Frankreichs EPR Flamanville:
Undichte Nähte in der Stahlhülle


Risse in der Atompolitik

von aaaRed

Die französische Atomsicherheitsbehörde ASN hat angekündigt, dass acht längere Nähte in der Stahlhülle des neuen Druckwasserreaktors in Flamanville undicht seien und neu geschweisst werden müssen.

Das erscheint einfach - ist ea aber nicht. Zur Ausbesserung muss eine zweite Sicherheitshülle aus teilweise meterdickem Beton abgetragen werden. Dazu fehlt aber das Fachpersonal, denn Frankreich hat seit zwanzig Jahren keine Atommeiler mehr gebaut. Vor allem aber fehlt die Zeit.

Vor 2022 wird jedenfalls nichts aus einer Inbetriebnahme. Doch eigentlich sollte der EPR schon seit 2012 Strom liefern. Ob er das jemals tun wird, wird immer fraglicher.

Und so erklärt sich, wie hier bereits dargelegt, warum der Kraftwerksbetreiber EDF sich weiter ziert, die beiden Uraltmeiler am Oberrhein in Fessenheim endlich abzuschalten. Immer wieder gab es dazu Versprechungen und Ankündigungen, dann kam es kürzlich zum Eklat, weil wegen der Flamanville-Probleme die Abschaltung 2020 wackelt. Präsident Emmanuel Macron erklärte nun, die neuen Probleme in Flamanville änderten nichts an dem Beschluss, Fessenheim im kommenden Jahr definitiv abzuschalten.

Wie das aber geschehen soll, wenn sich die EDF weigert, bleibt fraglich. Aber vielleicht macht der Staat endlich von seinem Gewicht Gebrauch, schließlich hält er 85% der Anteile an dem Konzern und weist die hohen Forderungen nach Entschädigungen für Meiler ab, die längst über 40 Jahre laufen.

Wird nun die Abschaltung gegen die Konzernspitze durchgedrückt, würde damit klar, dass man längst die beiden Schrottmeiler hätte abschalten können, wenn es den politischen Willen dazu gegeben hätte. Das Problem ist nur, dass Frankreich, ohne den Strom aus Flamanville und Fessenheim noch näher an den Blackout rückt, vor dem das Land praktisch jeden Winter steht.

Frankreich hat die Energiewende verschlafen und setzt weiter auf Dinosaurier wie Atomkraftwerke. Doch die einst geplante Renaissance der Atomkraft will einfach nicht gelingen. Ein dringendes und schnelles Umsteuern auf erneuerbare Energiequellen wäre nötig, damit der Ausfall des Stroms aus Fessenheim im kommenden Jahr aufgefangen werden kann. Stattdessen wird im Land schon darüber debattiert, den versprochenen Ausstieg aus der Kohle zu verschieben. Eigentlich sollten bis 2022 alle Kohlekraftwerke abgeschaltet werden.

Angesichts des EPR-Fiaskos werden immer kritischere Stimmen laut. Immer mehr Menschen stellen fest, wie die renommierte Zeitung Le Monde, dass man sich im Atomstromland in eine "Sackgasse" manövriert hat.

Die Menschen in Frankreich waren bisher vor allem deshalb für den Atomstrom, weil er billig war. Die steigenden Kosten für den AKW-Park und die Endlagerung haben aber in den letzten fünf Jahren zu einem Umdenken geführt: In einer Umfrage vor einem halben Jahr war in Frankreich erstmals seit den Sechzigerjahren eine knappe Mehrheit von 53 Prozent gegen die Atomkraft.

Auch die Anleger der EDF verlieren ihr Vertrauen in den hochverschuldeten Atomkonzern. Der Kurs der EDF-Aktie verlor nach Bekanntwerden der neuen Probleme erneut deutlich an Wert. Er ist innerhalb eines Jahres schon um 17% gesunken.

Eigentlich wäre nun wahrlich der Zeitpunkt gekommen, den EPR zu einer teuren Ruine zu erklären und ganz aus dem Wahnsinn auszusteigen. Ursprünglich sollte er 3,5 Milliarden Euro kosten, die Kosten sind inzwischen auf 11 Milliarden angewachsen und die neue Reparatur wird erneut dazu führen, dass die Kosten weiter explodieren. Das Geld wäre in erneuerbaren Energien, mit Backup über Gaskraftwerke, besser angelegt und damit wäre die Stromversorgung längst sichergestellt.@

Quellen:
ww.aargauerzeitung.ch
www.heise.de

 

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