarmen, schlecht gekleideten Beamten der politischen Polizei und anderen Ordnungskräften. Wir vermissen sie nicht, aber ihre Abreise bedeutet das Ende des ersten Teils unserer Aktionen und Demonstrationen "Ni DUP, Ni DAC". Denn wir werden immer da sein, egal wie die Untersuchung ausgeht, deren Ergebnis bereits im Voraus feststeht. Und wenn das DUP-Dekret verkündet wird, wenn die ersten Spatenstiche für die vorherigen Erschließungen gemacht werden, wenn der DAC-Prozess beginnt ... Wir werden immer noch und immer wieder da sein!

Sehr zum Leidwesen der Andra, die es vorgezogen hätte, unseren Widerstand zum Schweigen zu bringen und die Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die wir ihr unermüdlich in den Weg legen. 200 Personen sind am Treffpunkt. Fünf Traktoren mit den Landwirt*innen der betroffenen Dörfer am Steuer, Bauern und Bäuerinnen aus der Region und der Umgebung, BewohnerInnen und Liebhaberinnen ihrer Heimat und ihres Gastlandes, bunt geschmückte Aktivist*innen und entschlossene Radfahrer*innen. Das Ende der demokratischen Maskerade und die Fortsetzung der Feierlichkeiten mit Punkmusik auf dem Vorplatz des Rathauses.

    Rückblick auf den Ablauf des Vormittags

Die Kundgebung beginnt um 10 Uhr mit einer Versammlung vor dem Rathaus und einem Zug aus für diesen Anlass umdekorierten Traktoren, Viehtransportern, Fahrrädern und Wanderern, die in Richtung des Zentrums von Montiers-sur-Saulx zogen. Auf den Fahrzeugen war zu lesen:"Nieder mit Andra, ihrem Geld und ihren Stacheln", "ANDRA geh mir aus den Augen", Fahnen der Confédération Paysanne (Bauernverband).

Vor dem Rathaus angekommen, geht es los: Die Zelte werden aufgebaut, der Ofen für die Crêpes wird angeworfen und heißer Tee und Kaffee werden serviert... Die Musikanlage und das Mikro werden eingeschaltet, wir warten nicht: Wir sind immer noch da und rufen es laut und deutlich: "Andra et Dégage, Résistance et sabotage" (Andra verschwinde, Widerstand und Sabotage). Es wird auch gehämmert: Kaum sind die gelben Plakatwände "Bekanntmachung der öffentlichen Anhörung", die mit viel Spaß von den Straßenrändern entfernt wurden, aus den Anhängern geholt, werden sie auf dem Rasen des Rathauses wieder aufgestellt, mit neuen Botschaften: Enfouissez plutôt Gérard Longuet // Ni à Bure Ni Ailleurs // Drastique Urgence Partir... (Begrabte lieber Gérard Longuet // Weder in Bure noch anderswo // Dringender Notfall, lauft weg...).

Und "Wir knirschen mit den Zähnen: Wer geht auf die Jagd?" // "TORRES- die Jagd ist eröffnet") kann man auf einigen Schildern lesen. Während der Bois Lejuc angeblich weder von Einheimischen noch von Cigéo-Gegnern betreten werden darf, bietet der Direktor der Andra, Jagdrechte in diesem Wald an, ganz im Stil einer Bestechungssaktion... Und für den 29. Oktober ist bereits ein Teambuilding-Event zwischen der Andra und den Jägern im selben Wald angekündigt worden. Derselbe Direktor äußerte sich 2015 gegenüber der Presse: "Die Jagd ist ein Instrument der Öffentlichkeitsarbeit, mit dem man einen großen Teil der Akteure des Gebiets erreichen kann ... Aber nicht mit dem Ziel, sie verantwortlich zu machen oder ihnen den Kopf zu waschen". Um ihren Einfluss zu festigen und das Gewissen zu kaufen, spielt die Andra immer die gleiche Leier. Wir erinnern uns an die Jagdausflüge, die Andra in der Domaine du Baudray organisierte, die sie 2013 für 1,6 Millionen Euro gekauft hatte, um dort lokale Honoratioren einzuladen, zwischen Geschäftsgesprächen und geladenen Gewehren.

Bewohnerinnen und Bewohner sind zahlreich erschienen - mit Gegenständen und Lebensmitteln in ihren Händen-, um bei der öffentlichen Anhörung kleine Stücke des Kulturerbes, des bisherigen Alltagslebens und der Erde zu übergeben, die die Andra zertrampeln, mit radioaktiver Strahlung belasten und uns wegnehmen will. Abwechselnd legen sie das Mitgebrachte unter den Arkaden des Rathauses ab und ergreifen das Wort.

Gemüse aus dem Gemüsegarten, Äste aus dem Bois Lejuc, Weizenkörner des Jahres, Marmelade aus Maasfrüchten, Kinderfahrrad, Wasser aus noch erhaltenen Quellen, gerade erst gepflückte Pilze aus den umliegenden Wäldern... Das sind Symbole unserer Existenz, Zeugen dessen, was wir erfolgreich erschaffen und genießen, Fragmente des Lebens, das wir mit Freude und Überzeugung führen, diese Fragmente, die uns die Atomkraft noch nicht entreißen konnte und die uns Andra mit der DUP zu nehmen droht.

Die Aussagen sind stark und warnend: Cigéo wird unumkehrbare Auswirkungen auf die Landbesitzer haben, auf das Gemeingut Wald, auf die Bewegungsfreiheit, auf die Qualität unserer Gewässer, auf künftige Generationen... Wir wissen, dass unser Leben nach Erhalt der DUP und dem Beginn der Arbeiten am Atommülllager nicht mehr das gleiche sein wird. Die Botschaft ist klar: Wir werden nicht zulassen, dass dieses tödliche Projekt das Wertvollste zerstört, was es gibt: unsere Existenz und das Lebendige.Die Übergabe endete mit einer Rede mehrerer Aktivistinnen und Aktivisten.

Anschließend gibt es ein Wiedersehen mit Tänzen, Spielen und Liedern. Die Punkband Habits Sales (Nancy) eröffnet die Feierlichkeiten, gefolgt von René Biname (Belgien). Das elsässische Kollektiv der Bauern, die gegen Cigéo kämpfen, ist mit dabei, um uns mit ihren lokalen Produkten zu verwöhnen. Es weurden vegane Wraps und süße Crêpes serviert. Eine unabhängige Buchhandlung stellt tolle Poster aus und die Stände der Vereine informieren. Die Feier ist so fröhlich und ausgelassen, dass man fast vergessen kann, dass die Untersuchungsbeauftragten durch die Hintertür des Rathauses gehen.@

 

- zurück




      anti-atom-aktuell.de