Keine verfrühten Standortfestlegungen!

Asse II:

Der Asse II-Koordinationskreis unabhängiger Bürgerinitiativen hält Vorfestlegungen zur Atommüll-Konditionierungsanlage und zu einem langfristigen Zwischenlager bei der aktuellen Datenlage für falsch.

Die wissenschaftlichen Berater des Begleitprozesses in der Arbeitsgruppe Option Rückholung (AGO) sind am 24. Januar 2019 mit einem Diskussionspapier hervorgetreten. Es empfiehlt den „sofortigen Beginn der Standortauswahl in unmittelbarer Nähe zur Asse ... für ein Pufferlager, eine Anlage zur Charakterisierung und Umladung der rückgeholten Abfälle, eine Konditionierungsanlage sowie eines Zwischenlagers“.

Die Vernachlässigung wichtiger wissenschaftlicher Vorarbeit (z.B. GNS/WTI-Studie von 2011) und die Überschreitung eigener wissenschaftlicher Kompetenzen, die z.B. bezüglich juristischer Aspekte sogar eingestanden wird, disqualifizieren das sogenannte „Diskussionspapier“ der AGO. Es kann u.E. nicht als wissenschaftlich fundierte Stellungnahme betrachtet werden, sondern stellt einen politisch motivierten Meinungsbeitrag dar.

    Drei wesentliche Kritikpunkte:

Vieles ist an dem veröffentlichten sogenannten „Diskussionspapier“ zu kritisieren. Drei Punkte möchten wir herausheben:

  • Die Autoren gehen ohne weitere Begründung davon aus, dass direkt nach der Rückholung der Atommüll konditioniert werden muss, aufwändiger als nötig und mit hohen Belastungen für Beschäftigte und Anwohner*innen verbunden – obwohl die Endlagerbedingungen für den Atommüll aus Asse II noch gar nicht bekannt sind.
  • Es wird nicht betrachtet, dass der Atommüll ggf. unter Tage untersucht (qualifiziert) und dann mit einer gasdichten Transportverpackung umhüllt werden könnte, wodurch der Atommüll transportfähig gemacht werden könnte und eine Konditionierungsanlage wohl auch entfallen könnte.
  • Es werden verschiedene Behandlungsschritte beschrieben und pauschal eine Reduzierung der Schritte vorgeschlagen. Dabei wird außer acht gelassen, bei welchen Schritten konkret welche Belastungen und welche Risiken – insbesondere bei Störfällen – für die in der Nähe wohnenden Menschen entstehen. Diese hängen stark von der Entfernung zur Anlage ab. Da die Wohnbevölkerung an der Asse in vielen Dörfern rund um den Schacht lebt, ist diese Vernachlässigung des Anlagenabstandes hier von besonderer Bedeutung.
    Ignoranz
    gegenüber Vorarbeiten

Unverständlicherweise wird die richtungsweisende GNS/WTI-Studie „Standortunabhängiges Konzept für die Nachqualifizierung und Zwischenlagerung radioaktiver Abfälle aus der Schachtanlage Asse II“ vom 21. Juli 2011 überhaupt nicht beachtet.

Diese Studie legt dar, dass für eine schnelle und einfache Rückholung und auch für eine einfachere Untersuchung des Atommülls (Qualifizierung) folgendes erforderlich ist:

  • Verzicht auf umfassende Konditionierungsmaßnahmen,
  • Entfall einer Kompaktierung des Atommülls (weil nicht machbar, da nichtkompressible Abfallproduckte: Beton, Styrol, Bitumen, Innenabschirmungen vorhanden sind),
  • stattdessen Verpackung in Overpack-Behälter, Probenahme unter Tage, dicht verschlossen und außen kontaminationsfrei nach über Tage befördern. Erforderlichenfalls kann der Innenraum der Overpack-Behälter über Deckelanschlüsse getrocknet und verfüllt werden,
  • die dichten Overpack-Behälter werden über Tage nicht mehr geöffnet.

Diese Studie hätte in den vergangen sieben Jahren vom Betreiber und von den AGO-Wissenschaftlern weiter konkretisiert werden müssen. Dies ist unverzüglich nachzuholen.

    Resümee:

Ohne eine Bewertung der Belastungen zu berücksichtigen und ohne zu wissen, wie der Betreiber mit dem Atommüll aus Asse II unter Tage und über Tage umgehen will, kann eine wissenschaftliche belastbare Empfehlung zu Art und Weise der Auswahl für den Standort eines langfristigen Atommüll-Zwischenlagers wie auch insbesondere eine Empfehlung: „Sofortiger Beginn der Vorbereitungen zur Planung der Konditionierungsanlage am Asse-nahen Standort“ nicht seriös abgegeben werden.@

https://aufpassen.org 3. März 19

 

- zurück




      anti-atom-aktuell.de