wir sagen Nein! zu dem Versuch, die lebensbedrohliche Situation zu vertuschen

radioaktiv strahlende Olympiade in Japan

Rede von sand (systemoppositionelle Atomkraft nein Danke-Gruppe)
bei der Kundgebung am 11. März in Hamburg

Im März startet der Fackellauf in der Präfektur Fukushima, am 23. Juli soll die Eröffnungsfeier in Tokio stattfinden.

  • Obwohl sich Japan seit Wochen in der dritten Welle der Pandemie befindet und derzeit über Tokio und anderen Metropolen ein Lockdown verhängt ist.
     
  • Und obwohl die Atomkatastrophe noch nicht vorbei ist,die havarierten Reaktoren immer noch große Mengen an Radioaktivität in die Umgebung abgeben. Und zum Beispiel die Zahl der Kinder, die an Schilddrüsenkrebs erkranken angestiegen ist.
     
  • Und obwohl es am vergangenen Wochenende in der Region Fukushima erneut ein schweres Erbeben gegeben hat. Im AKW Fukushima Daichi kam es zu neuen Schäden. Japan gehört zu den am stärksten von Erdbeben gefährdeten Ländern weltweit.

IOC-Präsident Thomas Bach hatte erst kürzlich den Willen zur Austragung der Spiele bekräftigt: "Überall gibt es große Entschlossenheit, diese Olympischen Spiele zu einem großartigen Erfolg zu machen und zum Licht am Ende des Corona-Tunnels, in dem wir uns leider noch befinden. Eine zweite Verschiebung ist absolut unmöglich. Wir haben zur Zeit überhaupt keinen Grund, zu glauben, dass die Olympischen Spiele in Tokio nicht am 23. Juli im Olympiastadion von Tokio eröffnet werden."

Yoshizo Mori, der wegen frauenfeindlicher Äußerungen gerade zurückgetretene Vorsitzende des Tokioter Organisationskomitee und ehemaliger Premierminister Japans sagte: "Die Spiele werden auf jeden Fall stattfinden – Die für den 23. Juli 2021 angesetzte Eröffnungsfeier soll den globalen Kampf gegen Covid-19 zum Thema haben. Japans Ministerpräsident Yoshihide Suga hat gesagt, die Spiele zeigen "dass Japan begonnen hat, sich von dem großen Erdbeben im Osten Japans im März 2011 zu erholen."

Aber die große Mehrheit der japanischen Bevölkerung (etwa 80%) ist laut jüngster Umfragen wegen der Corona-Pandemie und der zu erwartenden hohen Kosten (etwa 22 Milliarden Euro) für eine Absage oder erneute Verschiebung der Spiele. Gleichzeitig streicht die japanische Regierung die Unterstützungsleistungen für alle nicht rückkehrwilligen Evakuierten – welch ein zynischer Umgang mit Menschen!

Trotz alledem lädt Japan die Sportler*innen der Welt zu sich ein: in diesem Sommer 2021 sollen die Olympischen Spiele von der Metropole Tokio ausgerichtet werden. 230 km vom havarierten Atomkraftwerk Fukushima Daiichi entfernt. Aber auch in der Hauptstadt der Präfektur Fukushima sind olympische Wettkämpfe geplant: Baseball und Softball-Spiele sollen dort ausgetragen werden – 50 km vom havarierten Atomkraftwerk entfernt.

Naoto Kan, damaliger Premierminister Japans, bekannte sich u.a. beim Hamburger Literaturvestival "Lesen ohne Atomstrom" zum erklärten Gegner der Atomenergie. Nur einen Fingerbreit von der Schwelle zum totalen nuklearen Desaster habe sich Japan im Frühling 2011 befunden, nachdem es im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi zu drei Kernschmelzen gekommen war. Kurzzeitig habe man sogar erwogen, die Hauptstadt Tokio zu evakuieren – insgesamt wären das mit den umliegenden betroffenen Präfekturen 50 Millionen Menschen gewesen. In den Tagen nach Beginn der Atomkatastrophe wehte der Wind aber vor allem Richtung Osten, so dass ein Großteil des radioaktiven Niederschlags über dem Pazifik erfolgte. Das führte zur größten, jemals gemessenen radioaktiven Kontamination der Weltmeere durch ein einzelnes Ereignis.

2011 noch wollte Naoto Kan die Betreiberfirma TEPCO zur Rechenschaft ziehen und Ursache und Auswirkungen der Katastrophe mit aller Macht und allen Mitteln bekämpfen. Das Kartell aus Großkapital, Atomkonzernen, korrupter Bürokratie und Politik – in Japan "das Atomdorf" genannt – jedoch stoppte ihn und drängte ihn aus seinem Amt. Anschließend wurde der erzkonservative Shinzo Abe ins Amt gehievt. Dieser gab TEPCO freie Hand und brachte sogar wieder einige AKWs ans Netz. Den GAU erklärte er kurzerhand für beendet.

    Es herrscht aber weiterhin keine Normalität in Japan

Von offizieller Seite werden die Auswirkungen der Atomkatastrophe stark heruntergespielt. Die gesundheitlichen Auswirkungen werden systematisch unterschätzt, bisherige Messungen in Fukushima sind unzulänglich.

Der ehemalige japanische Premierminister Shinzo Abe sagte bei der Olympiabewerbung: "die Lage in Fukushima ist unter Kontrolle"; "es hat und wird nie eine Gefahr für Tokio bestehen"; es gebe kein Problem, und "es wird in Zukunft keins geben"; "ich bürge persönlich dafür, dass die eingeleiteten Maßnahmen greifen"

Der Vorsitzende des Organisationskomitees für die Tokio-Spiele, Yoshiro Mori sagte: Durch die Ausrichtung der Spiele werde Fukushima zeigen können, "wieweit der Wiederaufbau in den zehn Jahren nach der Katastrophe" vorangeschritten ist. Die Entscheidung werde "den Menschen Mut machen, besonders in der betroffenen Region".

Der Gouverneur der Präfektur Fukushima Masao Uchibori sagte: "Wir brauchen ein Ziel, um zeigen zu können, wie weit sich Fukushima erholt hat." Er bezog sich auf die olympischen Spiele 2020.

Das alles ist Täuschung, reiner Zynismus und Menschenverachtung, auch den Opfern der Atomkatastrophe gegenüber. Es besteht nämlich sehr wohl eine erhebliche Gesundheitsgefahr in den radioaktiv kontaminierten Gebieten. Umso unverantwortlicher ist es von der japanischen Regierung, Teile der Olympischen Spiele dort auszutragen. Damit soll der Eindruck erweckt werden, dass Fukushima wieder "sicher" und die Atomkatastrophe "behoben" sei – und überhaupt die Produktion von Atomenergie beherrschbar sei.

Wir sagen Nein zu dem Versuch der Japanischen Regierung, die lebensbedrohliche Situation zu vertuschen, der Weltöffentlichkeit Normalität in den verstrahlten Gebieten vorzuspielen. Die Betreiberfirma TEPCO muss gestoppt werden !

wir solidarisieren uns mit den Opfern und Geschädigten der Atomkatastrophe. Wir rufen alle Sportler*innen, Sport-Funktionär*innen, Besucher*innen und alle in irgendeiner Form an den Spielen Beteiligte auf, die Spiele in Japan zu boykottieren. Sich ihrer Verantwortung – auch den von der Atomkatastrophe Betroffenen gegenüber – bewusst zu werden und sich nicht instrumentalisieren/ funktionalisieren zu lassen, um weltweit in Japan Normalität vorzutäuschen.

Boykott auch als Zeichen der Solidarität mit den Opfern und Geschädigten der Atomkatastrophe und den Menschen, die dort dauerhaft leben. NEIN zur radioaktiv strahlenden Olympiade in Japan !

Die Atomkatastrophe in Fukushima war und ist keine Naturkatastrophe, sondern ist ein Verbrechen, das von Menschen zu verantworten ist! Keinen Frieden mit den herrschenden Verhältnissen! Lasst uns gemeinsam für eine Gesellschaft kämpfen, in der der Mensch im Mittelpunkt von Denken und Handeln steht und nicht die ökonomische und machtpolitische Rationalität !

"Alle Verhältnisse umwerfen, in der der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist!" sagte bereits Karl Marx. Einen eigenen Begriff von "Recht" und "Legitimität", von "Gewalt" und "Widerstand" entwickeln !

    In diesem Sinne: vorwärts und nicht vergessen die Solidarität!@

 

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