aaa-uftakt
eine Auseinandersetzung begleitet die anti-Atom-Bewegung durch all die Jahrzehnte:
wie fundamental soll die Kritik sein, die die Grundlage eines gemeinsamen Engagements
bildet? Geht es – in Tüttelchen – "nur" um Super-Gau, Müll, Krebs und Bombe? Oder stehen all diese Dinge als Symptom für insgesamt zu bekämpfende Verhältnisse?
Auf dem Feld der WG-Küchen-Aufkleber war die Sache meistens einfach. Da hing – zumindest zu den Hochzeiten – der eckige Sticker mit der Einsicht "Das System hat keine Fehler. Das System ist der Fehler." in trauter Eintracht neben dem runden mit dem lachenden
Sonnengesicht und der Ansage "Atomkraft? Nein danke!" Strittig wurde die Angelegenheit nur, wenn es darum ging zu klären, in welchem Verhältnis zueinander steht, was mit
dem runden und mit dem eckigen Aufkleber zum Ausdruck kommt. So manche Konferenz
hat unter dem Versuch gelitten.
Der Eifer für solcherlei Streits hat nachgelassen. Heutzutage muss niemand mehr erklären,
dass an den Verhältnissen ganz grundsätzlich was nicht stimmt. Das zeigen die Verhältnisse
selbst. Arm und Reich klaffen eklatant auseinander; Millionen Menschen sind zur Flucht
gezwungen; in zunehmendem Maß zeigen sich Wetterextreme als Urgewalt; Geld wird auf
unerklärliche Weise generiert und kann von heute auf morgen seinen Wert verlieren; Terror
ist allgegenwärtig; alte Kriege enden nicht und neue drohen. Und all das sind keine Einzelerscheinungen. "Das System ist der Fehler" - dafür braucht sich keineR mehr ins Zeug zu
legen. Zumindest als ungutes Gefühl ist das zum Allgemeingut geworden.
Viele Menschen arbeiten in den unterschiedlichen Themenfeldern daran, dass aus diesem
unguten Gefühl eine klarere Sicht entsteht. Sie kämpfen dagegen an, dass dieses Unbehagen den Nährboden für Ressentiments und menschenverachtende Ideologien bildet.
In dieses Bemühen wollen wir uns mit diesem Heft einreihen.
ciaaao
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