aaa-uftakt
Mehr und mehr droht sich im Rauschen des Alltags zu verlieren, was vor knapp zwei Jahren
wochenlang im Mittelpunkt öffentlicher Aufmerksamkeit stand. Auch unsere Erinnerung
weist Halbwertszeiten auf; aber anders als bei den Zerfallsprodukten der Atomspaltung ist
dieser Prozess beeinflussbar. Was wir im Gedächtnis bewahren wollen, das lässt sich pflegen.
All die kleinen und großen Aktivitäten rund um den Jahrestag von Fukushima helfen dabei.
Menschen sind zu Tode gekommen; sie sollen nicht einfach vergessen sein. Tausende mussten
ihr Zuhause verlassen; für Hunderttausende bleibt für die nächsten Jahrzehnte die
quälende Ungewissheit, in welcher Weise die Strahlung ihre Körper schädigt. Sie brauchen
die weltweite Solidarität und, wo das möglich ist, unsere konkrete Unterstützung - für die
Bewältigung ihres Alltags und in ihrem (in ihrem? nein: in unserem gemeinsamen!) Kampf
dafür, dass endlich konsequent Schluss gemacht wird mit menschenverachtender Technik.
In diesem Jahr rückt ein weiterer Aspekt in den Vordergrund. Es wächst das Bewusstsein
dafür, wie bedroht eigene Sicherheit ist. "Sicherheit - was soll das sein?" werden jetzt einige
fragen. Wir reden hier nicht, wie Innenpolitiker das gerne bei diesem Stichwort tun, von
Kameras am Bahnhof und Ausrüstung für die Polizei, nein ganz bestimmt nicht!
Auch nicht von der Sicherheit, die am Hindukush zu Tode verteidigt wird.
Menschen fragen sich, und das zu Recht, was wäre, wenn es hier vor der Haustür zum
Containmentversagen käme. Die Beschäftigung mit dieser bedrohlichen Vorstellung fällt
sehr unterschiedlich aus. Das Theaterstück von Schülerinnen und Schülern entwirft ein
breites Spektrum an Szenarien, wie das Leben durch einen Super-GAU aus den Fugen geriete.
Eine Studie widmet sich ausgiebig technischen und administrativen Details. Wir halten
sie für lesenswert. Zwar lassen sich einige Passagen darin deuten als Vorschlag, wie ein
Weiterbetrieb von Atomanlagen sicherer zu machen wäre. Forderungen dieser Art zu erheben
würden wir ablehnen - wir wollen auch kein relativiertes Risiko! Aber Defi zite konkret
zu benennen kann nicht falsch sein. Noch einmal ganz anders denkt Vandana Shiva in ihrem
Beitrag über Sicherheit und Freiheit nach.
ciaaao
zurück