Die Dreifachkatastrophe Fukushima 10 Jahre seit ihrem Beginn Three Eleven 10. Fukushima Jahrestag von sayonara genpatsu, Düsseldorf Am 11.03.2021 jährt sich die verheerende Dreifachkatastrophe zum 10. Male. Damals, am 11.03.2011 um 14:46 Uhr ereignete sich vor der Küste Nordostjapans ein großes Seebeben der Stärke 7,0 auf der Richterskala1 mit der Einstufung M 9,0 und ein bis zu 30 Meter hoher Tsunami, der sämtliche Küsten bis weit ins Landesinnere überflutete. In allen vier AKWs, die sich an der Nordostküste befinden, ereignete sich ein Störfall. Während in drei der AKWs Schlimmeres gerade noch verhindert werden konnte, kam es am AKW Fukushima Daiichi in drei der sechs Reaktoren zu einer Kernschmelze. Die anderen drei Reaktoren waren gerade wegen der jährlichen Revision heruntergefahren. Dort kam es jedoch in einem Reaktorblock zu einer Kritikalität der Brennelemente im Abklingbecken, das durch die Erschütterung des Erdbebens undicht geworden ist und nun Wasser verlor. Etwa 20.000 Leute fielen dem Tsunami zum Opfer. 200.000 Leute verloren ihre Häuser, ihr Hab und Gut, das alles durch den gewaltigen Tsunami einfach so weggespült worden ist. Bäume knickten um wie Streichhölzer, Autos, Trümmer wurden mitgerissen, Boote, Schiffe wurden weit bis ins Landinnere gespült. Häuser, die auf einer Anhöhe standen, blieben unversehrt. Durch den Tsunami direkt starben 15.899 Leute, 2.529 weitere Leute gelten noch bis heute offiziell als vermisst (Stand: 12/2020). Durch die Katastrophe unmittelbar verletzt wurden 6157 Leute. Insgesamt sind jedoch bis heute (Tote und Vermisste vom 11.03.2011 mit inbegriffen) etwa 22.000 Leute entweder sofort, oder in der Zeit danach an den Folgen, beziehungsweise im Zusammenhang mit der Dreifachkatastrophe verstorben (Suizide mit inbegriffen). In den Ortschaften nahe des AKWs Fukushima Daiichi, die nicht direkt durch den Tsunami betroffen waren, war man zunächst erleichtert, dass das eigene Haus der Erschütterung des Erdbebens standgehalten hatte und vom Tsunami verschont blieb. Aber dann kam der Evakuierungsbefehl, der per Lautsprechwagen, der durch die Straßen fuhr, verkündet worden ist. "Nur zur Vorsicht" hieß es zunächst. Erst im 2-km-Umkreis, noch am selben Abend, dann 10-km am Folgetag und letztendlich die Evakuierung im 20-km-Umkreis. So erging es auch dem Ehepaar Meguro aus Futaba, dass nur 4 km vom AKW Fukushima Daiichi entfernt wohnte. Sie hörten, als der Reaktorblock 1 explodierte und sahen die große Rauchwolke in den Himmel steigen. Kurz darauf fielen lauter kleine weiße Fetzen herunter. Die Flüchtlinge, die nun ihr Haus durch den Tsunami verloren hatten, kamen in Notunterkünften unter, zum Beispiel Turn- oder Mehrzweckhallen, wo sie zum Teil bis Dezember ausharren mussten. Dann wurden Übergangshäuser in Form von Containersiedlungen errichtet. Der Tsunami hatte bis weit ins Landesinnere alles weggespült und den Erdboden gleich gemacht. So verloren die Betroffenen nicht nur ihr Hab und Gut, sondern größtenteils auch ihren Arbeitsplatz, da die Firma, das Geschäft ebenfalls vernichtet worden ist. Zu den Verlusten kam nun die wirtschaftliche Existenznot. Während einige sich mittlerweile eine neue Existenz aufbauen konnten, haben andere keinen Ausweg aus der Situation mehr gesehen, oder warten noch bis heute auf eine angemessene Entschädigung. Dies betrifft vor allem diejenigen Leute, deren Häuser möglicherweise noch intakt sind, die aber aufgrund der ausgetretenen hohen Radioaktivität ihre Heimat verlassen mussten. Seit 2013 wird der Wiederaufbau in der zerstörten Tohoku-Region stark vorangetrieben, wovon die Bauindustrie dank staatlicher Zuschüsse am meisten profitiert. Eine regelrechte Win-win-Situation, wo nicht nur die Bauindustrie, sondern auch die Regierung profitierte, die in Anbetracht der Olympischen Spiele vor allem in der Präfektur Fukushima, im Rahmen der sogenannten "Wiederaufbauspiele" wieder Normalität walten lassen wollte. So sagte der ehemalige Ministerpräsident Shinzo Abe 2013 in Buenos Aires, als Japan den Zuschlag für die Olympischen Spiele 2020 erhielt, das am havarierten AKW Fukushima Daiichi "alles unter Kontrolle" sei, was in Anbetracht der gegenwärtigen Probleme dort und den Folgen aber absolut nicht der Fall ist. Die Olympischen Spiele Tokyo 2020 wurden aufgrund der Coronapandemie auf den Sommer 2021 verschoben, wobei allerdings fraglich ist, ob diese aufgrund der immer noch sehr hohen Infektionszahlen nicht sogar komplett abgesagt werden müssen. Die Fackelläufe hatten im März 2020 bereits begonnen, als die Spiele dann für den Sommer 2020 abgesagt wurden. Die Route der Fackelläufe führte durch Ortschaften nahe des AKWs Fukushima Daiichi, die trotz der Flächendekontamination immer noch radioaktiv belastet sind! Mit dieser Aktion wollte die Regierung der internationalen Gemeinschaft zeigen, dass man die Reaktorkatastrophe in Griff habe und somit alles wieder "normal" sei, was allerdings nicht der Fall ist! So wurde auch schon sehr frühzeitig der Evakuierungsbefehl für viele Gebiete nach und nach aufgehoben und die Rückführung vorangetrieben. Es kehrten jedoch nur wenige und vorwiegend auch nur ältere Leute in die radioaktiv kontaminierte alte Heimat zurück. Jüngere Leute, Familien mit Kindern sind aus Sorge um ihre Gesundheit lieber weggezogen und haben einen Neuanfang gemacht. Allerdings darf man über seine Herkunft nicht offen sprechen, sonst wird man diskriminiert, was leider ein großes Problem in der japanischen Gesellschaft ist. Denn jeder, der nicht der homogenen Norm entspricht, ist irgendwie, mehr oder weniger außen vor. So verschweigen zum Beispiel die Kinder lieber ihre Herkunft "Fukushima", weil sie in der Schule sonst gemobbt werden. So war es auch früher schon, als die Atombombenopfer, also die "Hibakusha" von Hiroshima und Nagasaki von der Gesellschaft ausgegrenzt worden sind. Die Regierung jedenfalls vertritt die Meinung, dass eine Strahlendosis bis 20mSv/a gesundheitlich unproblematisch sei, so dass eine Rückkehr in die evakuierten Ortschaften, die solche Werte aufweisen, "möglich" sei. Teilweise liegen die Werte, trotz der Flächendekontamination sogar noch höher, zumal mit Wind und Regen immer wieder neue radioaktive Partikel nieder gehen. Die vielen Wälder und Berge lassen sich auch nicht "so einfach" dekontaminieren! In Tschernobyl liegt die Obergrenze zumindest "nur" bei 5mSv/a. Solch eine Vorgehensweise, wie es die japanische Regierung macht, ist weltweit einmalig! Nach Meinung unabhängiger Experten ist das absolut unverantwortlich. Zumal die Krankheitszahlen, zum Beispiel Schilddrüsenkrebs bei Kindern in der Präfektur Fukushima seit der Reaktorkatastrophe sprunghaft angestiegen sind. Viele Neubauten schossen wie Pilze aus dem Boden, nachdem der Tsunamischutt mit großen Bulldozern beseitigt worden ist. Eine höhere Tsunamimauer, also ein massiver Deich, beziehungsweise hässliche Betonwand entlang der Küste. Die Ortschaften sehen jetzt ganz anders aus. Sämtliche Bahnhöfe, die zerstört waren, wurden erneuert. Die wieder hergerichtete Joban-Bahnlinie, die durch die ehemalige Sperrzone führt, wird seit März 2020 wieder komplett bedient. Das Sportzentrum J-Village, das nahe am havariertem AKW Fukushima Daiichi liegt, hat jetzt auch einen Bahnhof. Dieser wurde eigens für die Olympia 2020 gebaut und im April 2019 mit viel "Tamtam" eingeweiht. Vorher war dort nie ein Bahnhof nötig gewesen. Um die Leute der ehemaligen Sperrzone dazu zu bewegen, dass sie wieder in ihre alte Heimat zurückkehren, hat man bis 2017 die Entschädigungszahlungen, beziehungsweise Mietzuschüsse, sowie andere Unterstützungen auslaufen lassen. Denn die Häuser waren ja noch intakt, und die Strahlung sei mit der Gesundheit vereinbar, so die Meinung der Regierung. Heute säumen zahllose Neubauten die Küstenregionen der Tohoku-Region, die durch den Tsunami dem Erdboden gleich gemacht worden ist. Der Evakuierungsbefehl für die Sperrzone um das havarierte AKW Fukushima Daiichi wurde nahezu komplett schon wieder aufgehoben. Nur für ein paar wenige Teilgebiete, die stärker radioaktiv belastet sind, als die übrige Sperrzone, gelten Aufenthaltseinschränkungen. Unabhängigen Experten und Umweltverbände raten aufgrund der immer noch herrschenden erhöhten radioaktiven Belastung von einer Rückkehr in die vom Fallout belasteten Gebiete weiterhin ab. Vielerorts stapeln sich immer noch zahllose Säcke mit radioaktiv kontaminiertem Erdreich, das bei der Flächendekontamination abgetragen worden ist, entweder in Leichtbauhallen oder unter freiem Himmel. Das hochradioaktive Wasser, das am AKW Fukushima Daiichi in großen Tanks lagert, soll 2022 ins Meer "entsorgt" werden. Das sind "nur" einige Probleme, die in den offiziellen Gedenkfeiern jedoch nicht erwähnt werden. Stattdessen wollte man die Reaktorkatastrophe durch die Olympischen Spiele Tokyo 2020, die als "Wiederaufbauspiele", zum Teil auch in der Stadt Fukushima ausgetragen werden sollten, kleinreden und den Eindruck erwecken, dass Fukushima wieder "sicher" sei. Private Organisationen, wie zum Beispiel die Messstelle in Aizu Wakamatsu, Präfektur Fukushima haben Messstellen für Lebensmittel eingerichtet und bieten Beratung an. Denn die offiziellen Angaben entsprechen leider nicht immer der Realität, so dass das Vertrauen darin nicht besonders groß ist. Für Kinder in Fukushima wurden verschiedene Projekte ins Leben gerufen. So ermöglichen diese NGOs zum Beispiel Erholungsferien für Kinder aus Fukushima, die durch Spenden finanziert werden.
Trotz Reaktorkatastrophe im eigenen Lande durften "nach Fukushima" 9 Reaktoren wieder hochgefahren werden. Hinzu kommen noch vier laufzeitverlängerte Altreaktoren, wovon drei in diesem Frühjahr wieder in Betrieb gehen sollen. Die vielen Erdbeben in Japan, das sich auf dem sogenannten pazifischen Feuerring befindet, sind jedoch nicht weniger geworden! Zudem hat Japan bereits bewiesen, dass es ohne Probleme auf Kernenergie verzichten kann; zum Beispiel als für knapp zwei Jahre alle AKWs vom Netz waren. Obwohl der Anteil an erneuerbarer Energie deutlich mehr ausgebaut werden könnte, sieht die japanische Regierung einen Anteil an Kernenergie von 20 bis 22% bis 2030 vor. @ aus: antiatom-fuku.de/10-fukushima-jahrestag.html |
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