Jharkard (Indien):
Schändliche Ausbeutung der Uran-Arbeiter: Adivasis protestieren


No food, no jobs, but we have atombombs

von Anuj Wankhede

Am 15 August stellte sich die Militärmacht öffentlich zur Schau. Wie jedes Jahr jubelten die Menschen und der Premierminister schwärmte von dem Fortschritt, den Indien gemacht hat und der sie in den Club der Supermächtigen geschleudert hat. An der Westgrenze sind Indien und Pakistan in einen heftigen angespannten verdeckten Krieg verwickelt und bedrohen sich gegenseitig mit atomarer Vernichtung, wenn....

An der anderen Grenze stehen indische und chinesische Truppen sich in Doklam Aug in Aug gegenüber, bereit, aufeinander zu schiessen und bis aufs Messer zu bekämpfen. Beide Länder sind Atomsupermächte. Die Mächte berichten ständig darüber. Währenddessen ist eine grosse Gruppe armer Adivasis seit sieben Tagen in einen Hungerstreik getreten. Niemand hört auf sie. Dies ist eine Geschichte, über die niemand berichtet. Aber sie muss erzählt werden:

Während die Nation ihren Status als Atommacht zelebriert, muss im Kopf behalten werden, dass genau die Menschen, die ihr Land und ihre Lebensumgebung verloren haben, dazu beigetragen haben, das Land und das Leben der gesamten Bevölkerung zu erhalten.

Das Land erfreut sich einer steigenden Lebenserwartung, während die Arbeiter im Uranabbau und ihre Familien an Krebs sterben. Während die Kindersterblichkeit im ganzen Land zurückgegangen ist, werden dort Kinder mit schwerwiegenden unheilbaren genetischen Defekten geboren. Soll so mit den Menschen von Tzuramdih umgegangen werden? Was ist ihre Schuld?

Sie haben Land abgegeben, weil sie einer Propaganda der Regierung zum Opfer gefallen sind und an ihre falschen Versprechungen geglaubt haben. Und sie haben Tod, Krankeit und Verzweiflung zurückbekommen.

    Das atomare Waffenlager
    des Landes benötigt Uran.

Und dieses Uran liegt tief unter der Erde. Es wird in den tiefen Minen von Jharkhand abgebaut, verarbeitet und dann zu anderen weit entfernten Standorten in Indien transportiert, um dann in strahlende Raketen eingebaut zu werden, die die Menschen am Tag der Unabhängigkeit oder am Tag der Republik vorgeführt bekommen. Das sind die Spielzeuge, die den Menschen in Indien das Gefühl von unangebrachtem Stolz und falscher Prahlerei geben. Dass Atomwaffen absolut keinen Platz in einem zivilisierten Land haben sollten, steht ausser Zweifel, aber ich will hier diese Diskussion gar nicht wieder aufmachen.

Was ich sagen will ist, dass das Land, das so stolz darauf ist, Atomwaffen zu besitzen, sich gleichzeitig schämen sollte darüber, wie es mit den Menschen umgeht, die das ermöglichen.

Das sind die Uranarbeite rim Gebiet Jharjhard. Das sind die UreinwohnerInnen, die Adivasis. Einst stolze Eigentümer, jetzt an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Diese Minen sind nicht einmal 10km entfernt von Jamshedpur – dem Sirz des gigantischen Konzerns TATA.

Jahrzehntelang wurden die UreinwohnerInnen- die Adivasis – im Ost Singhbhum Distrikt ausgebeutet – sozial, finanziell, geistig und ökonomisch- einfach nur deshalb, weil es dort Uranvorkommen gibt.

Das Uranvorkommen ist von sehr geringer Konzentration verglichen mit Lagerstätten in Australien und Kanada. Trotzdem finden grosse Abbauaktivitäten in einem riesigen Gebiet statt, um eine geringe Menge raffiniertes Uran zu gewinnen. Aber Indien braucht selbst dieses Uran, um das Waffenprogramm weiterzuentwickeln.

Trotz dieser Tatsachen wird die Behauptung aufrechterhalten, dass dieses Uran bearbeitet und benutzt wird für zivile Zwecke, zur Energiegewinnung. Aber weltweit kennt man die Wahrheit.

Der Uranabbau begann 1968 in der Nähe von Jadugora, ungefähr 15 km von Turamdih entfernt.Die Region um Jadugora trägt die Hauptlast von diesem unsicheren und unwissenschaftlichen Uranabbau.

Jadugora und die umliegenden Uranminen konnten bald nicht mehr den Hunger nach noch grösseren und gefährlicheren Atomwaffen stillen. Die Suche erstreckte sich über Jharkhand hinaus.Uran in grösseren Mengen wurden in AndraPradesh und Meghalaya gefunden. Aber die UreinwohnerInnen in dieser Region haben aus den Erfahrungen in Jadugoda gelernt und vertrieben die UCIL (Uranium Corporation of India Ltd).

Nach diesem Misserfolg expandierte UCIL den Uranabbau rund um Jadugora und erstreckt sich nun über einen rieseigen Berich. Turamdih muss nun die Last der schmutzigenTtricks der UCIL und der Regierung tragen. Grosse Landareale wurden enteignet. Versprechen von Entschädigung und gutbezahlten Jobs wurden nicht eingehalten.

Ein Gang durch den UCIL Bezirk öffnet die Augen. Die vornehmen Viertel der leitenden Angestellten der UCIL mit den gutangelegten Strassen und gepflegten Rasen erwecken auf den ersten Blick den Eindruck, alles ist in Ordnung. Ein ganz anderes Bild ergibt sich bei einer Wanderung durch die erbärmliche Armut und die Hütten der Umgebung. Selbst die Unterkünfte der niedriger eingestuften Mitarbeiter und die Unterkünfte der Arbeiter sind marode dreigeschossige Gebäude in sehr schlechterhaltenem Zustand.

Die Wasserversorgung für die Führungskräfte kommt aus modernen Filteranlagen. Für die Arbeiter gibt es nur verseuchtes Wasser. Der radioaktive Abfall aus der Uranverarbeitungsanlage wird in Abwasserbecken (tailing ponds) geleitet, in denen er angeblich verbleibt. Die Becken sind aber nicht wirklich Becken sondern kleine Seen.

Unglücklicherweise sind die Umgrenzungswälle gebrochen und der radioaktive Abfall hat das Grundwasser verseucht. So waren die Menschen gezwungen, dieses verseuchte Wasser zum Trinken, Kochen und Waschen zu benutzen. Das allein ist ein Verbrechen gegen die Menschlichckeit und würde in einem zivilisierten Land nicht toleriert werden.

Nicht dass es nicht bekannt wäre. Selbst schon bevor ich Turamdih im Jahr 2013 besuchte, sind solche Dammbrüche passiert. Und UCIL hat nichts getan. Schliesslich hat die Bevölkerung angeführt von Arjun Samad dem sintflutartigen Regen getrotzt und das Überfluten der Dämme durch Sandsäcke und Bauschutt eingeschränkt. UCIL hat still zugeschaut. Und sie schweigt immer noch. Sie sorgt sich nur um ihre Führungskräfte und überlässt die Arbeiter diesem menschengemachten Diaster.. Die Absetzbecken sind voll von radioaktivem Schlamm , der weiter in den Boden sickert und das Grundwasser und die Erde weiter weg von den Uranminen verseucht. Kühe grasen auf den verseuchten Böden.

Zahlreiche Studien von ausländischen und indischen Experten in Jadugora haben gezeigt, dass die Gesundheitsprobleme alarmierend sind. Die Regierung hat nichts unternommen ausser die Aktivitäten von "outsiders" (Aussenstehenden) in dieser Region zu verbieten oder zu kontrollieren.

Die Regierung will die Verstösse und Rechtswidrigkeiten im Uranabbau unter den Teppich kehren. Bei Anfragen an das Department of Atomic Energy or the Directorate of Mining or UCIL or PMO gibt es keine Antwort. Nachforschungen von Unabhängigen Instituten werden abgewiesen mit dem Hinweis auf "nationale Sicherheit"

    Die gegenwärtige Situation für die UreinwohnerInnne ist verfahren

Arjun Samad ist einer der Anführer die Proteste und des unbegrenzten Hungerstreiks.Er treibt seit über 10 Jahren den Kampf um Land und Arbeiterrechte voran. Zunächst versprach UCIL Festanstellungen und bietet nun im besten Fall Zeitarbeit an. Arbeiter, die jahrelang als Zeitarbeiter gearbeitet habe, erhalten keine soziale Absicherung oder gar eine Lohnerhöhung. Sie sind der Willkür und den Launen der SZeitarbeitsfirmen ausgesetzt.

Die Bevölkerung hat sich an höheren Stellen über die zunehmenden Rechtsverstösse , Korruption und die UCIL – Zeitarbeits-Verknüpfung beschwert, aber vergeblich. Wenn Arbeiter ihre Stimme erheben, werden sie entlassen. Über 370 temporär- und 2 festangestellte Arbeiter bekommen gegenwärtig keinen Lohn und es wird ihnen kein Grund dafür genannt. Die Zeitarbeitsfirmenrmaffia bestimmt hier und UCIL lässt sie gewähren. Nicht nur hassen die Zeitarbeitsfirmen und das Sicherheitspersonal die Arbeiter, sie bauen auch illegale Kontrollpunkte auf, an denen jede Person, die die Kontrollstelle passieren will, Geld bezahlen muss. Die Situation wird noch dadurch verschlimmert, dass sowohl die UCIL Verwaltung als auch die Zeitarbeitsfirmen wissen, dass sie in einer offiziell gesperrten Region operieren und ziemlich sicher vor "outsidern" sind.

Während der 6 Tage Protest ist kein einziger Mitarbeiter von UCIL vorbeigekommen. Ironischerweise hat am 6. Tag ein BJP Politiker nur 2km entfernt einen Grundstein für einen neuen industriellen Komplex gelegt.

Aber warum nur die Regierungen angreifen? Die Menschen vor Ort glauben, dass sie zu unbedeutend sind, um das mächtige Verteidigungsestablishnment zu bewegen, Der Konzerngigant, der das könnte, schweigt auch: der TATA Konzern.Obwohl nur ein paar Kilometer entfernt hat auch die TATA ein blindes Auge für die Vorgänge in ihrem Hinterhof.

Der Subarnarekha Fluss fliesst von Jadugora bis Tatanagar (Jamshedpur) und ist radioaktiv verseucht. Teile der Stadt Tatanagar , die ausserhalb des TATA-Bezirks liegen, benutzen mit radioaktiven Teilchen durchsetztes Wasser. Turamdih ist dagegen eine Tagebau-Mine. Hier gibt es heftige Sprengarbeiten. Die Sprengungen wirbeln den radioaktiven Staub in die Luft und je nach Windrichtung wird der Staub nach Tatanagar getragen. Das sind keine neuen Erkenntnisse und ganz sicher ist die Verwaltung von TATA sich dieser Gefahren bewußt. Aber sie bevorzugt, zu schweigen.

Eine Menge der Produktions- und Bergbauaktivitäten des TATA –Konzerns passiert in Jharkhand. Ironischerweise bieten TATA Krebs-Krankenhäuser kostenlose Behandlung von genetisch seltenen und strahlenbedingten Funktionsstörungen, aber oft ohne Erfolg. Vielleicht sollte vielmehr an erster Stelle darüber nachgedacht werden, wie diese Erkrankungen verhindert werden können als sie im Nachhinein zu behandeln. Aber finanzielle Interessen zählen mehr und ausserdem sorgt das Betreiben von wohltätigen Krankenhäusern für Steuerersparnisse und ausserdem für gute Publicity.

Wie lange müssen Uranarbeiter noch leiden?@

Anuj Wankhede ist ein in Mumbai
lebender unabhängiger Forscher
und hat viel Zeit bei den
Bergarbeitern verbracht.

www.dianuke.org/
01.08.2017

Übersetzung aaaRed

 

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