Genug für 6000 Atombomben

Japan besitzt 47 Tonnen Plutonium


Am 17.Juli haben die USA und Japan ihr 1988 geschlossenes Nuklearabkommen verlängert. Das Abkommen ermöglicht es Japan, Plutonium zu gewinnen und zu friedlichen Zwecken anzureichern, wobei dazu dieselbe Technik verwendet wird, wie sie bei der Produktion von Atombomben zum Einsatz kommt. Das Abkommen, das dieses Jahr ausgelaufen wäre, wurde kurz nach dem Beitritt Nordkoreas zum Atomwaffensperrtrag im Jahr 1985 beschlossen. Während Nordkorea nach dem Genfer Rahmenabkommen zwischen den USA und Nordkorea 1994 die Reaktoren, die Plutonium herstellen können, umrüsten sollte, stieg also das benachbarte Japan im großen Stil in die Plutoniumproduktion ein.

Die Verlängerung enthält für beide Seiten die Option, innerhalb von sechs Monaten nach einer Ankündigung aus dem Abkommen auszusteigen. Japan wird dazu aufgefordert, die Plutoniumvorräte abzubauen. Der japanische Außenminister Taro Kono erklärte, das Abkommen sei die Grundlage der japanischen Atomindustrie, daher müsse man konkrete Schritte unternehmen, um "die große Menge Plutonium zu reduzieren" und damit den bestehenden Bedenken vor allem in den Nachbarländern Südkorea und China entgegenzutreten. Wie das gehen soll, sagte er freilich nicht. Und wenn Nordkorea sich denuklearisieren sollen, also nicht nur die Atomwaffen abrüstet, ist es politisch nicht opportun, Japan die Möglichkeit zu lassen, sich schnell Atomwaffen zu besorgen. Überdies würden mit Verweis auf Japan auch andere Länder wie Saudi-Arabien oder auch Iran darauf bestehen können.

Japan, der einzige Nicht-Atomstaat, der dank den USA Plutonium erzeugen kann, hat in der Tat eine gewaltige Menge Plutonium angehäuft, nämlich 47 Tonnen. Das würde reichen, um 6000 Atombomben von der Größe der Hiroshima-Bombe zu bestücken. Russland und die USA haben jeweils unter 6000 einsatzfähige Sprengköpfe. Von der Plutonium-Politik Japans profitieren auch Frankreich und Großbritannien, dort ist ein Großteil gelagert, dort werden auch die meisten gebrauchten Brennstäbe wiederaufbereitet. 37 Tonnen des Plutoniums liegen als Brennstoff aufbereitet im Grossbritannien und in Frankreich, rund 10 Tonnen in Japan selbst. Geht die Wiederaufbereitungsanlage Rokkasho mit voller Leistung in Betrieb, kommen jedes Jahr 8 Tonnen Plutonium dazu. Es sind vor allem die 10 Tonnen Plutonium, die in Japan gelagert sind, die nach Fukushima auch Sorgen auslösen, weil sie durch Erdbeben oder Tsunamis gefährdet sein könnten.

Und der Plutoiumberg wächst, weil von den acht Reaktoren, die seit nach der Katastrophe in Fukushima Daiichi wieder am Netz sind, nur vier MOX-Brennstoff, das Gemisch aus Plutoniumdioxid und Urandioxid, nutzen können.

  • Fiktion Brennstoffkreislauf

Das Ende von Monju war ein schwerer Schlag für die politischen Träume eines nuklearen Brennstoffkreislaufs in Japan, den Länder wie Deutschland schon lange aufgegeben haben. Der mit Natrium gekühlte Reaktor sollte aus verbrauchtem Nuklearbrennstoff Plutonium "erbrüten" und verbrauchen. Der japanische Forschungsreaktor Monju hat viel Geld gekostet und wenig Erkenntnis gebracht. Mindestens 1,13 Billionen Yen (8,8 Milliarden Euro) kostete der Schnelle Brüter laut der Aufsicht. Der Forschungsreaktor war 1994 in Betrieb genommen worden, danach aber wegen Pannen nur 250 Tage lang gelaufen. Ende 2016 beschloss die Regierung das Aus für Monju und den Abriss.

"Ohne Schnellen Brüter ist der Kreislauf nicht komplett", sagt Tatsujiro Suzuki, Direktor des Forschungszentrums zur Abschaffung von Nuklearwaffen an der Universität Nagasaki. "Damit entfällt auch die Begründung für die Wiederaufbereitung von nuklearem Brennstoff." Japans Regierung aber hält weiter an der Fiktion eines Brennstoffkreislaufes und an der Notwendigkeit der Wiederaufbereitung fest. In der Präfektur Aomori soll im Jahr 2021 die Wiederaufbereitungsanlage Rokkasho in Betrieb gehen.

Auf dem Gelände der Wiederaufbereitsungsanlage Rokkasho wurde 2010 mit dem Bau einer Anlage zur Herstellung von Mox-Elementen begonnen, deren Fertigstellung wurde aber ebenso verschoben wie die Fertigstellung der Wiederaufbereitungsanlage selbst, die aufgrund erhöhter Sicherheitsansprüche 2021 in Betrieb gehen soll und jährlich 9 Tonnen Plutonium herstellen könnte. Mit dem Bau der Wiederaufbereitungsanlage wurde bereits 1993 begonnen - mit dem Ziel der Inbetriebnahme 1998. Angesichts des wachsenden Plutoniumbergs und des Drucks aus den USA muss deren Leistung, sollte sie überhaupt in Betrieb gehen, aber gedrosselt werden. Damit würde ein weiterer Teil des erhofften nuklearen Brennstoffkreislaufs austrocknen.

Doch warum gibt die Regierung in Tokio die Idee der Wiederaufbereitung nicht ganz auf? In Japan wird auf zwei politische Gründe verwiesen. Ein Ende von Rokkasho verspricht Ärger mit der Präfektur Aomori, die auf eine positive wirtschaftliche Entwicklung durch die Wiederaufbereitungsanlage hofft und sich nur deshalb zur Aufnahme verbrauchter Brennstäbe bereit erklärt hatte. Ein Ende von Rokkasho, das bis jetzt als verkapptes Zwischenlager dient, würde zudem offenlegen, dass die Lagerkapazität für verbrauchten Brennstoff in den Kraftwerken endlich ist und Japan kein Endlager vorbereitet hat. Eine breite öffentliche Debatte darüber könnte das Ende der Kernkraft in Japan bedeuten.@

 

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