Wismut – ein Tarnbegriff aus der Zeit des kalten Krieges von Dieter Kaufmann, Arbeitskreis gegen Atomanlagen Frankfurt am Main 11.09.2019 Die Sowjetunion hatte sofort nach 1945 mit dem Uranabbau in Thüringen und Sachsen begonnen. Beschlusslage des ZK von 1942. Nur so konnte Stalin die Atombomben bauen. Das war das einzige Uranabbaugebiet in der gesamten Sowjetunion im Ostblock überhaupt. Die DDR war weltweit der viertgrößte Uranproduzent nach der UdSSR, USA und Kanada. Von 1945 bis 1947 wurden 43.000 Menschen zur Arbeit im Uranerzbergbau gezwungen. Die Arbeits- und Lebensbedingungen der "Wismut"-Kumpel verbesserten sich danach deutlich: Die Erzhauer trugen zum Beispiel um die 4.000 Mark heim. Trotzdem blieb die Arbeit unter Tage ein Knochenjob: Arbeitsunfälle gehörten zum Alltag und Schutz vor der radioaktiven Strahlung gab es nicht. Die 5.300 an Lungenkrebs und 15.000 an Silikose erkrankten Bergleute von 1946 bis 1989 "gehörten zu mehr als 90 Prozent der ersten "Wismut"-Generation an", konstatiert der Historiker Rainer Karsch. Rund 8.000 Fälle wurden als Berufskrankheit anerkannt. Bei den 2 plus 4 Verträgen 1990 hier der deutsch/deutsche Vertrag der BRD/DDR im dem Vertrag wurde geregelt, dass die höheren Strahlenwerte der DDR in Ostdeutschland beibehalten werden. Diese befinden sich aber noch im Rahmen der UN-Grenzwerte. Der deutsch/sowjetische Vertrag von 1990 regelt unter anderem dass die Sowjetunion die einzige deutsch/sowjetische Aktiengesellschaft, die jemals im ehemaligen Ostblock gegründet wurde an die BRD kostenfrei abtritt. Die BRD übernimmt die gesamten Kosten der Uransanierung der Wismut GmbH über die Länder Thüringen, Sachsen und den Süden von Sachsen-Anhalt. Nach langem hin und her in der deutschen Diskussion zur Uransanierung der Wismut SAG wurde die Summe umgerechnet in Euro auf etwa 6,4 Milliarden Euro festgelegt. Für 2018 waren das 142 Millionen Euro. Die Wismut GmbH ist im Bundeshaushalt integriert und dem Bundesministerium für Wirtschaft zugeschlagen worden, also wieder eine Sonderrolle über die DDR Zeit hinaus in die BRD übertragen. Nach dem jährlichen Umweltbericht lagen die Gesamtkosten bis Ende 2018 bei 6,4 Milliarden Euro, davon flossen 3,07 Milliarden Euro nach Sachsen und 3,35 Milliarden Euro nach Thüringen. Der Kirchliche Umweltkreis Ronneburg dringt seit Jahren auf die Sanierung dieser Areale, die bis Ende 1962 an Kommunen zurückgegeben worden waren. Sie sind nicht vom Sanierungsauftrag der bundeseigenen Wismut GmbH erfasst, doch sehen Umweltschützer auch in ihnen eine erhebliche Gefahr für die Zukunft. Als Beispiele verwies Frank Lange vom Umweltkreis etwa auf die Fuchsbachaue bei Seelingstädt und eine radiologische Mehrbelastung in Dittrichshütte im Schiefergebirge. "Wir haben das meiste an Sanierungsaufgaben hinter uns", erläuterte der Geschäftsführer der Wismut GmbH, Rainer Türmer. Dabei wurden Gruben kontrolliert geflutet, 58 Halden abgetragen oder vor Ort verwahrt, einstige Betriebsgebäude abgerissen, ein gigantischer Tagebau in Ostthüringen verfüllt und Schlammseen aus der Uranaufbereitung saniert. Bis 2028 sollen die letzten Arbeiten der Kernsanierung abgeschlossen sein. In den Jahrzehnten danach stehen weitere Aufgaben im Bereich der Umweltüberwachung der sanierten Flächen sowie die weitere Aufbereitung von verunreinigtem Wasser an. Bis 2045 werden die geschätzten Kosten nach heutiger Prognose auf mehr als acht Milliarden Euro steigen. Also eine Sanierung mit Ewigkeitscharakter, da es auch Rückschläge gab. In einem Jahr hatte es zu viel geregnet und eine frische sanierte Fläche ging den Bach runter. Im nächsten Jahr darauf musste die Sanierung wiederholt werden. Eine Kontrolle der Laufgewässer im Gebiet der Wismut GmbH ist bis zu 50 Jahre angesetzt, vermutlich für immer. Viele Uranbohrungen und Uranbergwerke vor 1962 wurden nicht saniert. Durch die Bohrungen ist das Uran mobil geworden. Eine Reihe von Abraumhalden und Bergwerke aus dieser Zeit ist noch nicht saniert. Geschätzte Kosten 900 Millionen. @
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