Nr. 174
Not-Strom - überfällige Konsequenzen aus Forsmark und Brunsbüttel
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48 Seiten
September 2006
Preis: 3,00 EUR

 
 
 
 
  • aaa-uftakt

    „Seid doch mal positiv!“ Die aaa sei schon von ihrem Namen her zu negativ, wurde uns kürzlich gesagt, so anti.

    Vornehmes Ziel einer Bewegungszeitschrift, so lautete der wohlmeinende Rat, sei es, die Erfolge eben dieser Bewegung aufzuzeigen. Nicht nur, daß die Leute sowas lieber lesen, nein, wir selbst könnten auch viel zufriedener leben. Jenseits der Frage, ob es angemessen ist, in einer Welt, so wie sie ist, zufrieden zu leben, wäre herauszufinden, was das eigentlich ist: ein Erfolg.

    Nehmen wir als Beispiel mal Brunsbüttel!

    In Forsmark hantieren Elektriker im Umspannwerk. Ein Lichtbogen, den sie dabei verursachen, läßt den Reaktor an einer Katastrophe nur knapp vorbeischrammen. Umweltengagierte sorgen nun durch beharrliches Nachbohren und die Veröffentlichung intimer Kenntnisse der Vorgänge dafür, daß die Atomaufsicht die Parallelen zum Atomkraftwerk in Brunsbüttel zur Kenntnis nehmen muß.

    In nicht enden wollendem Optimismus sagen wir voraus: bis dieses Heft erscheint, hat der Umweltminister getan, was die Vernunft rät. Er hat die vorläufige Stilllegung der Anlage verfügt und strukturelle Änderungen an der Leittechnik angeordnet. Vattenfall, dem Betreiber, ist das zu teuer. Er nimmt das Kraftwerk vorzeitig endgültig vom Netz. Gleiches passiert übrigens in Biblis A, wo ebenfalls eigentlich redundante Systeme unter nicht zu heilendem common failure leiden.

    Ist das ein Erfolg für die anti-Atom-Bewegung? Zweifel sind berechtigt, denn entsprechend dem Konsensvertrag würden in einem solchen Fall die Reststrommengen auf andere AKWs übertragen. „Risiko und Müllproduktion werden umgeschichtet von Brunsbüttel nach Brokdorf“ würden wir mit einigem Recht kritisieren.

    „Ach, nörgelt doch nicht so!“ rät unser positiver Freund. Tun wir auch nicht. Nein, wir würden uns freuen. Echt! Wir können uns ja freuen, ohne mit dem Kritisieren aufzuhören.

    ciaaao