aaa-uftakt
Seit der ehemalige Oberbefehlshaber der us-amerikanischen Truppen General
Dwight D. Eisenhower zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika wurde,
ist mit diesem Amt scheinbar untrennbar ein neues Symbol der Machtfülle verbunden:
eine lederne Aktentasche mit eingebauter Elektronik und geheimen Codes. Der
sogenannte Atomkoffer wird seit dieser Zeit jedem Amtsinhaber auf Schritt und Tritt
hinterhergetragen. In Russland gibt es eine entsprechende politische Konvention.
Hier heißt die Insignie der Macht "Tscheget".
Die Taschen stellen Informationen über Bedrohung oder Angriff mit Atomwaffen
zur Verfügung, liefern Handlungsoptionen und Empfehlungen, und sie garantieren,
dass Befehle ihre Adressaten erreichen. Mit ihrer Hilfe wird über Weiterexistenz oder
globale Vernichtung entschieden. Die Kaskade von nuklearem Schlag und Gegenschlag
bis zum zigfachen Overkill lässt sich damit auslösen.
Wie gesagt: seit 63 Jahren ist das so. Wir hatten uns damit beruhigt, dass die Gefahr,
die davon ausgeht, lediglich eine abstrakte ist. Die Verschrottung der "Raketen
mittlerer Reichweite", die vor dreißig Jahren im sogenannten "INF"-Vertrag
(intermediate range nuclear forces), vereinbart wurde, hat zu diesem Aufatmen
nicht unwesentlich beigetragen. Denn die Stationierung diese Mittelstreckenraketen
– der Pershings und der SS 20, die Älteren erinnern sich – hat das Eis erst so richtig
dünn gemacht! Gerade einmal acht Minuten betrug die Vorwarnzeit. Diese kurze
Zeitspanne hätten sie gelassen, um den Koffer zu öffnen, die richtigen Informationen
einzuholen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wie gut, dass es gelungen ist,
die wieder abzubauen!
Dieser INF-Vertrag steht jetzt zur Disposition – der us-amerikanische Präsident
denkt laut über die Kündigung nach. Auch mit diesem Vertrag ist die Welt
keine sichere. Wie es ohne ihn wäre, mit neuen 8-Minuten-Waffen, wenn
Trump oder Putin den Koffer aufmachen, malen wir
uns lieber gar nicht aus.
ciaaao
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