Kanada: Protest gegen geplantes Endlager am Huron See

No Nuke Dump

von aaaRed

Das kanadische Energieunternehmen Ontario Power Generation (OPG) will nicht auf die Pläne verzichten, Atomabfälle in unmittelbarer Nähe des Huronsee abzulagern. Die Menschen vor Ort sehen ihre Süßwasserreserven in Gefahr.

Trotzdem will das Unternehmen OPG an seinen Plänen festhalten. Die Gesellschaft möchte niedrig- bis mittelstrahlenden radioaktiven Abfall bei Kincardine - weniger als eine Meile vom Huron See entfernt - in Felskammern deponieren, die mehr als 600 Meter unter der Erdoberfläche liegen.

Die NGO „Stop The Great Lakes Nuclear Dump“ zeigte auf, dass 217 Gemeinden aus Kanada und den USA Beschlüsse gegen den vorgeschlagenen Standort gemacht haben und ihren Standpunkt gegen das geplante Lager dargelegt haben. Problematisch sei unter anderem auch, dass der Müll langfristig nicht genau beobachtet und im Ernstfall zurückgeholt werden kann, sagt Gordon Edwards, Leiter der Canadian Coalition for Nuclear Responsibility, eine Anti-Atomkraft-Organisation in Montreal.

Mit einer Fläche von rund 58000 km² ist der Lake Huron einer der größten Süßwasser- Seen der Welt. Die Großen Seen, zu denen der Huronsee gehört, liefern Trinkwasser für fast 40 Millionen Menschen. Mitten durch den See verläuft die Staatsgrenze zwischen Kanada und den USA. Die Ufer liegen im Bundesstaat Michigan und in der Provinz Ontario. Nicht nur, dass es viele Naturparks gibt mit den berühmten Schwarzbären, hier leben Menschen noch von Fischfang. Um den Huronsee haben sich viele Häfen angesiedelt und viele Orte leben vom Tourismus..

Anfang Juni hat die OPG eine umfassende Stellungnahme dazu abgegeben, warum in einer Analyse die Vorzüge des Standorts untermauert wurden und damit die bevorzugte Option sei, 200.000 Kubikmeter niedrige bis mittlere radioaktive Abfälle im Bruce Power-Atomkomplex in der Nähe von Kincardine, Ontario, zu begraben. OPG versichert, dass der See nicht bedroht wäre, da der Abfall von Felsen umhüllt wäre. Alle anderen Optionen seien zu teuer, so OPG, etwa um 3 Milliarden Dollar mehr als die aktuell geplante Lagerstätte, und es würde zwischen 15-30 Jahre dauern, um weitere mögliche Standorte zu entwickeln, die jedoch keine zusätzliche Sicherheit bieten würden.

Für die Nuklearbranche ist Kincardine auch aus anderen Gründen praktisch: Hier befindet sich Bruce Power, eine der größten Atomanlagen der Welt. Ein Großteil des verstrahlten Abfalls der Anlage, die 60 Prozent des Stroms in Ontario liefert, wird bereits auf dem Betriebsgelände von Bruce Power zwischengelagert - und braucht nicht weit transportiert zu werden.

Beverley Fernandez, Sprecher der NGO sagt: „Es liegt leider nicht an uns, zu entscheiden, wo eine Lagerung möglich ist, aber wir wissen eines: Der letzte Platz, wo es gehen sollte, ist direkt neben unserem Trinkwasser.“ Es sei dramatisch, da der Abfall, mehr als 100.000 Jahre strahlt, an einer Stelle abgelagert werden soll, an der die Seen selbst erst rund 12.000 Jahre lang bestehen.

    Candu:
    eigenes Reaktordesign

Kanada, ein Gründungsmitglied der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) 1957, gehörte zu den ersten Staaten, die nach dem Zweiten Weltkrieg ein Atomprogramm aufsetzten. Die Nuklearforschung in Kanada begann bereits 1940. Mit dem ZEEP nahm 1945 ein erster experimenteller Reaktor in den Chalk River Laboratories den Betrieb auf.

Kanada/Ontario entwickelte ein eigenes Reaktordesign - ein eigener Schwerwasser-Reaktortyp mit dem Namen CANDU (CANada Deuterium Uranium), der auch ins Ausland exportiert wurde. Der Grubnd dafür war, dass Kanada nach 1945 weder über Urananreicherungsanlagen noch über eine Schwerindustrie verfügte, die große Druckkessel fertigen konnte. Der entwickelte CANDU-Reaktor wird daher mit unangereichertem Natururan betrieben und verwendet eine Vielzahl von Druckröhren anstatt eines großen Druckkessels. Wegen der Absorptionsneigung für Neutronen kann als Moderator kein (leichtes) Wasser benutzt werden, sondern es muss auf Schweres Wasser zurückgegriffen werden. Das Schwere Wasser wird hierbei sowohl zu Kühlung der Brennelemente als auch in einem separaten fast drucklosen Tank, der Calandria als Moderator genutzt.

Derzeit liefern 19 Reaktorblöcke Strom: Bruce Darlington Pickering Point Lepreau Douglas Point, außerdem sechs Forschungsreaktoren. Die Nutzung der Atomenergie beschränkt sich fast ausschließlich auf die Provinz Ontario, dort wurden 2007 50 % des Stroms in 15 Reaktoren erzeugt.@

 

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