Wo bleibt die Grundlage für Öffentlichkeitsbeteiligung?

Untertagelager und Geowissenschaften

von Dr. Michael Mehnert

In Deutschland sollen die radioaktiven Abfälle wie auch die hochtoxischen Abfälle untertage lange Zeit gelagert werden. Um hier Einblick zu bekommen, muss man sich mit der entsprechenden Wissenschaft – der Geologie- auseinandersetzen. Dies sollte schon in der Schule beginnen.

Sieht man sich dazu die Internetseite des BMU-Bildungsservices an, so ist die Enttäuschung groß. Auf Umwelt im Unterricht findet man nicht das Fach Geologie, da es wohl noch kein Schulfach ist. Aber auch unter Geografie ist nichts Geologisches zu finden. Unter dem Suchbegriff Endlager werden einige Unterlagen gefunden, aber geologisches Grundwissen ist da nicht enthalten. Nur unter Rohstoffe wird es ein wenig geologischer. Doch reicht das aus, um die Langzeitlagerung von Abfällen im Konflikt mit anderen Nutzungen des Untergrundes zu verstehen? Nein, bei Weitem nicht.

Zwar betont der Dachverband Geowissenschaften die Notwendigkeit der schulischen Bildung in diesem Bereich, umgesetzt wurde aber bisher nichts. Wo bekommen interessierte LehrerInnen Anregungen zum Unterricht her? Gibt es verständliche Bücher, die für den Unterricht geeignet sind und die an regionale Gegebenheiten anknüpfen?

    Die Geologie Brandenburgs
    in verständlicher Form

Für Brandenburg ist dazu beim geogen-Verlag ein Buch mit dem Titel Mehr als nur ,die Streusandbüchse‘ – Zur Erdgeschichte von Brandenburg und Berlin herausgekommen. In diesem Buch wird versucht, die interessante Erdgeschichte der Region Brandenburg ohne viel Fachkauderwelsch näher zubringen.

Schon der Einstieg ist ungewöhnlich. So wird gleich am Anfang verdeutlicht, dass die Region Brandenburg in den letzen 400 Mio. Jahren verschiedenste Klimazonen durchwandert hat. Grund ist die Bewegung der entsprechenden Platte, auf der diese Region sich befindet. Die Region Brandenburg wanderte von Breiten südlich des Äquators (400 Mio. J.) zum Äquator (300 Mio. J.) und dann bis zur heutigen Lage bei etwa 520 nördlicher Breite.

Berichtet wird sowohl von den sechs Vulkanen von vor etwa 280 Mio. Jahren, den Eiszeiten seit etwa 400 Tsd. Jahren und den Überresten des Ascheregens bei der letzten Eruption des Laacher Sees vor etwa 12.900 Jahren in der Region Brandenburg.

    Das Salz und seine Dynamik

Ausführlich behandelt wird auch die Salzablagerung in der Tiefe. Deren Dynamik wird dargestellt am Beispiel des Salzkissens Rüdersdorf (Faltblatt) und des Salzstocks Sperenberg. Am Ende des Buches werden besuchenswerte Geotope vorgestellt, so auch das Rambower Moor. Und dort taucht unvermittelt eine persönliche Meinung des Autors zur Endlagerung auf:

Die Einbruchsstruktur des Salzstocks setzt sich noch weit nach Südwesten über den Rudower See in Richtung Elbtal fort; jenseits der Elbe, im nordöstlichen Niedersachsen, trägt die Salinarstruktur den Namen Diapir Gorleben. Die erdgeschichtlich junge und intensive Mobilität schließt eine sensible Nutzung dieser Salzstruktur aus.

Mit diesem Buch und dem schon oft erwähnten Film von Felix Krüger ‚Geheimnisse unter märkischem Sand – Bodenschätze in Brandenburg‘ steht der Lehrerschaft in Berlin und Brandenburg gutes Material zur Vermittlung von geologischem Grundwissen mit regionaler Anbindung zur Verfügung.

Wie sieht es mit anderen Bundesländern aus? Dem Buchautor, Herrn Stackebrandt, ist lediglich ein ähnliches Werk zu Rheinland-Pfalz mit dem Titel Steinland-Pfalz bekannt. Es ist also noch viel Raum für Initiativen zur Vermittlung von geologischem Grundwissen vorhanden.

Das BfE ist zuständig für die Öffentlichkeitsbeteiligung und hier gilt es, die langfristige Grundlage dafür zu schaffen. Wer als wissenschaftlich orientierte Behörde die politisch vorgegebene Weiße Landkarte propagiert, muss für solch eine Grundlage sorgen. Sicherlich werden der Dachverband Geowissenschaften und die Geologischen Dienste der Länder dem BfE dabei Hilfestellung leisten. Würde dies gelingen, könnte Herr Thomauske nicht mehr sagen (zitiert nach Tagesspiegel):

Eine Einbindung der breiten Öffentlichkeit in das Standortauswahlverfahren ist bislang nicht gelungen. Ein Konzept scheint es nicht zu geben.@

 

- zurück




      anti-atom-aktuell.de