Urenco hat den Transport von UF6 von Gronau nach Russland wiederaufgenommen.
Proteste in Gronau und Russland.


Russland ist keine Müllhalde!

von aaaRed

Erst im Oktober wurde bekannt, daß die Firma Urenco bereits im Mai 2019 wieder Uranhexafluorid (UF6), das bei der Urananreicherung als Abfallstoff anfällt, nach Rußland transportiert. Bereits 6 Züge mit je 600t vom Mai bis Oktober 2019 Inzwischen haben Recherchen ergeben, daß der britische Teil des deutsch-britisch-niederländischen Gemeinschaftsunternehmens Urenco schon seit 2016 wieder Uranhexafluorid nach Russland liefert. 12 700 t abgereichertes UF6 aus Gronau sind demnach zunächst nach Südfrankreich zur sog. "Dekonversion" in Uranoxid geliefert worden. Dann sei, so Urenco, das Uranoxid aus Südfrankreich zur britischen Urananreicherungsanlage Capenhurst "getauscht" worden und von dort nach Russland geliefert worden. Die britische UAA Capenhurst wurde 2016 anscheinend als reine Zwischenstation genutzt, um den eigentlichen Export von Gronau zu verschleiern.

    Geschichte

UF6-Transporte von der UAA Gronau nach Novouralsk in Rußland gab es bereits 1996 bis 2009. Im Jahr 2004 startete die russische Umweltorganisation Ecodefense eine Kampagne gegen den Import radioaktiver Abfälle nach Russland.Sie dokumentierte, dass in Novouralsk ausende Uran-Fässer unter freiem Himmel bei extremen Temperaturen lagerten, rosteten und drohten undicht zu werden. Die Initiative wurde von anderen Umweltorganisationen in Russland und Deutschland mitgetragen. Aufgrund der Proteste entschieden Urenco und Rosatom im Jahr 2009, keine weiteren radioaktive Abfälle aus Deutschland nach Russland zu importieren, und das russische Unternehmen versprach, solche Verträge nicht wieder abzuschließen

Laut neuen Verträgen mit dem russischen Atomkonzern ROSATOM sollen von 2019 bis 2022 sollen 12.000 Tonnen (mehr als 1.000 Container, etwa 20 Eisenbahnzüge) abgereichertes Uran nach Russland transportiert werden. Nach Angaben der nordrhein-westfälischen Behörden wurden von Mai bis Oktober dieses Jahres 3.600 Tonnen (50 Container) per Bahn, Schiff und Lastwagen von Gronau über Amsterdam nach Russland zum "Ural elektrochemisches Kombinat" (UEHK) nach Novouralsk im Gebiet Swerdlowsk befördert.

Greenpeace Rußland berichtet, dass Russland bereits etwa eine Million Tonnen Uranabfälle angesammelt hat, die nicht nur radioaktiv, sondern auch toxisch giftig sind. Es gibt keine Pläne, diese Abfallmenge zu nutzen zu verwenden, und die Vertragspraxis bis 2009 zeigt, dass die Sekundärabfälle nach der Wiederanreicherung in Russland verbleiben.

Laut Deutschem Atomgesetz dürfen radioaktive Abfälle nicht exportiert werden. Urenco spricht von einem "Wertstoff", "der einen wirtschaftlichen Vermögenswert darstellt" und in Russland wieder angereichert werden soll. Das gelingt allerdings nur zu einem sehr kleinen Teil, etwa zu zehn bis 20 Prozent. Dieser Teil geht anschließend nach Deutschland zurück. Der große Rest von 80 bis 90 Prozent bleibt aber in Russland - als strahlender, giftiger Abfall.

    Entsorgungsproblem

Der Urananreicherer Urenco hat weiterhin massive Probleme bei der Entsorgung des abgereicherten Uranhexafluorids (UF6), das bei der Urananreicherung in großen Mengen als Abfallstoff anfällt. Nach Auskunft der NRW-Landesregierung steht die konzerneigene Dekonversionsanlage für abgereichertes UF6 am britischen Standort Capenhurst noch immer nicht zur Verfügung. Verfügung. Die erheblichen Bauverzögerungen und Kostenüberschreitungen haben schon seit Jahren Auswirkungen auf den Gesamtkonzern, auch in Deutschland. AtomkraftgegnerInnengehen davon aus, dass diese Probleme ein Grund für die verzweifelten Versuche von Urenco sind, den konzerneigenen Uranmüll billig nach Russland abzuschieben.

In Russland nimmt Urenco sogar den Bau von neuen und technisch sehr gefährlichen Schnellen Brütern in Kauf, um den eigenen Atommüll loszuwerden Christoph Pistner vom Öko-Institut ist deshalb überzeugt, dass die Entsorgungsfrage ein "treibender Faktor" für den Transport ist: "Die Anlage befreit sich damit von Mengen, für die sie sonst hier Zwischen- beziehungsweise Entsorgungskapazitäten schaffen müsste.

Der Vorsitzende der russischen Umweltorganisation "Ecodefense" wirft Urenco "billige Entsorgung" vor: *"Wir finden, dass es unmoralisch und zynisch ist, solche Abfälle in andere Länder zu transportieren, weil das in Russland dazu führt, dass ganze Generationen mit ihrer Gesundheit werden bezahlen müssen." Die Uranabfälle werden in Novouralsk, Angarsk, Seversk und Zelenogorsk unter freiem Himmel gelagert. Jährliche Berichte beschreiben die Gefahr von Lecks in den Uranfässern. Im August 2019 wurde bekannt, dass radioaktive Substanzen asu Fässern in die Umwelt gelangte.

Wie geheim die Lagerung von Atommüll in Russland ist, hat auch der beim Russischen Präsidenten angesiedelte Menschenrechtsrat Ende Februar 2019 erfahren müssen. Bei einem Besuch in Angarsk am Baikalsee, das in der Vergangenheit ebenfalls Bestimmungsort von Urenco-Atommüll war, hatte der Menschenrechtsrat bemängelt, dass der Geschäftsbericht des "Elektrolyse- und Chemiekombinats" von Angarsk, keine Angaben über die Menge dieser Atommüllcontainer enthalte. Auch Informationen über Überlegungen, wie es mit diesen Containern weitergehen solle, suche man in dem Geschäftsbericht des Kombinats vergeblich. In seinem online abrufbaren Bericht fürchtet der Menschenrechtsrat die Entstehung von Lecks in den Atommüllfässern von Angarsk.

Während die russische Atomwirtschaft mit der deutschen Atomwirtschaft Geschäfte macht, gelten die Gegner dieser Geschäfte als "ausländische Agenten". Von 2004 bis 2009 hatte Ekodefense gemeinsam mit Antiatomgruppen aus dem Münsterland und Greenpeace Russland gegen die Urenco-Transporte protestiert. 2014 war Ekodefense von den russischen Behörden zum "ausländischen Agenten" erklärt worden. Und die Kaliningrader Ekodefense-Aktivistin Alexandra Korolewa war dieses Jahr aus Angst vor Verfolgung nach Deutschland geflohen.

    Protest

Nicht nur in Deutschland, auch in Russland protestierten Aktivisten gegen den Uranabfall-Transport.. Am November haben auch russische Atomkraftgegner in sieben Städten - darunter , Sankt Petersburg, Moskau., Tscheljabinsk und Archangelsk - gegen die deutschen Transporte protestiert. Eine Petition von Greenpeace in Russland mit der Überschrift "Russland ist keine Müllhalde" haben schon mehr als 43.000 Menschen unterzeichnet.@

 

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