Nr. 273-274    Erscheinungtermin: 15.05.2018
Bure ist überall
Detailansicht aaa Nr. 273-274 - Fukushima nicht vergessen
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68 Seiten
Mai 2018
Preis: 6,00 EUR



 
 
 
 

Inhaltsverzeichnis

  • aaa-uftakt

    An einem nasskalten Wintertag Ende Februar ging in Frankreich eine Platzbesetzung zu Ende: nein – zu Beginn des Hefts ist hier zunächst nicht von Bure die Rede, sondern von Marckolsheim im Jahr 1975. Denn dort fängt die Geschichte an vom Erfolg des direkten Eingreifens.

    Auf beiden Seiten des Rheins waren seinerzeit Projekte geplant, mit denen die Menschen in der Region aus gutem Grund überhaupt nicht einverstanden waren – in Marckolsheim die Bleichemie, in Wyhl das AKW. Über die Grenzen hinweg taten sich Menschen zusammen und trafen eine Verabredung: wenn die anfangen wollen zu bauen, besetzen wir den Platz. Egal, ob hüben oder drüben! Im September 1974 war das auf der französischen Seite der Fall, und damit begann die Besetzung. Menschen aus Frankreich, aus der Schweiz und aus Deutschland, Leute vom Land gemeinsam mit welchen aus der Stadt harrten monatelang aus auf dem Platz, den sie nicht hergeben wollten. Das Ende kam am 25. Februar 1975 und zwar mit der Entscheidung, dass das Bleiwerk nicht gebaut wird!

    Eine Woche zuvor galt die Verabredung anders herum. Da kamen die Menschen über den Rhein und besetzten den Bauplatz in Wyhl; Solidarität ist ja bekanntlich keine Einbahnstraße. Am 20. Februar 1975 wurde die Besetzung durch die Polizei geräumt, am 23. Februar 1975 erfolgte die Wiederbesetzung. Erst Ende November verließen die Besetzer*innen vorläufig den Platz. Es dauerte dann zähe acht Jahre, bis endlich feststand, dass der Kampf gegen das Atomprojekt gewonnen war.

    Warum gönnen wir uns diesen Blick zurück? Am 22. Februar 2018, an einem nasskalten Wintertag endete vorerst die Besetzung gegen das Atomprojekt in Bure, dem kleinen Ort, der nicht wirklich weit weg liegt von der deutsch-französischen Grenze. Fast zwei Jahre leisteten Menschen dort Widerstand gegen den Versuch, das Atommüll-Problem unter der Erde verschwinden zu lassen. Zwischen Marckolsheim und Bure liegen in der Geschichte der anti-Atom-Bewegung eine Menge Besetzungen. Zum Beispiel "der Traum von einer Sache auf 1004", die Platzbesetzung gegen ein Endlager in Gorleben. Jede davon hat ihre eigene Erzählung. Allen gemeinsam ist, dass es nach dem Ende der Besetzung weiter gehen musste: der Kampf gegen Atomanlagen ist eben eine Langzeit-Angelegenheit, die einen langen Atem benötigt. Und dafür braucht es Unterstützung!

    In dieser Ausgabe befassen wir uns nicht nur mit "dem französischen Gorleben". In Prag sind sie auf der Suche nach "dem tschechischen Gorleben". Es zeigen sich immer wieder die gleichen Strategien der Durchsetzung. Wir wünschen anregende Lektüre und gute Antworten auf die Frage: wie kann Solidarität praktisch werden?

    ciaaao


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