NPR: US-Präsident Trump setzt vor allem auf neue Mini-Nukes

Aufrüstung für Atomkrieg

von aaaRed

Die US-Administration plant die Entwicklung neuer Atomwaffen mit "niedriger Sprengkraft". Kritiker warnen vor der Gefahr, dass dadurch die Schwelle zu deren Einsatz und zur Auslösung eines Atomkriegs gesenkt werde. Sie weisen zudem darauf hin, dass die US-Streitkräfte schon jetzt etwa 1.000 Atomwaffen in ihrem Arsenal haben, deren Sprengkraft als "niedrig" eingestuft wird. Auch die sogenannten Mini-Nukes haben eine enorme Sprengkraft von bis zu 20 Kilotonnen. Die Atombomben, die am Ende des Zweiten Weltkrieges über Hiroshima und Nagasaki abgeworfen wurden, hatten eine Sprengkraft von etwa 15 bis 20 Kilotonnen und wären nach heutiger Definition als Mini-Nukes einzuordnen.

Die Planung der neuen Atomsprengköpfe ist Teil einer umfassenden "Modernisierung" der US-amerikanischen Nuklearwaffen. Dabei handelt es sich um die Ersetzung so gut wie aller atomaren Gefechtsköpfe und ihrer Trägersysteme - Raketen und "Cruise-Missiles", aber auch U-Boote und Kampfflugzeuge - durch neue, noch zu entwickelnde oder jedenfalls noch nicht einsatzbereite Modelle. Damit verbunden ist eine enorme Steigerung der militärischen Kapazitäten, ohne dass gegen bestehende Abrüstungsabkommen verstoßen werden müsste.

Im neuen Nuclear Posture Review vom 2. Februar fordert das Pentagon mehr Atomwaffen mit geringer Sprengkraft und droht den Einsatz von Atomwaffen auch bei einem Angriff mit "nicht-nuklearen Waffen" Das Pentagon argumentiert, dass die strategischen Atomwaffen mit ihrem gigantischen Zerstörungspotenzial zur Abschreckung nicht ausreichten. Deshalb sollen die neuen kleinformatigen Atomwaffen das Abschreckungspotenzial des US-Atomwaffenarsenals erhöhen. Rivalisierenden Staaten wie Russland oder auch China werde dadurch ihr "irregeleitetes Vertrauen" genommen, dass sie bei einem Einsatz ihrer eigenen kleinen Atomwaffen nicht mit einem atomaren Gegeneinsatz der USA rechnen müssten.

Neu ist vor allem, dass das Pentagon über mehr taktische Atomwaffen mit geringer Sprengkraft und eine atomare Langstreckenrakete verfügen will, die von einem U-Boot abgefeuert wird.

Zudem wird der Einsatz von Atomwaffen auch als Reaktion auf einen größeren Angriff mit nicht-nuklearen Waffen angedroht. Offenbar hatte es darüber einige Aufregung gegeben. So wurde spekuliert, dass auch als Vergeltung auf einen Cyberangriff mit taktischen Atomwaffen zurückgeschlagen werden könnte. Gestern erklärte der Luftwaffengeneral Paul Selva, dass die US-Streitkräfte ihr Recht wahren, Atomwaffen einzusetzen, "wenn unsere nationalen Interessen, unsere Bevölkerung oder Infrastruktur mit bedeutsamen Folgen angegriffen werden". Das sei keine Änderung zu früheren Strategien, neu sei nur die Verdeutlichung durch Hinzufügung eines Satzes, dass ein solcher Angriff auch nicht-nukleare Schläge etwa auf die strategischen Kommando- und Warnsysteme der USA oder ihrer Alliierten einschließe.

Schon der erste NPR im Jahr 2001 unter der Präsidentschaft von George W. Bush forderte die weitere Entwicklung von taktischen Atomwaffen oder Mini-Nukes. Angedacht wurde ein begrenzter Einsatz von Nuklearwaffen und die Entwicklung von Waffen mit kleineren Nuklearsprengköpfen, um unterirdische Bunker zu zerstören oder "Kollateralschaden" zu vermindern. Begonnen wurde mit dem Bau kleinerer Atomwaffen zur Zerstörung unterirdischer Ziele allerdings schon in den 1990er Jahren, Ergebnis war das der "Bunker Buster" B61-11, eine Wasserstoffbombe mit einer Hülle aus abgereichertem Uran. Wie andere B61-Bomben waren das auch bereits Mini-Nukes, weil sie mit unterschiedlicher Sprengkraft von 0,3 bis 320 Kilotonnen ausgestattet werden können. Angeblich das erste Mal auf die Penetrationswirkung gegen ein Betonziel getestet wurden B61-11 ohne atomaren Sprengkopf 2014. In Entwicklung sind nun Atombomben des Typs B61-12.

Schon seit Jahren, vor allem seit Beginn der Installation des amerikanischen Raketenabwehrschilds, sind Russland, China und die USA auch im Hinblick auf die Atomwaffen wieder in einen Rüstungswettlauf eingetreten. China hatte sich im Kalten Krieg noch nicht intensiv beteiligt. Man schätzt, dass das Land über etwa 270 Atombomben verfügt, die USA haben 6800 und Russland 7000.

Mini-Nukes des Typs B61 sind übrigens in Europa, auch in Deutschland, im Rahmen der "nuklearen Teilhabe" gelagert.@

 

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