Atomkraft schützt das Klima nicht

Soll die Erderwärmung begrenzt werden, kann dies nur durch eine Umstellung der Energieversorgung gelingen. Der Versuch jedoch, dem Klimawandel mithilfe der Atomkraft zu begegnen, hieße, ein Risiko durch ein anderes zu ersetzen. Zudem ist dieser Ansatz völlig unrealistisch: Derzeit werden lediglich zwei Prozent des weltweiten Energiebedarfs durch Atomkraft gedeckt. Der Anteil an der Stromproduktion durch AKW liegt weltweit bei nur elf Prozent.

Um nur zehn Prozent der weltweiten Treibhaus-Emissionen einzusparen, müsste bis 2050 die Anzahl der bestehenden Atomkraftwerke verdreifacht werden. Sollten bis Mitte des Jahrhunderts alle Kohle- und ein großer Teil der Gaskaftwerke durch AKW ersetzt werden, müssten weltweit sogar mehr als 1.000 neue AKW gebaut werden. Selbst wenn dies flächendeckend möglich wäre, würden die damit gebundenen finanziellen Mittel jahrzehntelang für den Ausbau alternativer Energieformen fehlen.

    Schwindende Uranvorräte
    und Klimabilanz

Beim derzeitigen Uran-Verbrauch wären die bekannten und vermuteten Uran-Vorräte bereits 2040 erschöpft. Würde man vermehrt auf Atomkraft setzen, gingen die Vorkommen noch früher zu Neige. Zudem ist Atomenergie keine CO2-freie Stromquelle. Vor allem bei der Förderung von Uran entstehen klimaschädliche Treibhausgase. Eine Kilowattstunde Atomenergie verursacht so im Durchschnitt 88 bis 146 Gramm CO2 (Quelle). Damit hat Atomstrom eine deutlich schlechtere Klimabilanz als Windenergie. Würde die Uran-Nachfrage steigen, müssten Bergbaukonzene künftig auch weniger ergiebige Uranquellen nutzen – die CO2-Bilanz würde sich weiter verschlechtern.

    Atomkraft ist nicht effizient

Der Wirkungsgrad eines modernen Atomkraftwerks liegt im Schnitt bei lediglich 33 Prozent. Der Grund: die Wärme wird ungenutzt über Flüsse und Abluftkamine abgeleitet. Blockheizkraftwerke hingegen produzieren beispielsweise gleichzeitig Strom und Wärme. Daher könnte allein ihr Ausbau den bisher aus AKW gewonnenen Strom ersetzen, ohne dass mehr CO2 entsteht.

    Massive Subventionen

Atomkraft ist kein billiger Energieträger, sondern profitiert seit Jahrzehnten von massiven staatlichen Förderungen. Neben direkten Finanzhilfen hat der Staat maßgeblich die Forschung und Entwicklung der Atomtechnik bezahlt, auch der Bau der ersten AKW wurde aus Steuergeldern mitfinanziert. Auf diese Weise flossen zwischen 1970 und 2012 mehr als 213 Milliarden Euro Subventionen in die Förderung der Atomenergie. Ein weiteres Geschenk für die Atomkonzerne: anders als bei die Energieträger Erdgas und –öl wurde der Brennstoff Uran jahrzehntelang nicht besteuert. Indirekte Subventionen erhalten die Atomkonzerne durch Steuervergünstigungen bei den Regelungen für die Entsorgungsrückstellungen.

    Nicht einkalkuliert:
    Atommüllentsorgung

Atomkraft muss auch dann noch finanziert werden, wenn sie keinen Beitrag zur Stromversorgung mehr leistet. So zahlte der Bund die Kosten für die Atommüllendlager Asse II und Morsleben sowie für die Stilllegung der ostdeutschen Atommeiler. Insgesamt sind die Folgekosten der Atomkraft noch lange nicht beziffert – vor allem für die langfristige Lagerung der radioaktiven Abfälle. 2016 erlaubte der Bundestag den Betreibern deutscher Atomkraftwerke, sich mit einer Einmalzahlung von 24 Milliarden Euro für immer aus der finanziellen Verantwortung für den Verbleib des Atommülls zu kaufen. Schon jetzt ist klar, dass dieses Geld, das in einem staatlichen Fonds angelegt ist, nicht reichen wird, um die tatsächlichen Atommüll-Kosten zu decken. Die Bevölkerung trägt nun auch das finanzielle Risiko.

    Kein Versicherungsschutz

Subventioniert wird auch das unkalkulierbare Sicherheitsrisiko der Atomkraft: Ein AKW in Deutschland ist nur mit einer Deckungssumme von 2,5 Milliarden Euro versichert. Bei einem schweren Atomunfall ist das so gut wie nichts. Im Zweifel bleibt die Bevölkerung auf dem Schaden sitzen – auf Gesundheitsschäden sowieso. Würde hier derselbe Maßstab angelegt wie in allen anderen Wirtschaftsbereichen, wäre Atomstrom weder bezahlbar noch wettbewerbsfähig.

    Atomausstieg ist möglich

Ohne AKW geht in Deutschland kein Licht aus. Rein rechnerisch produzieren fünf der sieben in Deutschland laufenden AKW nur für den Export. Auch die beiden anderen Atomkraftwerke könnten sofort abgeschaltet werden, ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden. Tatsächlich stehen sie der Energiewende sogar im Weg. AKW können ihre Stromproduktion technisch nicht flexibel anpassen. Ist aufgrund der Wetterlage zu viel Strom im Netz, werden nicht die Atommeiler runtergefahren, sondern Wind- und Solarkraftanlagen teuer abgeregelt. Strom aus AKW verstopfen das Netz für Strom aus Erneuerbaren Energien.

    Alle AKW sind verzichtbar

2011 wurden in Japan nach der Katastrophe von Fukushima gleichzeitig 52 Reaktoren abgeschaltet, ohne dass es zu größeren Strom-Engpässen gekommen wäre. In Deutschland gingen damals mit einem Schlag acht AKW vom Netz. Heute stehen selbst unter extrem pessimistischen Annahmen – wie Dunkelheit, Windstille und maximal hohem Strombedarf – rein rechnerisch genügend nicht-atomare Kraftwerke zur Verfügung, um den gesamten Stromverbrauch in Deutschland jederzeit zu decken.

    Abschaltung
    forciert Energiewende

Je schneller alle Atommeiler abgeschaltet werden, umso bester ist dies für das Voranschreiten der Energiewende. So würden etwa Gaskraftwerke wieder rentabler werden: Sie produzieren nicht nur weniger CO2 als beispielsweise Kohle, sondern wären eine gute Ergänzung der wetterbedingt schwankenden Stromerzeugung durch erneuerbare Energien. @

 

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