aaa-uftakt
Weit über den Kreis eingefleischter AKW-Gegner*innen hinaus ist "Fukushima" längst
ein Begriff. "Three eleven" - der 11. März, der Tag, als mit der Havarie der Reaktoren
die große Katastrophe begann, ist zum fixen Datum im kollektiven Gedächtnis geworden;
der Name der Atomanlage im Osten der japanischen Hauptinsel ist inzwischen Synonym
für das große Maß an Verwundbarkeit, dem die Menschheit erdumspannend ausgesetzt
ist. Als Topos ist Fukushima vorhanden; als Gegenstand mit Dringlichkeit dagegen
verschwindet es mehr und mehr aus der öffentlichen Wahrnehmung.
Die Manager der Katastrophe in Japan setzen alles daran, einen neuen Normalzustand zu
etablieren. Nein – zu behaupten, dass alles wieder so sein würde wie vorher, so vermessen
sind sie dann doch nicht. Die Tatsachen sprächen auch allzu deutlich dagegen. Um die
Lage in den Griff zu bekommen, bieten sie alles auf, was an Ingenieurskunst zur Verfügung
steht – um dann doch immer wieder ein Scheitern zu erleben. Die Beiträge in diesem Heft
beschäftigen sich ebenso damit, dass das Grundwasser den Strahlenbereich weiterhin
durchströmt, wie mit dem vergeblichen Versuch, auch nur zu orten, in welche Tiefen sich
der geschmolzene Brennstoffkern hinabgefressen hat. Von dem Ziel, diese immense
Gefahrenquelle irgendwann bergen zu könne, sind sie hoffnungslos weit entfernt.
Da ist es besser, einfach nicht drüber zu sprechen. Das funktioniert. Aus den Medien
ist das Thema weitgehend raus.
Unverdrossen verbreiten sie Zuversicht. Sie behaupten, es ließe sich Normalität schaffen,
eben mit veränderten Vorzeichen. Die Evakuierten aus der Region, auf deren Rückkehr
sie angewiesen sind, setzen sie unter Druck, wenn sie dazu nicht bereit sind. Für den Rest
des Landes schaffen sie schlicht Fakten. Die Menschen mit ihren Unsicherheiten, mit der
Angst, mit dem Krebs, die sollen doch selber sehen, wie sie damit zurechtkommen.
Artikel in dieser aaa-usgabe stellen auch Menschen vor, die sich gemeinsam
diesem Normalzustand widersetzen. Wir finden: sie verdienen
unsere Aufmerksamkeit und Unterstützung.
ciaaao
zurück