aaa-uftakt
Geschichte wird gemacht. Dazu eine Anekdote: vor 35 Jahren erschien zum letzten
Mal die Szenezeitung "agit 883" aus Westberlin, Vorbild für unzählige Stattzeitungen
und bedeutendes Medium für das Projekt linke Gegenöffentlichkeit. Dies als Anlass
nehmend ist jetzt ein Buch mit immerhin 296 Seiten inclusive CD erschienen. (Aus
Platzmangel haben wir es im Heft leider noch nicht weiter würdigen können.) Als wir
den Herausgeber fragten, was sein Anliegen für diese Retrospektive gewesen sei,
bekamen wir als Antwort: "wir wollten das erzählen, bevor es ein anderer erzählt."
Eine Brokdorf-Veranstaltung, die kürzlich stattfand, gibt dieser Haltung Recht:
Geschichte wird gemacht von denen, die die Erzählung organisieren. Unter der Regie
einer jugendlichen Bundestagsabgeordneten wurden in Wilster ZeitzeugInnen auf ein
Podium gesetzt, ausgewogen ausgewählt, versteht sich. "Ja, so war das; wir waren
halt radikalisiert damals." - lange ists her. Doch. Man hat etwas gelernt aus der
Geschichte, sagt der Polizist: aufbauend auf den Erfahrungen von Brokdorf kann
die Einsatzleitung heute mit einer Situation, wie sie für Heiligendamm erwartet wird,
viel besser umgehen.
Am Ende, wen wundert es bei diesem Setting, reichen sich der Polizeibeamte und die
Atomkraftgegnerin die Hand. "Das war Geschichtsunterricht, wie er in keinem Lehrbuch
zu finden ist" lobt sich die grüne Veranstalterin, und regt weitere Maßnahmen
von Geschichts-Bewältigung solcher Art an: "Hauptsache, das wird konkret!" Wer sich
angekommen glaubt in der Welt der Gewinner, kann getrost Frieden stiften auch mit
den wilden Tagen der Vergangenheit.
Reicht es aus, der oder die Erzählende zu sein? Die vorliegende aaAusgabe trägt
Antworten zu dieser Frage zusammen. Spannende Antworten, wie wir finden.
ciaaao