Russland erstes schwimmendes Atomkraftwerk in Betrieb. Wettlauf um die Arktis von aaaRed Russlands erstes schwimmendes AKW, die "Akademik Lomonossow", ist am 19. Dezember n der Kleinstadt Pewek in Tschukotka im äußersten Nordosten Russlands angekommen und kurz darauf ans Netz gegangen. Im August war es vom russischen Nordmeerhafen Murmansk aus in das 4.700 Kilometer entfernte Pewek gestartet. Das schwimmende AKW soll ein Schlüsselinstrument beim Ausbau dieser arktischen Region werden. Und es wird das ebenfalls in der Region Tschukotka gelegene Atomkraftwerk Bilibinsk ersetzen, das 2021 vom Netz genommen werden soll. Bilibinsk ist das einzige russische KAKW, das auf Permafrostboden gebaut ist. Und der wird vor dem Hintergrund der weltweiten Klimaveränderung zunehmend weicher. Der 144 Meter lange und 30 Meter breite Schwimmkörper der Akademik Lomonossow, der zwei Atomreaktoren mit einer Leistung von jeweils 35 Megawatt mit sich führt, soll nicht nur die Menschen in Pewek mit Strom versorgen, sondern auch Unternehmen, die Kohlenwasserstoffe und Edelsteine in der Tschuktschen-Region fördern. Der Start des schwimmenden AKW ist Teil der russischen Bemühungen, die Infrastruktur in der Region signifikant auszubauen. Dazu gehören die Elektrifizierung, der Bau von Häfen und der weitere Ausbau der russischen Eisbrecherflotte. Es ist das erste Mal seit den 1960er Jahren, dass ein AKWauf See eingesetzt wird. Zuletzt hatten damals die USA ein schwimmendes AKW im Panama-Kanal eingesetzt. Zwei chinesische Staatsunternehmen verfolgen nun ebenfalls Pläne für mindestens zwanzig schwimmende AKWs. Auch amerikanische Wissenschaftler arbeiten Berichten zufolge an ähnlichen Projekten.
Die Arktis enthält Schätzungen zufolge 13 Prozent der unentdeckten Ölressourcen und 30 Prozent aller natürlichen Gasreserven der Erde. Dazu kommen gewaltige Vorkommen an seltenen Erden und andere Mineralien wie Nickel, Uran und Diamanten. Der Klimawandel hat seit den späten 1970ern zum einem Rückgang des arktischen See-Eises um 40 Prozent geführt. Damit wird zunehmend auch ein bedeutender Teil dieser Ressourcen zugänglich.Außerdem ermöglicht dies eine direkte Seeroute von Europa nach Asien. Das schmelzende Eis verstärkt damit die seit langem schwelende Konflikte zwischen den benachbarten Ländern über Territorialansprüche auf die Landmassen und Gewässer der Arktis. In den vergangen Jahren fanden in der Arktis die größten Militärübungen seit Ende des Kalten Krieges statt. Im September 2017 nahmen 70 000 russische Truppen an einer Militärübung in der Arktis teil und im Oktober 2018 veranstaltete die NATO eine umfassende militärische Machtdemonstration, die 50 000 Truppen umfasste, darunter 20 000 amerikanische.
ökonomische Bedeutung der Arktis Die Arktis ist für Russland von zentraler geostrategischer und ökonomischer Bedeutung. Durch seine geographische Lage besitzt Russland eine umfangreiche Grenze, die sich über weite Teile des arktischen Meeres erstreckt. Schätzungen zufolge befinden sich bis zu zwei Drittel von Russlands Öl- und Gasreserven in der russischen Wirtschaftssonderzone in der Arktis. Obwohl die Region nur durch 2 Millionen von 140 Millionen Russen besiedelt ist, kommt sie für 20 Prozent des russischen Bruttoinlandprodukts auf, welches in hohem Maße von der Förderung und dem Export von Rohstoffen abhängt. Im weltweiten Machtpoker zur Durchsetzung ökonomischen und geopolitischen Interessen hat Russland den Großteil seiner militärischen Ausgaben für die Modernisierung der Nordflotte und die Erweiterung der militärischen Kapazitäten in der Arktis investiert. Am 24. August hat das russische Verteidigungsministerium verkündet, dass zwei erfolgreiche Interkontinentalraketentests von zwei Atom-U-Booten im arktischen Ozean und in der Barentssee durchgeführt wurden. Die USA sind sich der zentralen ökonomischen Bedeutung der Arktis für die fragile russische Wirtschaft, die schwer von den Wirtschaftssanktionen der USA und EU getroffen wurde, und ihrer Bedeutung für China sehr wohl bewusst. Washington versucht daher intensiv, den chinesischen und russischen Einfluss in der Region zurückzudrängen. In einer Rede im letzten Mai drohte US-Außenminister Mike Pompeo: "Unter Präsident Trump verstärken wir die Sicherheit und die diplomatische Präsenz der USA in der Arktis ...wir halten militärische Übungen ab, stärken unsere Kräfte vor Ort, bauen unsere Eisbrecherflotte aus, erweitern die Finanzierung der Küstenwache und gründen einen neuen Militärstab für arktische Angelegenheiten." Pompeo verkündete ebenfalls, dass die USA ihre Präsenz in Grönland verstärken würden, um wieder "Führung in der Region" zu übernehmen. Die Zeitschrift Politico schrieb im Mai, dass Grönland ein "Kernstück der Bemühungen des amerikanischen Außenministeriums geworden ist, die arktischen Träume Chinas zu vereiteln". Dank seiner geostrategischen Lage ist Grönland ein wichtiger Korridor für den Schiffsverkehr zwischen der Arktis und dem Nordatlantik. Zudem befinden sich dort Schätzungen zufolge die weltweit zweitgrößten Vorkommen an seltene Mineralien, die für Batterien und Handys gebraucht werden. Das US-Innenministerium hat letztes Jahr erklärt, dass diese Mineralien maßgebend für die wirtschaftliche und nationale Sicherheit der USA sind. Im Jahr 2018 haben die USA Druck auf Dänemark ausgeübt, damit es die Angebote aus China ablehnt, drei internationale Flughafen in Grönland zu bauen, die direkte Flüge in die USA und Europa ermöglicht hätten. Vor einigen Wochen hat Trump dann Dänemark ein erfolgsloses Angebot für den Kauf Grönlands gemacht. Im August kündigten die USA an, dass sie in Grönland für das erste Mal seit Jahrzehnten ein Konsulat eröffnen würden. Angesichts der deutlichen Machtinteressen der USA in der Arktis arbeiten Russland und China in einem gewissen Umfang in der Arktis zusammen. Auf dem Internationalen Arktischen Forum in St. Petersburg im Juni dieses Jahres hat sich der russische Präsident Wladimir Putin offiziell hinter die chinesischen Pläne einer "polaren Seidenstraße" als Teil der chinesischen "One Belt, One Road"-Initiative gestellt. Momentan liegt Chinas bedeutendster Zugang zu Rohstoffressourcen der Arktis in der Beteiligung an der russischen Flüssiggasanlage auf der Halbinsel Jamal.
Die modulare Reaktortechnologie mit den zwei KLt-40C-Reaktorsystemen wurden für schwer zugängliche Gegenden konzipiert, wo sie jeweils fünf Jahre lang ohne neue Brennstäbe produzieren können. Sie sind für eine Gesamtlebensdauer von 40 Jahren ausgelegt, die aber auf 50 Jahre verlängert werden kann. Den russischen Plänen schlägt allerdings breite Skepsis entgegen. Die Arktis ist ein hochempflindliches Gebiet, deren Lebensgemeinschaften sensibel auf Störungen reagieren. Die schwimmenden AKWs werden Abfall produzieren. Wo wird der sicher gelagert? Was geschieht bei einem GAU in einem schwer zugänglichen Gebiet? Wie kommen Rettungstruppen und Techniker her? Die Erfahrungen im Umgang der Russen mit Atomtechnologie sind nicht gut. Das hat nicht nur mit Tschernobyl und Majak zu tun, sondern auch mit den versunkenen Atom-U-Booten, die als tickende Zeitbomben in der arktischen See vor sich hin rosten, ohne dass Russland technologisch in der Lage zu sein scheint, diese Reaktoren zu bergen und für das hoch radioaktive Material ein Entsorgungskonzept vorlegen zu können.@
Quelle: |
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anti-atom-aktuell.de |