05. August 2009 : offener Brief der Familie Bischoff aus Wolfenbüttel an Herrn Wulf An den Ministerpräsidenten des Landes Niedersachsen Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, in wenigen Tagen, am 8. August, werden Sie unser wunderschönes Wolfenbüttel besuchen, um die Landesmusikakademie offiziell einzuweihen. Durch die Landesakademie an sich, aber auch durch die wirklich gelungene Architektur, wird Wolfenbüttel als Kulturstadt weiter aufgewertet. Wolfenbüttel ist jedoch nicht nur eine Kulturstadt. Wolfenbüttel liegt inmitten atomarer Entsorgungseinrichtungen:
Ach, fragen Sie doch mal Frau Schavan, wie viel Prozent der Forschungsmittel in die Atomenergie gesteckt wurde und wird und wie viel Prozent in die alternativen Energien (ganz zu schweigen von den (versteckten) Steuermittel für die Entsorgung des Atommülls, aber das würde jetzt zu weit führen). Die Zahlen würden uns übrigens auch interessieren. Für eine kurze Mitteilung bedanken wir uns schon im voraus. Wir freuen uns, dass Sie zur Einweihung einer Kultureinrichtung kommen, für unsere Zukunft und vor allem der unserer Kinder ist es aber dringend erforderlich, dass Sie sich nicht nur für unsere Kultur, sondern auch für unsere Natur einsetzen. Es war schon unverantwortlich, in die Kernenergie einzusteigen, ohne die Endlagerfrage gelöst zu haben. Noch unverantwortlicher ist es jedoch, wenn Politiker eine Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken fordern und dabei - wie Sie im Interview in der Welt vom 10.7.2009 - auf die vermeintliche Sicherheit der einzelnen Kraftwerke abstellen, die ungelöste Endlagerfrage jedoch völlig ignorieren. Wer den Zusammenhang zwischen Laufzeitverlängerung und Endlagerung nicht sieht, ist nicht kurzsichtig, der/die verschließt absichtlich die Augen. Eine strahlende Zukunft haben wir uns für uns und unsere Kinder anders vorgestellt. Vielleicht ist Ihnen jetzt aufgefallen, dass alle tatsächlichen oder geplanten Endlagerstandorte in dem Bundesland oder in dessen unmittelbarer Nachbarschaft liegen, für dessen Menschen und Umweltschutz Sie als Ministerpräsident Verantwortung tragen. Nehmen Sie sich ein Beispiel an Ihren bayrischen Kollegen, die haben sich tatsächlich mal darauf berufen, dass ein Endlager in Ihrer schönen Landschaft und aus touristischer Sicht nicht infrage käme. Welche Aufregung, als jetzt die Tschechen an der bayrischen Grenze ein Endlager geplant haben. Wir hoffen, Sie wissen wie schön Niedersachsen ist (nicht nur Wolfenbüttel, waren Sie mal im Wendland bei der Kulturellen Landpartie, da ist Kultur und Natur noch im Einklang, bis auf ...) und kommen nicht auf die Idee auch noch den tschechischen Atommüll in Niedersachsen aufzunehmen. "Scherz" beiseite, wir sind natürlich nicht für das St. Floriansprinzip. Wir sind fürs Abschalten, aber für den vorhandenen Atommüll und den Restmüll (von dem auch ganz viel aus dem Bundesland kam und kommt, in dem der Wahlkreis von Frau Schavan liegt) muss objektiv nach Lagermöglichkeiten gesucht werden und nicht nur in Niedersachsen (und wahrscheinlich nicht nur unterirdisch). Und vor allem sorgen Sie bitte dafür, dass es bei Restmüll bleibt. Setzen Sie sich bitte gegen eine Laufzeitverlängerung ein.
Mit freundlichem Gruß PS: Der pressebox Hamburg vom 05.08.2009 entnehmen wir gerade: "Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) war schon vor 13 Jahren ueber eine moegliche radioaktive Verseuchung des Trinkwassers durch das Atommuellager Asse II informiert. Dies geht aus einem Greenpeace vorliegenden Schreiben des Bundesamtes fuer Strahlenschutz (BfS) an das Bundesumweltministerium aus dem Jahr 1996 hervor. Die Untersuchungen des BfS zeigen auf, dass die Lagerung von Atommuell in Salzstoecken mit erheblichen Sicherheitsrisiken verbunden ist." Es kann also niemand sagen, er/sie habe es nicht gewußt.
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