Endlagersuche in Tschechien: keine Klarheit zu den Kriterien Keinerlei Mitspracherecht von aaaRed In den Dörfen Chanovice / Chanowitz oder Blatno / Platten donnern die seismischen Messgeräte. Dort, und an sieben weiteren Standorten, überprüft die tschechische Verwaltung der Lagerstätten für radioaktive Abfälle verstärkt die geologische Beschaffenheit des Untergrunds. Grund dafür ist die Suche nach einem Endlager für den radioaktiven Abfall aus Temelín und Dukovany. Jirí Slovák ist Leiter der Behörde: "An jedem der möglichen Orte für das Endlager gibt es bereits Stollen, aus denen Erze herausgefahren werden, verbunden mit Schmutz und Lärm. Dies lässt sich aber nicht mit den für die Zukunft befürchteten Belastungen für die Umwelt vergleichen." Bis 2050 dürften und müssten zwei der Orte für ein Atommüll-Endlager feststehen. Dazu der geschäftsführende Wirtschaftsminister Tomáš Hüner: "Der Staat wird schlussendlich auf Grundlage der geografischen Gegebenheiten und weiterer Argumente entscheiden müssen, welche zwei Standorte als Haupt- und Nebenoption in Frage kommen. Es muss also entschieden werden, wo ein Endlager hinkommt und wo wir mit den entsprechenden Arbeiten beginnen sollen." Bis Ende 2018 sollten vier am meisten geeignetn Standorte feststehen . In spätestens sieben Jahren solte die endgültige Entscheidung dann gefallen sein. Am 31. Januar 2019 wurde überraschend offen bekanntgegeben, dass die benötigten geophysikalischen Daten nicht vorliegen und diese Entscheidung erst Ende des ersten Quartals 2020 getroffen wird. Dann soll die Zahl der möglichen Standorte auf vier reduziert werden, wobei es keine Klarheit zu den Kriterien für die Auswahl gibt und die Umweltverträglichkeitsprüfung erst für 2045 für den finalen Standort (und einer Reserve) geplant ist. Verschärft wird die Situation auch dadurch, dass die Gemeinden in Tschechien aktuell keinerlei Mitspracherecht bei der Auswahl des Lagerstandortes haben. Das angekündigte Gesetz über die Einbindung der Standortgemeinden wird seit rund zehn Jahren verhandelt und immer wieder verzögert, zurzeit ist das Schicksal dieses Gesetzes unklar. Praktisch alle der neun möglichen Standorte betreffen jeweils fünf bis sechs kleine Gemeinden mit meist weniger als 1.000 Einwohnern. Eine - gemeinsam von den Bundesländern Niederösterreich und Oberösterreich finanzierte - Studie des unabhängigen deutschen Ökoinstituts zu den tschechischen Endlagerkriterien zeigt einige sicherheitstechnische Bedenken auf. Ziel der tschechischen Regierung ist wohl auch, eine Endlagerlösung präsentieren zu können, um damit ein Argument "weniger" gegen die Erweiterung des Atomkraftwerks Dukovany im Raum zu haben: Mit der Standortauswahl könnte dann behauptet werden, dass einer der Hauptkritikpunkte "geregelt" wäre.
An allen benannten möglichen Endlagerstandorten regt sich heftiger Widerstand. Kommunen und Umweltverbände haben gegen die Erschließung von sieben Standorten geklagt. Bisher waren vier Klagen erfolgreich, eine ist vor dem zuständigen Gericht abgeblitzt. Bei zwei Anträgen geht es vor Gericht nun in die nächste Runde. Am 27. April, dem "Tag gegen das Atommüll-Endlager", fanden in diesem Jahr zum fünften Mal in allen betroffenen Gemeinden Proteste und Aktionen statt. Die Menschen fürchten sich vor allem vor den Umwelteinflüssen und vor der Gefährdung der Trinkwasserquellen. Sie äußerten ihre Nichtzustimmung mit der Art und Weise, wie der Staat den Ort für den künftigen Bau des Atommüll-Endlagers sucht, der das Leben der ganzen Umgebung verändern wird. Das Hauptmotto der diesjährigen Aktion war die Sorge um den Zustand der Wasserquellen an den Orten, wo in der Zukunft das Atommüll-Endlager entstehen könnte. Gerade aus diesen Orten stammt das Trinkwasser für die meisten Gemeinden aus der Umgebung. Die Wasserquellen werden schon jetzt durch Mangel an Niederschlägen gefährdet. Die möglichen Untersuchungsbohrungen würden die Stabilität der Wasserquellen noch mehr gefährden. "Wir wollen nicht unsere schöne Natur verkaufen, obwohl man uns Millionen Kronen anbietet. Wir sind hier für die Zukunft unserer Kinder," sagte bei der Debatte mit den Bürgern der Bürgermeister von Chanovice Petr Klasek. Er ist einer der Organisatoren der Proteste und der erste Sprecher der Plattform gegen das Atommüll-Endlager, das im Jahre 2016 die Gemeinden und Vereine aus den Endlagerlokalitäten in der ganzen Republik gegründet haben und in der sie vertreten sind.@
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anti-atom-aktuell.de |